Das Schöne am Format "Ex on the Beach" ist ja schon auch, dass die Folgen lediglich 45 Minuten dauern. In diesen homöopathischen Dosen lernt man aber dennoch ein wenig jenen Teil der jüngeren Generation besser kennen, der sich mit Verve selbst inszeniert, kann sich aber auch an dessen Sprache erfreuen. Kleiner Tipp vorweg: Gönn dir nachher vielleicht dennoch kurz eine alte Bachmannpreis-Sendung oder zimmer dir eine Sloterdijk-Lesung ins Zerebrum, um wieder alles stabil werden zu lassen, Bro!

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Robert Penz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Es wartete eine gewaltige Villa an einem malerischen Strand in Mexiko auf sechs Singles. Dass das halbe Dutzend nach Liebe Suchender weiß, dass bald die eine oder andere Ex hier am Strand auftauchen könnte? Klar!

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Obwohl es vielleicht noch immer einen mörderischen Beef gibt. Obwohl man einander eventuell hasst wie die Pest. Das sieht das Konzept von "Ex on the Beach" nun mal so vor. Dafür gibt’s ja auch ein bisschen Cash bar auf die Kralle. Und natürlich Fame. Bei diesem Format, das am Dienstagabend (25. April) in seine vierte Staffel ging: Das Drama ist vorprogrammiert.

Paulina, der "weibliche Fuckboy"

Paulina Ljubas ist die erste, die auf die Zuseherinnen und Zuseher losgelassen wird. Die 26-jährige Schauspielerin ("Köln 50667") ist Reality-TV-erprobt und steuert auf die Bar zu. "Ihr wisst gar nicht, wie ich Bock hab, mir einen reinzuzimmern", machte ihre Sprache schon zu Beginn Spaß.

Den will sie selbst übrigens in Mexiko auch haben. "Jetzt hinter mir die Sintflut, ich will alles in den Mund stecken und einfach mit allem rumspielen", legte Paulina, die zugibt, manchmal einfach ein Arschloch zu sein, und sich als 'weiblichen 'Fuckboy' sieht, direkt nach.

Die Dunkelhaarige, die in diesem Paradies bald auf ihren Ex Yasin Mohamed treffen könnte, ist jedenfalls extrem neugierig, "welche heißen Boys hier noch so an den Strand gespült werden". Das Publikum natürlich ebenso. Vielleicht spült es auch noch ein paar heiße Mädels an den Strand. Das war jetzt ironisch. Das gilt natürlich als safe!

Crazy heutzutage: 45-Minuten-Häppchen

Der Beginn der ersten Folge von "Ex on the Beach" bereitet einem, wenn man an der Entwicklung der Jugendsprache sowie auch an jenem Teil der jüngeren Generation interessiert ist, der sich gern vor laufender Kamera produziert, im Grunde richtig Freude. Ganz sicher auch, weil einem das "RTL+"-Format in kompakten kleinen Häppchen verabreicht wird.

Jede Folge dauert rund 45 Minuten, was in Zeiten, in denen bereits Flatulenzen einer Eintagsfliege zum Fünfteiler aufgeblasen werden, einigermaßen crazy, aber auch sehr angenehm ist. Einigermaßen crazy ist auch, dass Kimi, der als nächstes ins Haus einzog, in den ersten fünf Minuten gefühlt 25 Mal "crazy" sagte.

Für den 25-jährigen Heilbronner Berufstechniker südländischen Typs ist "Ex on the Beach" die erste Reality-TV-Erfahrung. Er bekam es gleich mit Paulina zu tun, was er aber nicht nur "crazy" fand, sondern auch ganz gut. "Die ist schon erfahren und bin bisschen in diesem Game drin", meinte er. Definitiv gut ist auch der Blick vom Haus, das etwas oberhalb des Sandstrandes liegt, auf die weite See. Verrückt.

Kimi sagt "essenziell" und "Intention"

Auch Carina, die als nächste mit ihrem Koffer auf der steilen gepflasterten Straße zum Haus kämpfte, kennen Reality-TV-Affine aus den Formaten "Love Island" und "Are you the One?". Dass die 23-Jährige gelernte Altenpflegerin ist, kann man sich irgendwie kaum vorstellen. "Für mich kann es nie verrückt genug sein", ließ sie uns wissen.

Und klar, auch Carina möchte "Ex on the Beach" neue Typen kennenlernen. Den Kimi zum Beispiel, der später erstaunlicherweise noch "essenziell" und "Intention" sagen wird, findet sie optisch echt gut, weshalb die beiden auch rasch ins Gespräch kamen: "Und wo warst du schon?", wollte Carina von ihm wissen. "Ich war nirgends. Erste Mal TV und so", gab Kimi zur Antwort, ehe Roman aus Österreich antanzte, der gleich mal loswerden musste, dass er auf härteren Sex stehe.

"Woher kommst?", will Kimi, für den normale Sätze eher keine Alternative sind, von Roman wissen. "Österreich", antwortete dieser knapp. "Crazy!", so Kimi, der die News auch gleich teilen wollte. "Der kommt aus Österreich einfach", tischte er Paulina und Carina auf, denen Roman aber irrsinnig wurscht war, was man ihnen nicht verdenken konnte.

Paulina wünscht sich ein Drecksschwein

Chiara, die Roman ins Haus folgte, würde laut eigenen Aussagen "Red Flags", also Warnsignale, bei Männern immer sehr früh erkennen. Ihr Problem aber: "Ich ignoriere sie immer", so die 25-jährige Influencerin, die bei "Ex on the Beach" nach eigener Aussage durchaus bereit ist, in den Krieg zu ziehen.

Rhetorisch interessanter wurde es wieder, als Jonny sich und seinen Koffer Richtung zum Haus schleppte. "Digga Alter, ich fick mein Leben, ehrlich", schimpfte der 29-jährige Ganzkörperbemalte, der sich für die coolste Sau im Sonnensystem hält. Jonny war schon bei "Temptation Island" als "Verführer" mit von der Partie.

Er würde am liebsten auf keine seiner Ex-Freundinnen treffen, bemerkte der Blonde in der Villa. Zu "Ich hätte gern so ein richtiges Dreckschwein"-Paulina würde für Jonny wie die Faust aufs Auge passen, meinte man. Aber leider: Der sei für sie voll nur so "bro-mäßig" und total aus der "Friend-Zone", dafür könne man mit ihm aber sicher "so richtig saufen".

Gemeinsamer Musikgeschmack? So wichtig!

Die Protagonisten versuchten einander im Haus zunächst kennenzulernen, wobei man thematisch eher an der Oberfläche blieb. "Wird das eigentlich alles schon gedreht?", wollte Kinnbartträger Kimi von Carina wissen. "Ja, safe", antwortete die Altenpflegerin, was Kimi zur allgemeinen Überraschung für "crazy" befand.

Immerhin: Man kannte einander jetzt wieder ein kleines bisschen besser. Ein ähnlicher Musikgeschmack ist für den 25-Jährigen mit den kurzen Sätzen und verrückten Worten in einer Beziehung ein absolutes Muss, wie er Carina gestand. Diesbezüglich divergente Interessen führen im Alltag unweigerlich zu gröberen Problemen, was Kimi anhand eines Beispiels auch ganz gut verdeutlichen konnte: "Stell dir vor, du fährst da mit dein' Babe auf locker Highway und dann auf einmal macht die so einfach Schlager." "Gut gebrüllt, Löwe!", hätte man im vergangenen Jahrtausend gesagt.

Infos, Nachrichten, Aufgaben, Direktiven etc. werden bei "Ex on the Beach" den Protagonisten stets über das sogenannte "Terror Tablet" zugespielt, dessen Bildschirm zunächst aber schwarz blieb, während Jonny damit beschäftigt war, Chicas klarzumachen und Carinas Lippen zu bedrängen, was bei der gar nicht mal so gut ankam.

Da war sie auch schon, die "Fuckboy"-Diskussion. "'Fuckboy' ist so ein abwertender Begriff. Ich hab' einfach meinen Spaß", verteidigte sich der offensive Jonny, der zudem noch unbedingt loswerden musste, dass er mit über 200 Frauen geschlafen habe. Auch von Carina wollte er Auskünfte über deren "Bodycount" – also über die Zahl ihrer bisherigen Geschlechtspartner.

"Alles, was Carina will, mach ich auf jeden Fall mit – absolut geile Sau", so Jonny, der da noch nicht wusste, dass er nicht allzu viel mitmachen würde müssen. "Du bist wie ein Bruder", schob ihm Carina, die mehr auf das Bubiface von Kimi steht, später rüber. Jonny war konsterniert. Das aber gleich auf crazy.

Paulinas Ex stört ihr Date am Strand

Kurz bevor der Einsatz von "Fuckboy", "crazy" und "safe" dann doch zu inflationär zu werden drohte, meldete sich das "Terror Tablet". Es war Zeit für Big Drama!

Das Tablet eröffnete den Teilnehmern, dass Paulina und Jonny sich sofort zu einem romantischen Date am Strand aufmachen müssten, was die 27-Jährige verwundert aufnahm, da ja Jonny, wir erinnern uns, für sie ja mehr so "bro-mäßig" sei. Paulina hatte gleichsam keinen Bock darauf, mit diesem am Strand einen auf Romantik zu machen, während der Blonde natürlich spitz wie Nachbars Lumpi in das Date ging, das für ihn allerdings nicht lang dauerte.

Denn "RTL+" ließ, während die beiden am gedeckten Tisch am Strand smalltalkten, ein paar mexikanische Künstler in Kostümen und hinter Masken im Sand antanzen – buchstäblich.

Schnellspanner Jonny überzuckerte sofort, dass die Bewegungen des Typen rechts hinten alles andere als professionell aussahen. Und tatsächlich: Der ungelenk agierende Maskierte trat hervor und steuerte auf die Kamera zu: "Ich bin der Ex-Freund von Paulina. Das Problem bei Paulina ist, dass sie einfach ein falsches Spiel gespielt hat und mich mit irgendwelchen Engländern in Thailand betrogen hat", so Yasin Mohamed, der schließlich die Maske lüftete und den Puls der Ex in die Höhe schnellen ließ.

"Na, Paulina, freust dich, mich zu sehen", so Yasins erste Worte zur Ex, bevor er Johnny gleich mal höflich, aber bestimmt verabschiedete und sich mit einem "Wir beide haben ein bisschen was zu bequatschen, ne?" wieder Paulina zuwandte. Die starrte ihren Ex an und brachte kein Wort mehr heraus. Echt crazy, der Cliffhanger!

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