Satiriker Jan Böhmermann schickt Satiriker El Hotzo in die USA, um sich für einen missglückten Witz bei Donald Trump höchstpersönlich zu entschuldigen. Die Ausgangslage klingt vielversprechend aber kann die Mockumentary das auch einlösen?

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Patricia Kämpf dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Eigentlich müsste die Mockumentary mit dem Wort "Dauerwerbesendung" überschrieben werden. Unklar ist nur, wer hier für wen Werbung macht.

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Mit dem unzweideutigen Spruch "Schmeckt besser als die meisten Haustiere" in einem Film über Donald Trump geht es los. Den hat sich eine Cola-Marke ausgedacht. Satiriker und Autor Sebastian Hotz (28) lässt sich "I'm sorry, Mr President" auf den Oberschenkel tätowieren und wirbt damit vermutlich für seine Chuzpe als Gag-Schreiber. Und dann taucht auch noch Schauspieler Ralf Möller in Karohemd und Cowboyhut auf, erklärt das US-Wahlsystem in einem Satz und lässt nebenher seine Rolle in "Gladiator" von vor 24 Jahren nicht unerwähnt. Er wirbt also ein bisschen für die USA und ein bisschen für sich selbst.

Das alles passiert in der Mockumentary "I'm sorry, Mr President Der tiefe Fall des El Hotzo", also in einem knapp 40-minütigen Film, der so aussieht wie eine Dokumentation, eine solche aber in erster Linie parodiert. Die Ausgangslage: Satiriker Jan Böhmermann schickt Sebastian Hotz, der sich El Hotzo nennt, in die USA, um sich bei Donald Trump für einen missglückten Witz zu entschuldigen.

Jan Böhmermann ist Hotz' Auftraggeber. © RTL / UE GmbH

Sebastian Hotz' missglückter Witz über Donald Trump

Der missglückte Witz geht so: Nachdem Trump im Juli bei einem versuchten Attentat angeschossen und am Ohr verletzt worden war, setzte Hotz auf X einen seiner Gags ab. "Was haben Donald Trump und der letzte Bus gemeinsam?", twitterte er. "Leider knapp verpasst". Später fügte er noch hinzu: "Ich finde es absolut fantastisch, wenn Faschisten sterben."

Das blieb selbstverständlich nicht folgenlos. Hotz verlor seinen Job beim RBB, wo er eine Radiosendung moderierte. Der Vizepräsident des deutschen Bundestages, Wolfgang Kubicki, forderte, dass sich die Staatsanwaltschaft mit dem Tweet befassen müsse. Und auch Elon Musk hatte etwas zu sagen er wandte sich in einem Tweet gleich direkt an den Bundeskanzler.

"Was sollte diese Scheiße?", fragt deswegen auch Böhmermann Sebastian Hotz zu Beginn der Mockumentary. "Geschmacklose Witze über Präsidenten anderer Länder! Du löst hier Staatskrisen aus." Natürlich stellt Böhmermann diese Frage, löste er mit seinem "Schmähgedicht" auf den türkischen Präsidenten Erdogan im Jahr 2016 doch tatsächlich eine Staatskrise aus.

Allein der Tenor, Hotz habe mit seinem Tweet etwas Ähnliches verursacht, gibt die Richtung der Mockumentary vor: Das hier ist alles Satire denn selbstverständlich hat Sebastian Hotz keine Staatskrise ausgelöst. Dabei ist die Grundidee des Films eigentlich eine gute: Jan Böhmermann feuert Hotz und der geht daraufhin in die USA, um zu Kreuze zu kriechen. Interessant daran ist, dass Böhmermann und Hotz die Mockumentary nicht für das ZDF oder den RBB gemacht haben Böhmermanns "ZDF Magazin Royal" läuft im Zweiten und Hotz war dort auch einige Jahre als Gag-Schreiber dabei.

Die Mockumentary aber läuft auf RTL+. Wo Werbung möglich ist. Die gibt es dann auch immer wieder zwischendurch, etwa wenn die Cola vom Anfang sich den Spruch hat einfallen lassen: "So viel Koffein, da schlackert das Ohr."

Der Film ist auch nicht ohne Witz, etwa wenn Sebastian Hotz sich in den Central Park in New York stellt und den Menschen um ihn herum zuruft, dass es ihn schmerze, dass kein Amerikaner ihm vergebe, weil doch "kein Deutscher jemals etwas Schlimmes getan" habe. Oder wenn er einen Mann fragt, der gerade an ihm vorbeiläuft, ob er Yanis Varoufakis sei, der ehemalige griechische Finanzminister. Und der Mann ihm den Mittelfinger entgegenstreckt.

Natürlich lässt sich Sebastian Hotz "I'm sorry, Mr. President" direkt tätowieren. Die Mockumentary läuft auf RTL+. © RTL / UE GmbH

Hier macht jeder Werbung für jeden

Hotz legt vor dem Lincoln-Memorial in Washington einen Kranz nieder und spaziert selbstverständlich irgendwann in den Trump Tower, um Donald Trump höchstpersönlich die Hand zu reichen. Vieles an der Mockumentary ist Satire, das kann man gut finden oder eben weniger gut. Es gibt auch zwei Interviews mit Historikern, die Hotz bestätigen, dass Trump ein Faschist sei.

Die Frage allerdings, die nach den knapp 40 Minuten bleibt: Was genau will die Mockumentary erreichen? Will Sebastian Hotz wirklich seinen Job zurück? Oder wollen er und Böhmermann zeigen, wie gut Satire sein kann?

Als Jan Böhmermann kürzlich in seinem Podcast "Fest & Flauschig" quasi aus dem Nichts auf El Hotzo zu sprechen kam, war geübten Zuhörerinnen und Zuhörern eigentlich schon klar, dass das kein Zufall war. Böhmermann tut nichts einfach so, spontan.

"Ich möchte hier an dieser Stelle offiziell die Karriere von El Hotzo beerdigen und ihm alles Gute auf seinem weiteren Lebensweg wünschen", sagte er zu seinem Podcast-Partner Olli Schulz und machte damit schon Werbung für die Mockumentary. "Pech gehabt. Passt bitte auf, was ihr macht bei ARD und ZDF, ansonsten seid ihr nämlich arbeitslos." Bei RTL+ wäre das also so nicht passiert? Die Mockumentary dürfte vor allem für den Privatsender erfolgreich sein.

Am Ende macht hier jeder Werbung für jeden. Dauerwerbesendung.

Verwendete Quellen:

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