Walter Freiwald - das ist der Mann, der das Geschehen im Dschungelcamp 2015 bestimmt. Um Zuschauer und Camp-Mitbewohner gegen sich aufzubringen, ist dem ehemaligen Co-Moderator von "Der Preis ist heiß" so gut wie jedes Mittel recht. Dabei stellt sich natürlich eine Frage: Ist Walter tatsächlich so frustriert oder spielt er einfach nur eine Rolle im Dschungeltheater?
Eigentlich hatte RTL für das Dschungelcamp 2015 alles genau geplant. So wie immer eben: ein paar ältere Stars, Casting-Reste und dazu noch verbitterte Promi-Kinder. Diese Dschungelbewohner wollen sich trotzdem nicht so benehmen, wie sie es sollen! Der Macho (Aurelio Savina) entpuppt sich als Frauenversteher. Die Zicken (Sara Kulka und die mittlerweile ausgestiegene Angelina Heger) sind ein Herz und eine Seele und zeigen sogar Anzeichen von Weisheit: "Hätten wir was gelernt, säßen wir hinter der Kamera und würden Schokolade essen und Cola trinken." Und der Nette (Jörn Schlönvoigt) ist so aalglatt, dass er nicht mal zum Dschungelkönig taugt. Zitat Angelina Heger: "Der hat keine Ecken und Kanten. Der ist rund."
Herausreißen kann das nur Walter Freiwald, der im Dschungelcamp 2015 als Dörrfleisch auf einer der Liegen vorgesehen war. Der lethargische Alte, der die ganze Sendung verpennt. Doch Freiwald zieht alle Register. Er ist wohl der Einzige, der das Prinzip der Show verstanden hat: Mach den Helmut Berger oder bleib gleich zu Hause. Freiwald läuft im besten Sinne Amok. Er gibt den Altstar mit übersteigertem Selbstbewusstsein, frustriert über die vergangenen Jahrzehnte in der zweiten Reihe.
Walter Freiwald stänkert im Dschungel, Harry Wijnvoord bei "RTL Exklusiv"
Seinen alten Kompagnon aus "Der Preis ist heiß", Harry Wijnvoord, beleidigt er direkt aus dem Dschungel heraus. Am nächsten Tag schießt der bei RTL Exklusiv zurück. Im Camp nimmt Walter sich Maren Gilzer, ehemalige Buchstabenfee beim "Glücksrad", zur Brust. Vor versammelter Dschungelmannschaft sagt er zu ihr: "Boah, Maren, hast du gepupst?" Und kurz später: "Jetzt können wir auch wieder aufs Klo. Die Maren hat da vorhin so eine Bombe reingelegt. Da kannst du Schwabing mit erdrücken."
Das ist nicht gerade charmant, aber effektiv. Ein Kleinkrieg der Game-Show-Ikonen der 1990er-Jahre? Besser geht es fast nicht. Dazu wirft Freiwald noch eine gehörige Schippe Übermut in die Waagschale: "Wetten, dass ..?" - hätte er besser moderiert, Bundespräsident wäre auch okay. "Ich habe die Aura, ich habe die Ausstrahlung." Das geht so weit, dass Krawalter droht, das Format zu übernehmen. Schließlich hat niemand mehr Sendeminuten als er in der aktuellen Staffel.
Walter Freiwald vereint alle Dschungelklischees in sich
RTL versucht natürlich gegenzusteuern. In einem Beitrag inszeniert der Sender Jörn Schlönvoigt als den König der Langweiler. Prompt muss er zur Dschungelprüfung. In einer anderen Episode geht es fast ausschließlich um Sex. In einer weiteren Szene müssen sich die Promis selbst nach Bekanntheitsgrad einordnen. Eine herrliche Idee, die Zwietracht säen soll. Vor allem Freiwald regt sich dabei wieder auf, der sich eindeutig für den größten Star der Runde hält.
Krawalter ist ein Inszenator. Er vereint in seiner Person alle klassischen Charaktere des Dschungelcamps: Den Angeber, den siechen Alten, den Frustrierten und das Lästermaul. Selbst blankgezogen hat er schon. Das riecht nach Berechnung. Er weiß, dass nur diejenigen es im Format weit schaffen, die präsent sind. Und das sind die, die negativ auffallen.
Das Publikum liebt die Läuterung im Dschungelcamp
Deswegen hat Freiwald sich in den vergangenen Tagen so unsympathisch wie möglich gegeben. Die perfekte Ausgangslage, um in der zweiten Hälfte der Show den großen Wandel zu vollführen: die Läuterung des Walter F. Nichts liebt das Publikum mehr als Stars, die aus eigenem Verschulden fallen und sich dann wieder aufrappeln.
Das kann bei "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" ziemlich schnell geschehen. Etwa, indem er die Dschungelprüfungen Konsequent und ohne Gezeter absolviert. Oder seinen Camp-Mitbewohnern so lange auf den Geist geht, bis sie sich gegen ihn wenden. So schaffte Larissa Marolt es in der vergangenen Staffel vom Hassobjekt zum Liebling der Zuschauer. Das Ziel von Walter Freiwald könnte ähnlich sein. Das ist jedoch bisher nur Spekulation. Vielleicht ist der Ex-Shopping-Kanal-Moderator auch genauso frustriert, wie er es vorgibt zu sein. Das wäre sowohl für den Zuschauer, als auch für Freiwald fatal. Schließlich wünscht sich selbst der schadenfrohste Dschungelfan keinem seiner Stars so ein Leben.
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