Da ist das Ding! Ganz nach dem Oli Kahn'schen Motto verlieh gestern Abend ProSieben den selbst kreierten Titel "Das Ding des Jahres". Die beste Erfindung ist am Ende – wie könnte es in Deutschland anders sein – ein Autozubehör.

Christian Vock
Eine Kritik
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Vor knapp vier Wochen begann ProSieben mit der Suche nach dem "Ding des Jahres". Fünf Folgen und 40 Erfindungen später stehen nun gestern Abend acht Kandidaten in der Final-Show. Neben der Frage, wer denn nun am Ende den Titel und damit einen Werbedeal über 2,5 Millionen Euro gewinnt, war noch eine ganz andere Frage spannend.

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Wie löst ProSieben das Problem, dass man die acht Final-Produkte bereits in den vergangenen Ausgaben vorgestellt hat? Oder genauer gefragt: Wie bekommt man eine zweieinhalbstündige Show hin, ohne dass es langweilig wird, weil man ja nichts Neues präsentieren kann?

Die Antwort: Gar nicht. Oder genauer geantwortet: Man schindet Zeit. Deshalb werden die acht Finalisten noch einmal in zwei Gruppen à vier Teilnehmern aufgeteilt, die dann quasi zwei Halbfinalabstimmungen austragen.

Aus jeder Gruppe kommen die zwei Erfindungen mit den meisten Stimmen in die Finalabstimmung. Neu ist lediglich, dass diesmal alleine die Fernsehzuschauer wählen dürfen.

Zeitspiel!

Da damit aber noch nicht genug Zeit gewonnen wäre, stopft man die übrige Zeit noch mit allerlei Uninteressantem voll: Jeder Kandidat bekommt noch einmal einen Einspieler, wie er ins Finale gekommen ist und darf erzählen, was seit der Erstvorstellung alles so passiert ist.

Und weil das immer noch nicht reicht, gibt es noch für jeden Kandidaten einen Einspieler vom Making-Of des Werbespots, den jeder Finalist für seine Erfindung produziert bekommt.

Da dürfen dann die Teilnehmer noch einmal sagen, wie spannend und aufregend diese Zeit gerade ist. Am Ende ist es einfach nur Werbung für Werbung. Im Fußball hätte es für so etwas die gelbe Karte wegen Spielverzögerung gegeben.

Doch abseits dieser ganzen Nebelkerzen geht es ja eigentlich um die Frage, welche Erfindung die Zuschauer zuhause denn am besten finden. Und sieht man sich die acht Erfindungen an, die es bis ins Finale geschafft haben, fällt auf: Die Deutschen mögen es vor allem praktisch. Und wenn es noch irgendetwas mit Autos zu tun hat – umso besser.

Die acht Final-Kandidaten

Drift: Ein ferngesteuertes Auto. Zum Spielen. Gibt's schon? Ja, aber Drift kann man übers Smartphone steuern und außerdem kann das kleine Auto, nun ja, driften.

GA Shaker +: Ein Becher. Fürs Fitnessstudio. Gibt's schon? Ja, aber an dem GA-Shaker+ kann man noch sein Handy, die Studio-Karte oder sein Handtuch befestigen.

Drychter: Ein Trichter. Zum Einfüllen von Flüssigkeiten von einem Gefäß in ein anderes. Gibt's schon? Ja, aber beim Drychter gibt es angeblich keine Sauerei beim Umfüllen.

Tronicdrive: Ein E-Bike. Zum Herumfahren. Gibt's schon? Ja, aber Tronicdrive ist schicker, leichter und günstiger. Sagen die von Tronicdrive.

Amabrush: Eine Zahnbürste. Zum Zähneputzen. Gibt's schon? Ja, aber die Amabrush macht das Putzen angeblich schneller, besser und fast von alleine.

Huggle: Ein Schlafsackbademantel. Zum Anziehen. Gibt's schon? Ja, aber bisher nur getrennt voneinander: Schlafsack und Bademantel.

Leaf Republic: Teller. Zum darauf essen. Gibt's schon? Ja, aber die Teller und Verpackungen sind aus Blättern und kompostierbar.

Faltos: Ein Anhänger. Fürs Auto. Gibt's schon? Ja, aber den Faltos kann man platzsparend zusammenfalten.

Braucht es das wirklich?

Die potenziellen "Dinger des Jahres" sind also alles keine wirklichen Neuerfindungen, sondern "nur" die Verbesserung oder zumindest die Veränderung von Sachen, die es bereits gibt. Da kann man natürlich fragen: Wozu denn das?

Unsere Häuser quellen doch ohnehin schon über mit Zeug, das man nicht braucht. Anderseits: Wieso etwas Gutes benutzen, wenn es doch auch etwas Besseres gibt?

Das dachte sich auch das Fernsehpublikum und wählte am Ende den Faltos zum "Ding des Jahres". Wenn man sich die Probleme, vor denen die Menschheit so steht, ansieht, ist natürlich klar, dass ein faltbarer Autoanhänger zu deren Lösung wahrscheinlich eher wenig beitragen wird. Aber zumindest kann man sagen, dass man nun ein bisschen mehr Platz in der Garage hat.

Am Ende passt der faltbare Autoanhänger aber wunderbar bieder zu einer Sendung, die selbst nichts wirklich Neues bietet, sondern nur das Konzept von "Die Höhle der Löwen" in leicht veränderter Form aufträgt. Ob man beides nun wirklich braucht, darf jeder gerne selbst entscheiden.

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