Christian Lindner ist bei Stefan Raab zu Gast: Wenige Tage vor der Bundestagswahl geht der FDP-Kandidat auch im Unterhaltungsfernsehen auf Stimmenfang. Unterhaltung kommt dabei auch raus nur vielleicht nicht immer ganz im Sinne des ehemaligen Finanzministers.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Patricia Kämpf dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Ich habe eine Frage zu den Socken von der Linkspartei", sagt Christian Lindner von der FDP. Es ist eine durchaus ungewöhnliche erste Frage des Spitzenkandidaten der Freien Demokraten. Allerdings stellt er sie in Stefan Raabs Show "Du gewinnst hier nicht die Million" (DGHNDM), was sie schon weniger ungewöhnlich macht. Raabs Tisch quillt nämlich über vor Merchandising-Artikeln von so ziemlich allen größeren Parteien, die am Sonntag bei der Bundestagswahl antreten.

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Da stehen Energy-Drinks von Friedrich Merz, ein knallroter Toaster von der SPD, der die drei Buchstaben S, P und D in ein Weizenmehlbrot brennt, vorne liegt ein weiß-blauer Fanschal der CSU fürs nächste Heimspiel, Raab isst ein paar Glückskekse von der AfD - und hat eben auch Socken von der Linkspartei dabei.

Lindners Frage zu den Socken ist folgende: "Ich frage mich die ganze Zeit: Verteilen die auch rechte Socken?" Das Publikum lacht, Raab auch, ein bisschen pflichtschuldig, verschluckt sich gespielt an einem Glückskeks der AfD. "Stellen Sie sich mal vor, ich würd' jetzt am AfD-Keks ersticken!", sagt Raab. "Was wäre das für eine Story?"

Christian Lindner zu Raab: "Sie waren mein liebster Spitzensteuerzahler"

Ein paar Tage vor der Bundestagswahl ist Christian Lindner bei Stefan Raab zu Gast. DGHNDM läuft nun nicht mehr ausschließlich auf RTL+, sondern auch im linearen TV. Einige Stunden vor der Ausstrahlung ist die Sendung bereits online verfügbar.

Auch Robert Habeck von den Grünen hat sich schon dort blicken lassen. Ihm gelang in der vergangenen Woche das Kunststück, witzig zu sein, natürlich witzig. Bei Lindner wirkt das an manchen Stellen ein bisschen gezwungener, so als hätte er sich den Linke-Socke-rechte-Socke-Gag schon hinter der Bühne überlegt.

Definitiv zuschauen sollen hätte der FDP-Politiker allerdings, als Raab ein paar Minuten, bevor er den Politiker auf die Bühne holt, einen Fanschal von der SPD über seinen Kopf hebt und "SPD, SPD, SPD" brüllt. So als würde er im Fußballstadion gerade seine Lieblingsmannschaft anfeuern. Weil man das natürlich absurd finden kann, dass politische Parteien Fanschals im Stil von Bundesligamannschaften verkaufen. Danach sagt Raab: "Man muss heute aufpassen, was man im Fernsehen macht. Morgen seh' ich nur diesen Ausschnitt auf dem SPD-Account und drunter steht: 'Großer SPD-Fan, Stefan Raab'."

Als Lindner dann neben ihm sitzt, fragt Raab ihn nämlich nach dem Wahlkampf. "Der war zäh", antwortet Lindner. Und bringt einen Vergleich an: Es sei so wie mit einer Ketchup-Flasche. "Man klopft hinten drauf und es kommt nichts raus. So war unser Wahlkampf", sagt Lindner. Irgendwann komme dann aber doch noch ein kleiner Tropfen raus, das seien die fünf Prozent in den Umfragen. "So kann's weitergehen", schlussfolgert Lindner.

Um seinen Vergleich bildlich darzustellen, schlägt der Politiker mehrfach mit der flachen Hand auf seine Faust als würde er auf eine Ketchup-Flasche schlagen. Raab schaut ihn an, grinst, wie nur Raab grinsen kann, beginnt zu lachen, man kann beinahe sehen, welcher Gedanke sich in seinem Kopf formt, bis er sagt: "Man muss ja als Politiker immer aufpassen, was man tut." Denn wenn irgendjemand diesen Ausschnitt von Lindner nun irgendwo hochlade, wie er sich mit der flachen Hand auf die Faust schlägt, aber ohne den Kontext dazu zu liefern... Wie der Satz ausgeht, sagt Raab nicht. Auch Lindner fällt dazu nichts mehr ein.

Deutlich besser läuft es für den FDP-Politiker, als Raab ihn fragt, ob sich die beiden schon einmal getroffen hätten. "Ich war Finanzminister, ich kannte manches von ihnen", sagt er. "Sie waren mein liebster Spitzensteuerzahler." Raab reagiert souverän: "Das freut mich."

Oder als Raab den Song ankündigt, den er über den möglichen nächsten Bundeskanzler Friedrich Merz geschrieben hat. "Ich hatte schon mal einen Hit mit einem Bundeskanzler, vor vielen Jahren. Wie hieß der noch?", fragt Stefan Raab, spielt den Unwissenden. "Schröder...", sagt er und Lindner vollendet: "Wladimir Schröder." Da muss auch Raab lachen. "Wenn ihr Gag-Schreiber mal nix mehr zu tun hat, können Sie ihn zu uns schicken."

"Aber die Wahl der FDP ändert die Republik"

Politisch wird es bei Stefan Raab natürlich nicht, Wahlkampf hin, Bundestagswahl her. Erst kurz bevor er Lindner nach etwa 15 Minuten wieder verabschiedet, scheint ihm einzufallen, dass am Sonntag eine Wahl ansteht.

"Im Wesentlichen wollen Sie das Gleiche wie die CDU. Nur ein bisschen anders, oder?", fragt er. Das will Lindner so nicht stehen lassen. "Schwarz-rot oder Schwarz-grün, das ist Ampel light", sagt er. "Die Wahl der CDU macht wenig Sinn. Aber die Wahl der FDP ändert die Republik." Raab lacht, schaut ins Publikum und in die Kamera: "Wir machen nur Angebote hier."

Ein Angebot kommt dann offensichtlich auch von einem Ort hinter der Kamera, den die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht sehen können. Christian Lindner zeigt dort hin und sagt: "Da wird jemand nervös, dort steht 'Verabschiedung Lindner'." Raab kontert: "Verabschiedung Lindner, und zwar für immer."

Vor und nach Lindners Auftritt macht Raab das, was er in seiner RTL-Show "Du gewinnst hier nicht die Million" immer macht. Ein paar Gags auf Kosten von Giovanni Zarrella, die durchaus lustig sind, weil hier im Gegensatz zu sonst bei Raab mal niemand gebodyshamt wird.

Auch um die Million wird natürlich wieder gespielt. Gewonnen wird sie nicht. Der beste Satz bleibt schließlich einer, den Stefan Raab sagt und nicht der Spitzenkandidat der FDP. "Gehen Sie am Sonntag wählen. Sonst bekommen Sie den, den Sie nicht wollen."

Friedrich Merz wird übrigens nicht mehr bei Raab vorbeischauen. Das hatte der Entertainer in der vergangenen Woche angekündigt. War aber nur ein Scherz.

Die Folge von "Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab" mit Christian Lindner läuft am Mittwoch, 19. Februar, um 20:15 Uhr auf RTL und ist schon vorab auf RTL+ verfügbar.

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