Die beliebte RTL-Spielshow "Die Verräter" geht in die dritte Runde. Eine der 16 Kandidatinnen und Kandidaten ist Moderatorin Charlotte Würdig, die in ihrem Leben "einmal nicht loyal sein" wollte. Dabei fällt ihr das Lügen gar nicht so leicht außer bei einer Sache.

Ein Interview

Lügen, bis sich die Balken biegen. Jede Nacht jemanden ermorden lassen. Bei "Die Verräter" ist das zumindest als Spiel erlaubt. Die erste Folge der dritten Staffel läuft am Dienstag, 29. April, um 20:15 Uhr auf RTL, ab 0 Uhr sind die erste und die zweite Folge bereits online verfügbar.

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Dieses Mal mischt auch Moderatorin Charlotte Würdig mit und macht sich neben Marie Reim, Joe Laschet und dreizehn weiteren Kandidaten in einem abgelegenen Schloss in Frankreich auf die Jagd nach dem Schatz im Wert von 50.000 Euro.

Im Interview mit unserer Redaktion verrät die 46-Jährige, warum sie unbedingt die Rolle einer Verräterin übernehmen wollte, wo bei ihr die Grenzen des Lügens erreicht sind und wie sie mit den ersten Tränen bei Mitspielerin Marie Reim umgegangen ist.

Obacht, Spoiler! Wenn Sie nicht wissen wollen, was in der ersten Folge von "Die Verräter" passiert, sollten Sie ab hier nicht mehr weiterlesen!

Frau Würdig, warum wollten Sie bei "Die Verräter" mitmachen?

Charlotte Würdig: Ich hatte einfach so Lust, etwas zu machen, was mein Kopf wahrscheinlich auf links drehen wird. Und als ich die Staffel davor gesehen hatte, habe ich mir schon gedacht: "Wenn du dafür mal eine Anfrage kriegst, dann überlegst du nicht zweimal. Ich will das machen. Das macht, glaube ich, irre Spaß."

Aber auf links gedreht zu werden, klingt erst mal gar nicht so positiv.

Mich hat aber diese Herausforderung gereizt. Egal, welche Rolle man bekommt: Man muss ein Spiel spielen und das zwei Wochen lang durchziehen. Das ist nicht einfach. Ich war einfach so gespannt: Was macht das mit mir? Was macht das mit meinem Kopf? Halte ich das durch? Halte ich das nicht durch? Ich habe im Vorhinein Kontakt zu ein paar Leuten aus der vorherigen Staffel aufgenommen und gefragt, wie das für sie war. Und die haben alle durch die Bank weg gesagt: "Das war so krass. Das macht so krass was mit dir."

Haben sich diese Aussagen bei Ihnen auch bestätigt?

Total. Es macht was mit einem. Ich habe mich besser kennengelernt. Ich habe an mir eine ganz neue Seite entdeckt, die gar nicht so übel ist. Die einfach erwachsener, klarer ist. Und das war für mich ein totaler Aha-Moment.

Inwiefern?

Viele sagen "Ich kann doch kein Verräter sein. Da muss ich ja lügen und betrügen." Ich habe das nie gedacht. Lassen wir mal die Kirche im Dorf: Es gibt niemanden, der noch nicht gelogen hat. Und zu sagen, "ich kann nicht lügen", ist auch Blödsinn. Ich habe mich stattdessen gefragt: "Wie kannst du ein loyaler Verräter sein?"

"Wenn ich eine Lüge erzählen muss, um meine Kinder zu beschützen, dann fällt mir das überhaupt nicht schwer."

Charlotte Würdig: Marie Reim "hat vielleicht noch nicht so ein dickes Fell"

Marie Reim gingen die ganzen Anschuldigungen gleich in der ersten Folge offensichtlich sehr nah. Erste Tränen sind gekullert. Wie schwer war es da, ein loyaler Verräter zu sein und das mitanzusehen? Sie wussten ja, wie falsch die ganzen Anschuldigungen sind.

Also ganz ehrlich gesagt: Das ist das Spiel. Und auch ich werde es [im Laufe der Staffel, Anm. d. Red.] zwischendurch merken, wie es ist, wenn Leute einem auf einmal den Rücken zudrehen oder einen auf dem Kieker haben oder anders angucken. Das tut höllisch weh, weil man sich in dem Moment alleingelassen fühlt. Da muss man sich aber immer wieder sagen: "Das ist ein Spiel, verdammt noch mal!"

Bei Marie war es allerdings ein bisschen anders. Sie ist echt jung, hat noch nicht so viel Fernseherfahrung und hat vielleicht noch nicht so ein dickes Fell. Das tat mir dann in dem Moment schon leid. Aber klar habe ich diesen Moment für mich genutzt. Ja, logisch. Um wieder an sie ranzukommen. Und das ist nun mal leider das Spiel. Aber das ist nichts, was ich sonst nicht auch gemacht hätte: Die private Charlotte sagt dir auch ihre Meinung ins Gesicht, und die kann manchmal nicht schön sein.

Dennoch ist die Situation für Marie nicht einfach gewesen. Wahrscheinlich verliert man den Satz "Es ist nur ein Spiel" schnell aus den Augen.

Aber es hat ihr ja keiner etwas getan. Man hat sie nur beschuldigt. Und das habe ich auch später zu Marie gesagt. Es ist das Spiel: Entweder du wirst beschuldigt oder jemand anderes. Aber ich kann auch verstehen, dass es wehtut. Das ist kein geiles Gefühl. Ich kann die Tränen nachvollziehen.

Charlotte Würdig: "Ich spiele das Spiel, wenn die Kamera aus ist"

Sie wirkten am Anfang, kurz nach Bekanntgabe der Rollen, sehr nervös. Hat sich das die Show über gelegt? Welche Taktik haben Sie für sich gefunden?

Ich musste mich erst mal mit der neuen Rolle identifizieren, meinen Platz finden. Aber das ging relativ gut und es hat dann nur noch Spaß gemacht. Ich habe für mich schnell gemerkt, dass man vor allem seine Taktik durchhalten muss, weil es sonst zu doll auffällt.

Und die war für mich ziemlich schnell klar: Ich spiele das Spiel nicht, wenn die Kamera an ist. Dann bin ich Charlotte. Ich spiele das Spiel, wenn die Kamera aus ist. Wenn wir zum Beispiel Pausen hatten, dann habe ich mich an die Leute rangezeckt und eine Basis, eine Freundschaft aufgebaut und mich für sie interessiert.

Im Spiel konnte ich dann einfach beobachten, was ich später als Info gebrauchen kann. Man denkt viel zu viel darüber nach, wie man im On [auf Sendung; Anm. d. Red.] ist, was man sagt und wie man wirkt, weil man sich nicht verraten oder verdächtig machen möchte. In den Pausen ist man dann doch eher lockerer.

Charlotte Würdig wird hartnäckig, wenn sie eine Lüge wittert

Sie haben vorhin gesagt, dass es niemanden gibt, der noch nicht gelogen hat Sie also mit eingeschlossen. Fällt es Ihnen denn tendenziell schwer oder leicht zu lügen?

Das kommt total auf das Motiv an: Weshalb muss ich jetzt eine Lüge erzählen? Wenn ich eine Lüge erzählen muss, um meine Kinder zu beschützen, dann fällt mir das überhaupt nicht schwer. Wenn ich aber eine Lüge erzähle, um etwas wegzuwischen, geht das gar nicht. Am Ende kommt sowieso immer alles raus, und der Ärger ist noch größer.

Ich finde es auch nicht gut, wenn Leute mit Tatsachen konfrontiert werden und trotzdem sagen: "Nein, das habe ich nie gemacht oder nie gesagt".

Sie sind also eher Team "Flucht nach vorne", wenn Sie Mist gebaut haben?

Ja, absolut. Ich habe noch nie erlebt, wenn ich von einer Lüge wusste, dass die nie herauskam. Nie. Die kommt immer raus. Irgendjemand verplappert sich immer. Eine Lüge hält nicht. Ich glaube, dass es dich krank machen kann, wenn du zu viel auf deinen Schultern hast.

Würden Sie von sich behaupten, dass Sie es gut erkennen können, wenn Ihnen jemand etwas vorschwindelt?

Weiß ich nicht. Das ist eine gute Frage, weil man ja oft auch nicht weiß, dass man angelogen wird. Aber ich bin schon so, dass ich dann irgendwann sage: "Warte mal. Hier stimmt dein Verhalten mit den Fakten nicht überein." Und wenn ich das einmal rieche, dann digge [graben, Anm. d. Red.] ich weiter, dann gebe ich Gas und möchte das auch wissen.

Charlotte Würdig: "Ich habe in meinem Leben noch nie so gebettelt"

Bei wem ist es Ihnen in der Show am schwersten gefallen, sich zu verstellen beziehungsweise sich nicht zu verraten?

Ich bin Janin Ullmann gerne aus dem Weg gegangen, weil sie mich kennt. Das fand ich schwer. Und Sandy [Mölling, Anm. d. Red.] bin ich aus dem Weg gegangen, weil ich wusste, dass sie mich auf dem Zettel hatte. Gleich als erste. Manchmal habe ich zwar versucht, ihre Nähe zu suchen, um eine Verbindung herzustellen. Aber sie war zu gefährlich.

Wollten Sie von vornherein gerne in der Show eine Verräterin sein?

Ich wollte das unbedingt! Ich habe so gebettelt. Ich habe in meinem Leben noch nie so gebettelt. Ich wollte einmal nicht loyal sein, einmal nicht hilfsbereit, einmal nicht diejenige, die sich um andere kümmert, einmal nicht diejenige, die nett ist.

Über die Gesprächspartnerin

  • Charlotte Würdig wurde 1978 geboren und ist eine deutsch-norwegische Moderatorin. Nach einigen Jahren bei RTL wechselte sie 2005 zu ProSieben und moderierte für "taff", "Germany's Next Topmodel" und "Popstars". Als Teilnehmerin war sie unter anderem bei der "Wok-WM", "Let's Dance" und "Schlag den Star" dabei. 2012 heiratete sie den Rapper Sido, rund acht Jahre später gaben sie ihre Trennung bekannt. Das Ex-Paar hat zwei gemeinsame Söhne.