Eigentlich wollte der WDR etwas Schwung in sein Programm bringen. Dann bekamen die Verantwortlichen kalte Füße. Komikerin Carolin Kebekus wirft dem Sender jetzt Zensur vor. Der WDR beruft sich unterdessen auf Liberalität und Toleranz.

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Die geplante Verjüngungskur des WDR ist gerade dabei, kläglich zu scheitern. Eigentlich hatte man vor gehabt, mit der Verpflichtung von Carolin Kebekus beim Spartensender Einsfestival etwas Pep in das angestaubte öffentlich-rechtliche Programm zu bringen. Die Komikerin nahm ihre Aufgabe offenbar ernst und drehte für ihre Sendung "Kebekus" ein Satirevideo, in dem sie als Nonne verkleidet einen Rap zum Besten gibt.

Kebekus findet Zensur "scheiße"

Obwohl das Video bereits vom Sender abgenommen worden war, machte dieser kurz vor der Ausstrahlung einen Rückzieher und strich den Nonnen-Rap aus dem Programm. Kebekus brachte daraufhin ihren Unmut bei "TV Total" deutlich zum Ausdruck. Von Zensur war die Rede, sie finde das "scheiße" und man brauche sich die nunmehr verstümmelte Sendung gar nicht anzusehen. Obwohl ursprünglich mehrere Sendungen geplant waren, werde es nun bei dieser einen bleiben. "Jetzt ist dem WDR aufgefallen: 'So jung wollen wir auch nicht werden'."

Inzwischen hat sich auch der Westdeutsche Rundfunk zu Wort gemeldet und bestätigt damit letztlich den Vorwurf der Komikerin. Nach eingehender redaktioneller Diskussion und rechtlicher Prüfung habe man sich entschieden, das Video als Bestandteil der Show "Kebekus" bei Einsfestival nicht auszustrahlen. Im Rundfunkrat des WDR ist unter anderem die katholische Kirche vertreten.

Satire ist wohl doch zu heikel

"Es gibt einen erheblichen Unterschied zwischen Kritik an der Institution Kirche und der Verunglimpfung religiöser Symbole", heißt es in der Erklärung: "Der WDR steht für Liberalität und Toleranz. Das bedeutet auch, die religiösen Überzeugungen der Bevölkerung zu achten und die Verunglimpfung religiöser Symbole in seinen Sendungen nicht zuzulassen."

Wer das Video allerdings gesehen hat, erkennt schnell, dass hier von Verunglimpfung nicht wirklich die Rede sein kann. Viel mehr lässt sich Kebekus' Rap als ironischer Seitenhieb auf die oft ungelenken Bemühungen der Kirche verstehen, sich zeitgemäß und für die Jugend attraktiv zu präsentieren. Den zahlreichen Bedenkenträgern im Rundfunkrat war das anscheinend zu heikel. So jung will man nach eingehender Diskussion und rechtlicher Prüfung dann doch nicht werden.

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