Die nächste Show, das gleiche Konzept: Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf quälen in "Mein bester Feind" zur Abwechslung nicht sich selbst sondern ihre Zuschauer. Dummerweise sind die nicht einmal annähernd so unterhaltsam wie das Moderatorenduo.
Zu Beginn ist da nur ein Zitat: "Ein wahrer Freund ersticht dich von vorne – Oscar Wilde." Dann viel flackernde Scheinwerfer, eine riesige Halle, Musik wie aus dem letzten Hollywood-Blockbuster und hippes Publikum, das in die Kamera strahlt.
"Mein bester Feind" heißt die neue Show der beiden, die zunächst zwei Mal ausgestrahlt wird. Das Konzept kennt man bereits aus "Circus Halligalli": Ein Freund tut dem anderen schreckliche Dinge an und bekommt dafür Preise. ProSieben hat daraus eine vierstündige Show gemacht. Und man kann soviel bereits jetzt sagen: Das ist wie bei allen Samstagabendshows des Senders viel zu lang. Bereits nach einer halben Stunde langweilt das neue Format.
Die Sender wechselten, das Konzept blieb das gleiche
Das liegt zum einen daran, dass Joko und Klaas sich seit knapp sechs Jahren wiederholen. Ihre Hassfreundschaft, in der sie sich immer wieder herausfordern, pflegen sie seit ihrer ersten gemeinsamen Show "MTV Home". Die Sender wechselten, das Konzept blieb das gleiche. Bei ProSieben haben sie ihre "Jackass"-Variante bereits erfolgreich über mehrere Formate verteilt.
Der neueste Versuch stellt nun die Zuschauer in den Mittelpunkt. Und genau das ist das zweite Problem: Die sind leider nicht halb so unterhaltsam, wie die beiden sich gegenseitig aufstachelnden Moderatoren. Schon bei "Jackass" war das Ämusanteste nicht etwa dabei zuzusehen, wie sich erwachsene Männer Orangen auf die Klöten werfen, sondern wie sie sich über die Schmerzen der anderen beömmeln. Bei Joko und Klaas ist das nicht anders. Den Reiz ihrer Shows machte es immer aus, die entsetzten oder auch schmerzverzerrten Gesichter des einen und das breite Grinsen des anderen zu betrachten. Die Kandidaten in der Show der beiden mögen zwar hip und werberelevant aussehen, sie verziehen trotzdem kaum eine Miene. Und lustig sind sie erst recht nicht.
Samstagabendunterhaltung für die, die am Samstagabend nicht Fernsehen
Franzi zum Beispiel hängt kopfüber in einem Auto am Bungee-Seil. In Schockstarre rast sie dem Boden entgegen. Michi schaukelt über einem Abgrund in den Alpen und rezitiert ein Gedicht. Vor Panik sagt er sonst nicht viel. Ein weiterer Kandiat taucht in Badehose unter einer Eisscholle. Die Reaktion ist bei allen die gleiche: Es gibt kaum eine. Ein Höhepunkt ist da noch, dass Franzis Freundin ihr direkt vor dem Bungeesprung mitteilt, dass sie sie "ganz doll lieb hat". Sie antwortet: "Ich dich gerade nicht."
Was ProSieben mit seiner neuen Show bezweckt ist klar: Samstagabendunterhaltung für die Generation, die "Wetten, dass ..?" nicht einmal mehr dazu bringt, von ihren Smartphones aufzublicken. Deswegen kommen die Musikeinspieler von den Foo Fighters, als Hauptpreis winkt ein Porsche aus dem Jahr 1983 und HP Baxxter von Scooter brüllt bei einer Rechenaufgabe den Kandidaten ins Ohr.
Subversiv nur auf den ersten Blick
Das ist auf den ersten Blick subversiv und mal etwas anderes am Samstagabend, kann aber nicht davon ablenken, dass "Mein bester Feind" ziemlich konventionelle Fernsehkost ist. Eine überdimensionale Bühne, zwei Moderatoren, ein paar lockere Sprüche, das unterscheidet die Show nicht von anderen ihrer Art. Selbst der Parcours, den die besten Freunde am Ende absolvieren müssen, um den Porsche zu gewinnen, kennt man aus anderen Formaten, sei es "Die 100.000 Mark Show" oder "Vier gegen Willi". Natürlich ist er bei Joko und Klaas mit ein paar Gemeinheiten gespickt. Die Kandidaten müssen sich etwa die krakelige Zeichnung einer Rosine, eines besoffenen Elches oder eine Doppelsteckdose tätowieren lassen. Sie tun es es alle.
Das liefert zumindest die wichtigste Erkenntnis von "Mein bester Feind": Fürs Fernsehen macht heute jeder alles. Man kann sich noch so viel über die Teilnehmer an "Bauer sucht Frau", "Der Bachelor" oder "Das Dschungelcamp" aufregen, die Kandidaten von Joko und Klaas' neuer Show sind keinen Deut besser. Das scheint auch Klaas Heufer-Umlauf klar zu sein. Als sich ein Kandidat den besoffenen Elch auf den Hintern tätowieren lässt, schaut er direkt in die Kamera und sagt: "Wer ist schlimmer: "Wir, oder Sie, die sich das anschauen?" Ein klares Unentschieden.
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