Baumärkte sind für Hobbytüftler ein wahres Paradies. Obi und Bauhaus sind die beiden Giganten unter den Heimwerkermärkten in Deutschland. Im ARD-"Markencheck" wurden die beiden Baumarkt-Riesen genau unter die Lupe genommen. Wer hat die besten Schnäppchen? Wo stimmen Qualität und Beratung? Wie steht es um Nachhaltigkeit?

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1. Check: Preisvorteil

Die Umfrage auf der Straße zeigt, was viele Menschen denken: Obi ist sehr günstig, Bauhaus vielleicht gleichauf, aber der Fachhandel hat mit Abstand die teuersten Preis. Das wollten die Tester von der ARD genauer wissen und kauften 15 Produkte aus verschiedenen Abteilungen jeweils bei Obi, Bauhaus und im Fachhandel. Das überraschende Ergebnis: Die Test-Produkte von Bauhaus kosteten insgesamt 2.099,42 Euro, im Fachhandel 2.106,74 Euro und bei Obi 2.154,50 Euro. Entgegen der weit verbreiteten Meinung ist Obi also nicht der günstigste Baumarkt und der Fachhandel kann durchaus mit den Schnäppchenpreisen der Großen mithalten.

2. Check: Qualität

Um ein umfassendes Bild von der Qualität der Heimwerker-Produkte zu bekommen, nahmen die ARD-Reporter vom "Markencheck" Werkzeuge, Pflanzen und Farbe unter die Lupe. Im Werkzeug-Test enttäuschen die beiden Baumarkt-Riesen. Ein einfacher Bohrer von Bauhaus wurde bereits nach acht Bohrungen stumpf, bei Obi brach ein vergleichbarer Bohrer sogar nach dem 12. Loch ab. Bauhaus möchte vor laufender Kamera keine Stellung beziehen und erklärt das schlechte Ergebnis mit einer fehlerhaften Charge. Obi äußert sich zwar, aber auch hier bleibt die Erklärung dürftig: Bei der hohen Anzahl verkaufter Mengen könne sich schon mal ein Mangel einschleichen. Insgesamt leisten sich Obi und Bauhaus bei Werkzeugen gehobener Qualität je einen Aussetzer und bei einfacher Qualität jeweils zwei Aussetzer. Der Fachhandel dagegen trumpft auf, denn hier gibt es keinerlei Beanstandungen.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei den Pflanzen aus den Baumärkten ab. Obis Geranien sind besonders hoch gewachsen – kein Vorteil, wie der Experte der Landwirtschaftskammer NRW erklärt. Sie dürften eigentlich gar nicht verkauft werden, denn die langstieligen Blumen machen im Wind schnell schlapp. Nach einem Monat zeigt sich, dass die Geranien nicht nur zu windempfindlich sind, ihnen fehlt es auch an Zuwachs und Blütenreichtum. Die Balkonpflanzen aus dem Bauhaus haben sehr ungleichmäßige Blüten - auch nicht schön. Einzig die Blumen aus dem Fachhandel überzeugen, denn sie sind deutlich stabiler gewachsen.

Letztes Puzzle-Teil für den Qualitätscheck ist der Farbtest. Die Baumärkte mischen nach Vorlage einen Brombeerton an. Den richtigen Farbton treffen alle, aber wie sieht es mit der Deckkraft aus? Um das herauszufinden, soll ein schwarzes Kreuz übertüncht werden. Bei allen Farben ist ein Zweitanstrich notwendig, es werden aber klare Unterschiede deutlich. Obi und Bauhaus zeigen, was sie können und liefern das beste Ergebnis ab. Dahingegen schneidet die Farbe aus dem Fachhandel am schlechtesten ab.

Insgesamt ist die Qualität von Obi und Bauhaus also durchaus ordentlich, urteilt die Sendung "Markencheck".

3. Check: Beratung

Ohne Beratung sind Hobby-Tüftler in den gigantischen Heimwerker-Paradiesen häufig aufgeschmissen. Also stellten die Reporter die Service-Qualität in Baumärkten auf die Probe. Erstes Testobjekt war eine blaue Hortensie, die eine spezielle Erde benötigt. Mit einer Ausnahme bei Obi wurde in allen Märkten, auch im Fachhandel, falsch beraten. Als nächstes sollten sich die Testkäufer neue Sicherungen besorgen, die eine höhere Stromstärke zulassen.

Der Fachmann sollte von einem solchen Kauf abraten, da dieses Aufrüsten im schlimmsten Fall zu Bränden führen kann. Während der Fachhandel durchweg vor der Anschaffung warnte, verkaufte einer von drei Obi-Märkten und alle drei getesteten Bauhaus-Märkte die fragliche Sicherung. Zudem wurde noch die Sanitärberatung getestet. Bis auf einen Obi-Markt rieten aber alle Baumärkte von einem Fehlkauf, der zu einem Wasserschaden hätte führen können, ab. Ergebnis des dritten Checks: In fünf von neun Fällen war die Beratung bei Obi mäßig, bei Bauhaus dreimal unzureichend. Die beste Beratung gab es im Fachhandel, der in sechs von neun Fällen richtig lag.

4. Check: Ökofaktor

Und wie steht es um das Umweltbewusstsein der Baumärkte? Ein Bauhaus in Heidelberg präsentiert sich als Vorreiter. Das Öko-Prachtstück hat große Fenster, LED-Lampen, eine moderne Lüftungsanlage und spart so Energie. Doch die ARD-Reporter lassen sich von solchen Vorzeige-Märkten nicht täuschen, sondern nehmen die Produkte unter die Lupe. Den Anfang macht Holz. Das stammt vorwiegend aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Doch die Spürnasen stoßen dann aber doch noch auf einige Werkzeuggriffe aus Tropenhölzern, die auf der roten Liste bedrohter Bäume stehen. Bauhaus erklärt, das fehlende Zertifikat nachträglich einholen zu wollen. Obi verspricht, seinen betroffenen Spachtel aus dem Sortiment zu nehmen. Nächster Kritikpunkt: Blumenerde mit Hochmoortorf. Der Torfanteil ist für die meisten Pflanzen überflüssig. Außerdem geht der Abbau von Torf zu Lasten der Natur, Moore werden entwässert und geben an der Luft CO2 ab. Da in Deutschland viele Moore geschützt sind, weichen die Lieferanten ins Ausland aus. Insbesondere in den baltischen Staaten werden hochwertige Moore abgebaut und der Lebensraum von einzigartigen Pflanzen- und Tierarten zerstört. Obi versucht bereits den Torfanteil in seinen Erden zu reduzieren. Der Test zeigt aber, dass von 37 verschiedenen Sorten nur drei torffreie Erden angeboten werden. Bei Bauhaus sind nur zwei von 26 Erden torffrei. Das Umweltbewusstsein von Bauhaus und Obi reicht offenbar nicht bis Lettland, so die "Markencheck"-Reporter. Der Ökofaktor ist noch ausbaufähig.

Fazit

Lachender Dritter im Duell der Baumarkt-Giganten ist der Fachhandel. Beim Spezialisten reinzuschauen, kann sich wortwörtlich bezahlt machen. Er überzeugt auch bei der Qualität der Produkte und berät zuverlässig. Wer die nächste Renovierung plant, sollte also durchaus mal einen Abstecher in den Fachhandel wagen.

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