Wegen dem lautstark polternden Franz haben alle anderen Bauern Sendepause: Während die übrigen Kandidaten ihr gewohntes Kennenlernspiel veranstalten, rennt der Forstwirt unter großem Gezeter in die nächste Konfrontation. Nur komisch, dass er eigentlich etwas ganz anderes wollte.

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Seit einigen Wochen bestimmt ein einzelner Kandidat den Gesamteindruck von "Bauer sucht Frau": der steirische Forstwirt Franz. Wenn der 64-Jährige einmal mit einem Monolog anfängt – die Gefahr besteht grob geschätzt immer zwischen 0 und 24 Uhr – kommt niemand sonst zu Wort. Nicht einmal die restlichen Kandidaten der Show.

Eine Bewerberin hat Franz schon verscheucht: Die Salzburgerin Marianne war ihm einfach zu aufdringlich, was sich schon am Umfang ihres mitgebrachten Blumenstraußes ablesen ließ.

Sie zeigte sich angesichts Franz' eher einseitigen Gesprächsführung durchaus geduldig, aber mit seinen harten Abschiedsworten walzte er jedes bisschen guten Willen bei Marianne endgültig nieder: Sie rauschte mit Minimalverabschiedung ab.

"Ausziehen und rein" zum Kuscheln!


Heute, nun ja, kümmert sich Franz um die noch verbliebenen Damen, die wohl auch recht bald das Handtuch werfen dürften. Er nimmt sie mit auf seine Almhütte, wo er ein besonderes Schmankerl für sie vorbereitet hat: Sie dürfen sich in einem kleinen Zimmer im Bett an ihn kuscheln.

"Ausziehen und rein", kommandiert Franz die Damen in die Falle, bevor er selber hineinklettert. Dabei röhrt er und spielt einen Löwen, der an seiner Beute schnuppert. Es sind Momente wie dieser, in denen "Bauer sucht Frau" wie eine soziodokumentarische Studie über das Paarungsverhalten in den abgelegeneren Winkeln Österreichs anmutet.

Die Damen machen mit – wobei sich das Ausziehen auf Schuhe und, im Falle von Marion, Jacke beschränkt. Inge macht ein Gesicht, als wäre sie bei der versteckten Kamera – nur dass die Kamera hier ja ganz sichtbar direkt vor ihr steht. Drücken wir es freundlich aus: Sie könnte enthusiastischer wirken.

Schlagabtausch im Bett

Kaum liegt Franz mit seinen Damen im Bett, beginnt auch schon der Zoff. Marion eröffnet ihm, dass sie wenig gemeinsame Zukunftschancen sieht: "Zwei dominante Menschen haben mitunter a bissl a Problem, wenn nicht sehr viel Toleranz auf beiden Seiten vorhanden ist."

Es ist die Eröffnung eines Schlagabtauschs, der sich gewaschen hat. Die Lautstärke schießt nach oben, Franz zetert, Marion keift zurück. Inge kriegt derweil etwas Angst ob dem Ausbruch ihres Gastgebers. Wieder so ein dokumentarischer Moment: Ist doch spannend, was die Leute in anderen Kulturkreisen unter "Kuscheln" verstehen.


"Warum lebst du so viel in der Vergangenheit? Das ganze Haus ist eine einzige Gruft", will Marion von Franz wissen. Beweisstücke: Die Bäder seiner Eltern und seine Kinderfotos an der Wand. "Auf was ich stolz bin, das präsentiere ich bis zu meinem Tode!", poltert Franz, und man möchte ihm glatt noch einen Tisch herbeischaffen, damit er bei jeder Silbe mit der Faust draufhauen kann.

Der Kuschelabend nimmt somit ein völlig unerwartetes Ende: Franz muss alleine schlafen. Wenn er das nicht allzu geräuschvoll macht, haben wir ja vielleicht auch bald wieder die Möglichkeit, zu hören, was die anderen Bauern die ganze Zeit über machen.


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