Es muss ja nicht immer etwas passieren: Die aktuelle Folge von "Bauer sucht Frau" zeichnet sich durch meditative Ereignislosigkeit aus. Als Höhepunkte dienen ein Glas Wasser und ein Gugelhupf.
Man möchte meinen, dass es problematisch ist, wenn in einer Fernsehsendung nichts passiert. Nicht so im Falle von "Bauer sucht Frau": Da scheint eine homöopathische Dosis an Inhalt ja geradezu Sinn der Sache zu sein. "Bitte keine Aufregung", steht da sicherlich im TV-Manifest. "Und sollte doch einmal etwas passieren, dann lasst es langsam geschehen."
Das Ziel, den Zuseher in einen möglichst meditativen Zustand zu bringen, erfüllt die aktuelle Folge der Kuppelshow jedenfalls - mit nur wenigen Abstrichen. So schön kann die Welt sein, wenn keiner herumstresst: grüne Wiesen, malerische Berge und viele Menschen, die sich nicht sonderlich schnell bewegen.
Stille Wasser
Am entspanntesten ist die Welt bei Dietmar. Nicht etwa, weil er sich selber so zurücklehnt – nein: Der Besuch seiner beiden Hofdamen macht den schüchternen Mann wahnsinnig nervös. Aber wie herzig sich diese Nervosität äußert! Er lächelt, schaut verloren in die Gegend, und in forschen Momenten bietet er seinen Besucherinnen ein Glas Wasser an.
Auch die Konversation geht in gemächlichem Fußgängerzonentempo vonstatten. Dietmars Kandidatinnen kommen aus dem Ausland – die eine aus Argentinien, die andere offenbar aus dem asiatischen Raum. Vor allem Letztere beherrscht die deutsche Sprache nur rudimentär und versteht deswegen auch kaum ein Wort, wenn die anderen mit ihr im tiefsten Dialekt reden. Heißt: Langsam sprechen und bitte nur über einfache Dinge unterhalten. Über ein Glas Wasser zum Beispiel.
Herrliche Ruhe
Bei Roman ist zwar das Sprechtempo flotter, aber viel mehr Inhalt wird auch nicht geboten, der des Zuschauers seligen Dämmerzustand gefährden könnte. Er zeigt seinen vier Grazien die Zimmer, die es sich auf den Betten gemütlich machen und sich darüber unterhalten, wie schön es auf dem Hof ist. Die Landschaft, die Ruhe, und keine Nachbarn! Herrlich. Ach ja, und der hoffnungsfrohe Roman gefällt ihnen auch ganz gut.
Roman stellt seine Damen dem Freundeskreis bei einer kleinen Gartenparty vor. Da droht plötzlich sehr viel Bewegung den Bildschirm zu füllen, aber zum Glück setzen sich alle schnell brav an den Tisch und machen die Art von Konversation, für die man gar nicht anwesend sein muss. "Was macht ihr beruflich?", fragt einer. "Ich bin im Holzhandel tätig", antwortet eine Kandidatin. "Holzhandel, sehr interessant", resümiert der Fragesteller. Fein, da haben wir eine mögliche Aufregung ja doch noch glücklich umschifft.
Es droht etwas zu passieren!
Während Arabella wie in der vergangenen Folge ehemalige Kandidaten besucht, bei denen das Spannendste ein selbstgebackener Gugelhupf ist, läuft Markus Gefahr, aus dem bedächtigen Sendeformat zu fallen. Bei ihm werden nämlich Schafe geschoren. So richtig mit Geräuschen und Nahaufnahmen! Zum Glück halten wenigstens die Schafe still – so kann das pochende Herz des Zusehers die plötzlich aufkeimenden Geschehnisse gerade noch verkraften.
Dann zeichnen sich da dunkle Wolken am Horizont der Ereignislosigkeit ab. Die fesche Conny mag Markus, schreckt aber davor zurück, in seinem Haus zu leben – weil das potentiell viel Arbeit bedeutet. Und Nebenbuhlerin Rita drängt darauf, nach drei langen Tagen endlich mal zu wissen, woran sie bei ihm ist. Ob in der nächsten Folge etwas passiert? So viel Aufregung hält doch kein Mensch aus!
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