Horst Lichter, Experte und Verkäufer
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Horst Lichter kennt in der Mittwochsausgabe der ZDF-Trödelshow "Bares für Rares" die orangenen Stühle, "aber nur in groß". Sven Deutschmanek hingegen hat eine ganz besondere Verbindung zu den Möbeln, die ihn schon sein "ganzes Leben begleiten". Für ihn sind sie ein "Phänomen" aus den 1970er-Jahren. Doch wer will die Plastikmöbel heute noch haben?
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Beim Anblick der Mini-Stühle fragt Lichter Caro und Chris aus Kusel: "Sind die Kinder aus dem Haus?" Doch hinter den Möbeln steckt eine andere Geschichte. Denn die Verkäuferin hat die Objekte als Spende erhalten. Sie arbeitet ehrenamtlich für einen sozialen Verein und will den Erlös spenden. Sie glaubt: "Das sind Designerstücke."
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"Ich kenne die in groß", überlegt Lichter, und Sven Deutschmanek nickt zustimmend: "Genau, die Casala-Chairs." Die bekannten Möbel sind von Carl Sasse aus Lauenau und haben Deutschmaneks "ganzes Leben begleitet", erklärt er. Denn der Experte ist in der Nähe der Firma aufgewachsen. Damals wollte jeder diese Stühle haben: "Das war ein Phänomen."
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"Die hat man in vielen Haushalten gesehen und gleich gedacht: 'Boah", das ist Design', denn die erinnern an Verner Panton", erläutert der Experte. Doch mit der dänischen Möbel-Ikone haben die Plastikmodelle nichts zu tun. Der wahre Designer heißt Alexander Begge, der den Entwurf Anfang der 1970er-Jahre gefertigt hat.
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Die Firma Carl Sasse hat damals Sitzmöbel für den öffentlichen Raum (Schulen, Kitas etc.) produziert und "damit richtig viel Geld verdient", meint Deutschmanek. Grund hierfür ist die industrielle Massenfertigung im praktischen Spritzgussverfahren. Die Stühle aus der Sendung sind laut Prägestempel aus dem Jahr 1977.
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In der Kinderedition heißen die Stühle nicht Casala, sondern Casalinos. "Die stapelbaren Stühle kann man noch ganz gut verkaufen, weil sie eben platzsparend auch mal in die Ecke gestellt werden können", berichtet der Experte. Zudem sind die Stühle noch gut erhalten. Der Wunschpreis liegt bei 150 Euro. Deutschmanek schätzt 180 Euro.
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Nachdem Lichter die Händlerkarte überreicht, hat Deutschmanek noch eine Bitte: "Setz dich mal!", animiert er den Moderator, die Stühle zu testen. Danach platziert er noch einen farblich passenden Helm auf Lichters Kopf: "Ah, meine Ohren", ruft Lichter. Denn der Helm passt nur knapp über Ohren "und Schnäuzer", so Lichter.
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"Und jetzt?", wirkt Lichter irritiert. "Das muss ich kurz wirken lassen", schmunzelt Deutschmanek, der den Moment am liebsten für immer festhalten will. Doch "jetzt habe ich wieder keine Kamera oder Handy hier", lacht er, während Lichter versucht, sich vom Helm zu befreien. Ächzend verlässt er dann lieber schnell den Raum.
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Im Händlerraum hingegen wird ein anderes Spiel gespielt: "Wird das hier die Reise nach Jerusalem, und ich kriege wieder keinen Stuhl ab?", fragt Benjamin Leo Leo schmollend und erntet ein "Oh" von Kollege Christian Vechtel. Der wiederum findet: "Das ist genau meine Größe." Er bietet gleich 150 Euro.
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Doch auch Julian Schmitz-Avila interessiert sich für das Kinderstuhl-Trio. Bei 250 Euro von Vechtel hält der Kontrahent kurz inne, und Benjamin Leo Leo nutzt die Chance, um nach dem Expertisen-Preis zu fragen. Laut Verkäufer "lag der niedriger" ...
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"Na, Christian, jetzt ist es auch schon egal", lacht Schmitz-Avila, und so überbietet sich Vechtel selbst auf 300 Euro. Immerhin ist der Erlös für einen sozialen Zweck. Kinderstühle finde er "immer gut", betont der Händler, "und stapelbar nehmen sie auch keinen Platz im Laden weg".
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Als weiteres Objekt der Sendung bringt Fokke aus Borkum Erbschmuck seiner Großmutter mit, den Heide Rezepa-Zabel als klassisches Design aus den 1970er-Jahren erkennt. Dabei kann der Anhänger mit Tansanit als Brosche oder an der Kette getragen werden.
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Für den Schmuck aus 585er-Weißgold und Silber wünscht sich der Verkäufer 1.000 Euro. Expertin Rezepa-Zabel schätzt den Wert aber nur auf 500 bis 600 Euro. "Das ist auch in Ordnung", erklärt der Verkäufer. Händler Anaisio Guedes zahlt 500 Euro und will die Brosche selbst tragen.
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Gangolf aus Koblenz hat vor rund 20 Jahren einen Wandteppich in London ersteigert, der damals mit Man Ray in Verbindung gebracht worden ist. Laut Friederike Werner steht aber die Künstlerin Michèle Ray hinter der gewebten Tapisserie von 1955. Die Signatur M. Ray hat für die Verwechslung gesorgt.
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Der Verkäufer wünscht sich noch 1.000 Euro für seinen französischen Bildteppich. Auch die Expertin taxiert 800 bis 1.000 Euro für das serielle Stück. Am Ende zahlt Benjamin Leo Leo aber nur 500 Euro für den Teppich.
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Anne-Katrin und Jochen aus Tiefenthal haben ein Besteckset für Eislöffel von der Großmutter dabei, das Heide Rezepa-Zabel um 1900 datiert. Die teils vergoldeten, teils versilberten Löffel zeigen Efeu als Motiv für Treue und ewiges Leben.
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Wohl handelt es sich bei dem Stück aufgrund des Motivs um ein Hochzeitsgeschenk. Das Verkäufer-Paar wünscht sich 300 Euro für das 13-teilige Set von WMF aus dem Jugendstil. Die Expertin taxiert aber nur auf 80 bis 120 Euro. Die Händlerkarte wird dennoch angenommen.
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Im Händlerraum kommt vor allem auch der "bezaubernde Kasten" sehr gut an, denn es handelt sich immerhin noch um die Original-Schatulle. "Das sieht richtig hochwertig aus", meint Julian Schmitz-Avila. Am Ende erhält aber Benjamin Leo Leo bei 150 Euro den Zuschlag.
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Udo und Michael aus Berge haben einen Kopf des Künstlers Joseph Beuys aus Styropor und Gips dabei, den Verkäufer Udo geschenkt bekommen hat. Davor stand das Werk im Deutschen Pavillon auf der Expo 2000 in Hannover. Produziert hat die Büste - insgesamt 47 Exemplare deutscher Berühmtheiten für die Expo - die Ideenwerkstatt.
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Die Büste hat damals zusammen mit dem Kopf von Ludwig van Beethoven 22.000 Deutsche Mark gekostet, "und da war die Mehrwertsteuer noch nicht mal dabei", erzählt Sven Deutschmanek. "Wow", staunt Lichter und fragt gleich nach dem Wunschpreis: 1.000 Euro. Der Experte bewertet ab 1.500 Euro.
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Im Händlerraum ruft die Beuys-Skulptur Erinnerungen an die Expo hervor. Christian Vechtel und auch Julian Schmitz-Avila sind damals dort gewesen: "Das war ein toller Sommer." Aber an den Kopf können sie sich nicht erinnern. Letztlich zahlt Vechtel 2.000 Euro für das kuriose Werk.