Eigentlich gehört es sich ja nicht, Briefe von anderen Leuten zu lesen. Bei der XXL-Ausgabe von "Bares für Rares" gibt es am Mittwochabend aber eine kleine Ausnahme vom Briefgeheimnis. Schließlich stammt die Post nicht von irgendwem. Außerdem lädt sich Horst Lichter selbst zu einem Geburtstag ein und Giovanni Zarrella verkauft sein Auto - und macht ein bisschen Werbung in eigener Sache.
Wer einmal lügt, dem glaubt man vielleicht nicht, aber er kann immer noch zu einem der meistgelesenen deutschsprachigen Schriftsteller werden. Und es mit ein bisschen Glück sogar zu "Bares für Rares" schaffen. Genau, die Antwort auf die eben nicht gestellte Frage lautet Karl May. Der Erfinder von Winnetou und Hadschi Halef Omar legte in seinen Teenagerjahren den Grundstein für eine kurze, aber ordentliche Kleinkriminellen- und Betrüger-Karriere.
Hier mal ein paar Kerzen unterschlagen, dort mal eine Uhr zu lange ausgeliehen, ehe May seine Zeit in Betrügereien und Diebstähle investierte. Am Ende landete er im Gefängnis, entdeckte aber dafür auch sein Talent zum Flunkern – und zum Schreiben. Und so wurde dank dieser Kombination aus dem Kleinkriminellen der berühmte Schriftsteller Karl May, der es von nun an in seiner Roman-Welt nicht so ganz genau mit der Wahrheit nehmen sollte.
"Bares für Rares": Post von Karl May
Was das Ganze mit "Bares für Rares" zu tun hat? Das erklärt am Mittwochabend im ZDF Familie Sigel aus Dresden. Die ist nämlich für die XXL-Ausgabe ins Schloss Johannisberg im Rheingau gekommen, weil sie eine alte Postkarte verkaufen möchte. Nun ist es angesichts der erwähnten Vorgeschichte nicht überraschend, dass diese Postkarte von Karl May persönlich stammt, wie auch "Bares für Rares"-Experte
Die Karte zeigt also erstens, dass sie wirklich von Schummelkönig Karl May stammt und dass May tatsächlich selbst nach Ägypten gereist ist – was für den Wild-West-Schreiber, der sich seine Geschichten von zu Hause aus zusammengereimt hat – keine Selbstverständlichkeit war. Abgesehen davon hat die Karte nicht nur einen prominenten Absender, sondern auch einen prominenten Empfänger: Prinz Adalbert von Bayern, wobei May hier offenbar nicht allzu eng befreundet mit dem Prinzen war, denn auf der Karte steht Adelbert, nicht Adalbert. "Das wäre bei Freunden nicht passiert", urteilt Experte Maier.
Nun also ist die Postkarte bei Familie Sigel gelandet und die will sie wieder loswerden, am besten für ein Minimum von "500 bis 700 Euro", wie Tochter Charlotte erzählt. "Wir wollen gerne nach Ägypten fahren und das, was auf der Postkarte drauf ist, selbst sehen", erklärt ihr Bruder Leo. Das wäre laut Experte Maier auch realistisch, da die Karte aber an einen Prinzen gerichtet ist, würde er ein bisschen mehr verlangen. 800 bis 1.000 Euro sollten die beiden anvisieren.
Mit diesem Hintergrund gehen Leo und Charlotte Sigel zu den Händlern, die sofort Fans der May-Postkarte werden. Und so kommt der Bieter-Wettstreit ziemlich schnell in die Gänge, am Ende duellieren sich
3.000 Euro und einen Horst Lichter zum Geburtstag
Das gilt auch für Anemie de Ruig. Die ehemalige Bibliothekarin hat ein Goldarmband aus dem 19. Jahrhundert anzubieten, aber das ist nicht einmal das Besondere an ihrem Auftritt. Die 96-Jährige ist nämlich die bisher älteste Teilnehmerin bei "Bares für Rares". Das ist für
Eine Geburtstagseinladung bekommen die anderen Kandidaten zwar nicht, dafür werden sie aber ihren Kram genauso los wie die Sigels und Anemie de Ruig. So wechseln an diesem Mittwoch ein Papp-Aufstellspiel, eine Picasso-Vase, eine Hunde-Bronze, ein Tricktresor und ein Chordephon inklusive eines Stapels Lochplatten die Besitzer.
Giovanni Zarrella bei "Bares für Rares": Biete Auto, suche Werbung
So weit, so normal, doch Karl May sollte nicht die einzige Prominenz an diesem Abend sein. Wie inzwischen bei fast jeder TV-Show gibt es auch bei "Bares für Rares" in den XXL-Ausgaben Sendezeit für Promis. In der vergangenen Ausgabe versteigerte Jörg Pilawa eine alte Karte, diesmal kommt das Ehepaar Jana Ina und
Nanu, mag man sich da denken. Warum gehen die Zarrellas nicht einfach zu einem Gebrauchtwagenhändler, sondern zu "Bares für Rares"? So rar ist ihr Alfa Romeo Spider von 1987 ja nun wirklich nicht. Die Antwort liefern Horst Lichter und Giovanni Zarrella höchstpersönlich. "Giovanni, ich bin sehr, sehr glücklich und stolz, dass ich in dem Sender sein darf, im ZDF, wo du demnächst auch sein wirst als mein neuer Kollege", leitet Lichter ein und Zarrella bringt die Eigenwerbung zu Ende: "Ich darf eine Musikshow moderieren, die im September startet."
Hätten wir das also auch erledigt. Und weil Händler Fabian Kahl den Alfa Spider für 15.500 und damit ein paar tausend Euro über Schätzpreis kauft, hat sich der Abend für die Zarrellas allemal gelohnt. Sie bekommen zwar keinen Geburtstagsbesuch von Horst Lichter, dafür aber Geld für den Kinderzimmerumbau und den guten Zweck – und ein bisschen Werbung in eigener Sache.
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