Guter Bulle, böser Bulle: RTL stellt dieses viel zu oft genutzte Fernsehkrimi-Spielchen einmal auf den Kopf. Denn bei der neuen Krimi-Serie "Bad Cop" ist der "gute Bulle" ein "böser Bube". Klingt verwirrend, ist es aber nicht. Gut ist die neue Serie aber trotzdem.

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Ein Krimineller schlüpft in die Rolle seines toten Zwillingsbruders und geht fortan als Kommissar auf Verbrecherjagd. Zugegeben, so eine Story könnte durchaus auch im Nachmittagsprogramm von RTL laufen.

Dort, wo sich Laiendarsteller mit assymetrischen Strähnchenfrisuren die ganze Zeit grundlos anschreien.

Doch diesmal sind wir nicht bei "Verdachtsfälle" und Co., sondern bei "Bad Cop – Kriminell gut", der neuen Primetime-Serie von RTL.

Die Story ist zwar ebenfalls ausgedacht, aber das muss sie auch sein, denn "Bad Cop" ist Teil der neuen "Fiction Offensive" von RTL. In Köln hat man nämlich gerade Freude gefunden an eigenproduzierten Serien.

Aktuell produziert, beziehungsweise lässt RTL fünf neue Serien produzieren: Die Anwaltsserien "Jenny – echt gerecht!" und "Beck is back!", dazu die Krankenhausserie "Lifelines" und die Dramedy-Serie "Sankt Maik".

Zu sehen sind diese Serien erst 2018, mit "Bad Cop – kriminell gut" startet RTL aber seine "Fiction Offensive" bereits am Donnerstagabend um 21.15 Uhr.

"Bad Cop" funktioniert

Die dreht sich um den Kleinkriminellen Jan Starck (David Rott). Aktuell hat er gerade ein bisschen Ärger mit einem russischen Gangsterboss.

Richtig übel wird die Sache aber erst, als ein Drogendeal mit dem Mafioso schiefläuft. Bei der Warenübergabe taucht die Polizei auf, mit dabei Jans Zwillingsbruder Jesko.

Der ist seinem Bruder Jan zwar in brüderlicher Liebe verbunden, aber eben auch Kommissar bei der Polizei. Als er Jan festnehmen möchte, gerät er in den Kugelhagel des russischen Gangsterbosses und stirbt in den Armen seines Bruders.

Fortan schlüpft Jan in die Rolle seines Zwillingsbruders und jagt Verbrecher. Ganz oben auf seinem Zettel steht dabei natürlich der Mörder seines Bruders Jesko.

Natürlich ist diese "In den Schuhen meines Bruders"-Geschichte nicht gerade der allerneueste Clou aus den Drehbuchwerkstätten dieser Welt. Aber wer sagt denn, dass man ständig das Rad neu erfinden muss.

Noch dazu, wenn die Geschichte trotzdem funktioniert – und das tut sie bei "Bad Cop" ganz gut.

Wenn Jan als sein Bruder Jesko zum Beispiel nach dem tödlichen Einsatz zum ersten Mal auf Jeskos Frau und dessen Kinder trifft, die er lange nicht mehr gesehen hat.

"Du darfst nie sterben", sagt Jeskos kleine Tochter zu Jan, als sie das Blut auf Jans Jacke sieht, das von ihrem toten Vater stammt. Da wird das Verwirrspiel ernst und glaubhaft.

"Kannste weniger?"

Was ebenfalls gut funktioniert, ist die Interaktion mit seinem Partner. Der kommt just an Jans erstem Tag frisch von der Polizeischule. Das ist natürlich ein kluger Drehbuchkniff, damit Jan nicht eventuell von einem langjährigen Partner sofort enttarnt wird.

Aber so kann er erst einmal unentdeckt bleiben und gleichzeitig von dem Polizeischulabgänger noch ein bisschen Ermittlungsarbeit lernen.

Vor allem aber funktioniert dieses unübliche Polizistengespann auf der humoristischen Ebene. "Quatsch ich zu viel?", fragt Neuling Luís Pinto (Daniel Rodic), als die beiden zum ersten Mal gemeinsam im Auto sitzen.

"Kannste weniger?", entgegnet ihm Jan trocken. Hier der plappernde Polizei-Frischling, dort der abgezockte Draufgänger – das kann für eine Serie gut klappen.

Der Rest ist dann aber ziemlich konventionell inszeniert.

Der kleinkriminelle Draufgänger mit seiner Räuberbraut trifft auf die Welt des gesetzestreuen Polizisten mit Reihenhäuschen und Ehestress – das ist dann schon ein bisschen klischeehaft.

Am klischeehaftesten sind hier aber die Verbrecher. Ein Pate, der immer von zwei Gorillas bewacht wird, die nach Jan auch gerne einmal im Kühlschrank oder unterm Sofa suchen. Detailliebe sieht anders aus.

Der Auftakt ist RTL gelungen

Obwohl oder gerade weil bei "Bad Cop" jede Person so an ihrem Klischee klebt, ist es genau deshalb auch spannend. Wenn zum Beispiel Jan als Jesko seinen alten Gewohnheiten nachgeht, weil die Kinder den Haustürschlüssel verloren haben und vor verschlossener Tür stehen.

Da knackt Jan einfach aus Gewohnheit das Schloss. Wer braucht schon einen Schlüsseldienst?

Eine persönliche Fehde mit einem Gangsterboss, eine Familie, die nicht die eigene ist, ein pfiffiger Partner und natürlich der neue Job als Kommissar – Drehbuchautorin Claudia Kratochvil hat eine gute Konstellation geschaffen, die für einige Folgen reichlich Potenzial bietet.

Ein durchaus gelungener Auftakt von RTLs Fiction-Offensive.

"Bad Cop – kriminell gut". Ab 21. September immer donnerstags um 21.15 Uhr bei RTL.

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