Die Bachelorette ist tot, es lebe die Bachelorette! Natürlich ist Jennifer Saro nicht tot, aber sie ist eben nicht mehr die Bachelorette. Die heißt 2024 nun Stella Stegmann, und so bittet RTL wieder einmal nach Thailand, auf dass sie dort die Liebe findet. Doch diesmal hat der Sender die Show auf links gedreht, denn: Es gibt Kandidaten und Kandidatinnen.

Christian Vock
Eine Kritik
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Es gab mal eine Zeit, da war "Die Bachelorette" mehr als nur die kleine Schwester von RTLs Erfolgsformat "Der Bachelor". Da waren die Show und ihre Hauptdarstellerin noch Gesprächsstoff am Kopierer, doch das war einmal. Die Quoten und Marktanteile der 2023er-Staffel waren zwar nicht wirklich mies, aber auch nicht so, wie man es sich bei RTL erhofft haben dürfte. Nun laufen seit Montag die ersten beiden Folgen der neuen Staffel nicht jedoch bei RTL im TV, sondern auf RTL+ im Stream. Der Überblick:

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Die neue Bachelorette

"Ich hab schon ein bisschen Erfahrung damit, Männern und Frauen vor Kameras näherzukommen", erklärt die neue Bachelorette Stella Stegmann bei ihrer Vorstellung und meint damit, dass sie 2023 an der Netflix-Show "Too Hot To Handle: Germany" teilgenommen hat. Wer von beidem noch nie etwas gehört hat: Stegmann wurde 1997 als Tochter eines Literaturwissenschaftlers geboren. Nach einem Studium an der Technischen Hochschule Ingolstadt vermarktet Stegmann heute Bilder und Filmchen von sich auf Instagram und Tiktok. Kurzum, sie ist Influencerin.

Als solche darf sie natürlich in Folge eins selbst erzählen, was man noch über sie wissen sollte: "Ich bin ein sehr vielseitiger Mensch", behauptet die Münchenerin und zählt dann auf: reiten im Urlaub, Klavier spielen zur Entspannung, kochen, Skat spielen, Poledance und ein Job als Fitnesstrainerin. Trotzdem habe sie noch Zeit für einen Partner. Das sind gute Nachrichten, denn sonst ergäbe Stegmanns Teilnahme an der Show überhaupt keinen Sinn.

Das ist neu bei "Die Bachelorette"

In der vergangenen Staffel "Der Bachelor" versuchte RTL, mit gleich zwei Bachelors ein bisschen frischen Wind in die Show zu bringen. Dasselbe versucht man in diesem Jahr auch bei "Die Bachelorette", setzt aber noch einen obendrauf: "Ich bin die erste Bachelorette, die nicht nur Männer datet, sondern auch Frauen daten darf", verrät Stegmann die wichtigste Neuerung.

Am Ende soll für Stegmann aber nicht nur die große Liebe herauskommen. Sie wolle mit der Show zudem zeigen, dass es nicht nur absolut in Ordnung ist, bisexuell zu sein, sondern auch, "dass es auch nicht nur 'ne Phase ist, sondern dass ich einfach Menschen liebe."

Die anderen Neuerungen sind erst einmal nur technischer Natur. So bezieht die Bachelorette diesmal eine Villa neben der Kandidaten-Villa. Davon weiß vorerst nur Stegmann, aber man wird sich über den Weg laufen. Apropos Weg: Auch beim Kennenlernen geht man neue Wege. Das Schaulaufen auf dem roten Teppich ist Vergangenheit, die Bachelorette trifft ihre Bewerber grüppchenweise an verschiedenen Orten.

Auf wen sie da trifft, das verraten Bekannte und Verwandte in kleinen Audio-Einspielern. Die Erstkontakt-Gespräche sind dann nach wie vor ein bisschen steif, aber man hat sich auch hier was Neues ausgedacht. Zum Beispiel trifft Stegmann eine Gruppe mit verbundenen Augen, muss sich dann nach Stimme, Geruch und Haptik für drei der vier Kandidaten entscheiden.

Das sind die Kandidatinnen und Kandidaten 2024

"Ich hoffe, es kommt noch Besseres", stellt Stegmanns Mutter in Folge eins mit Blick auf die bisherigen Partner ihrer Tochter fest. Ob das bei "Die Bachelorette" passieren wird, lässt sich natürlich nicht sagen, was sich aber nach den ersten beiden Folgen sagen lässt: RTL hat so gecastet, dass sich erst einmal niemand grob daneben benimmt. Trotzdem gibt es Kandidaten, die im Gedächtnis geblieben sind.

Zum Beispiel Devin. Der scheint nicht den üblichen Fitnessstudio-Hintergrund zu haben, spielt dafür Stegmann einen selbstgeschriebenen Song vor, der nicht peinlich ist. Oder aber Smith, der Sätze sagt, die fast einen Sinn ergeben: "Die Jungs sind alle nett. Das ist für mich fast wie in einer Fußballmannschaft. Aber ich bin mein eigener Spieler, in meiner eigenen Liga, und in dieser Liga spiele nur ich."

Und dann gibt es noch Ferry. Der redet gern und viel, und sein Faible für Worte hängt vielleicht auch mit seinem Beruf zusammen. Der junge Mann ist nämlich laut Selbstauskunft Rapper und Songwriter, und das hat seinen Grund: "Schau mich an – sollte ich in 'ner Bank arbeiten? Du wirst nicht dein Geld bekommen."

Die Auftaktfolgen

Man weiß nicht, was man ihnen erzählt hat, aber die ersten drei Kandidaten erscheinen in Anzug, Fliege und Krawatte am Strand, um dann von dort auf Jetskis zum ersten Kennenlernen zu düsen. Am Ziel wartet dann Stella – aber auch ein kleiner Schock. Denn neben der "Bachelorette" steht eine Vase mit genau zwei Rosen. Für die drei Kandidaten ein Indiz, dass einer von ihnen nur für einen Kurzurlaub nach Thailand geflogen ist. Für einen sehr kurzen Kurzurlaub.

Den Rest der Kandidatinnen und Kandidaten sammelt Stegmann über den Tag verteilt ein, muss aber auch hier das Angebot immer wieder spontan reduzieren. Manche Bewerber lernt sie sogar erst später kennen. "Das war doch sonst eigentlich immer ganz anders", macht Fabian in der Kandidaten-Villa große Augen, als er hört, dass drei Konkurrenten die Bachelorette schon kennenlernen durften.

Die beiden Auftaktfolgen sind also erst einmal dazu da, die Charaktere einzuführen und mit den neuen Regeln Verwirrung zu stiften. Der Schluss liegt nahe, dass es auch in der neuen Staffel wieder einiges an Fremdscham-Momenten geben wird.

Das Fazit

"Diesmal geht es wirklich um mich. Dass ich mich hier verlieben möchte", stellt Stella bei ihrer Vorstellung fest, und es klingt tatsächlich so, als glaube sie das wirklich. Dabei müsste Stegmann wissen, dass es bei "Die Bachelorette" um vieles geht, aber am wenigsten um das Glück der Hauptdarstellerin. Es geht um Brachial-Romantik, um Drama, Streit, Intrigen, Geschrei, Enttäuschungen, Wendungen, Fake-Vorwürfe, Follower-Zahlen, Eitelkeiten, dumme Sprüche, Alkohol, Eifersucht. Kurzum: um Fernsehunterhaltung.

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