Bei den Homedates lernt der Bachelor die Verwandten der letzten drei Kandidatinnen kennen. Und stellt fest, dass eine nicht nur wegen ihm in der Show ist.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Es kommt dieser Moment beim "Bachelor", in dem sich alles ändert. Nein, wir reden nicht davon, für welche der Frauen sich der Bachelor entscheidet. Das ist irrelevant, irgendwann im Zeitraum zwischen dem "Großen Wiedersehen" mit Frauke Ludowig und dem Ende des Oktoberfests in München wird sowieso die Trennung vollzogen. Wir sprechen vom traditionellen Treffen mit den Eltern, den sogenannten Homedates. Jener Zeitpunkt, wenn Fernsehrealität und Lebensrealität miteinander kollidieren.

Die Auswirkungen sind zum Teil dramatisch. Angelina heult in Folge zehn von "Der Bachelor" schon an der Türschwelle ihrer Schwester Fabienne und ihrer besten Freundin Caro. Sie sind das Tribunal, das Bachelor David Jackson beurteilen soll. Die Höhepunkte dieser Konversation, alle in breitestem Schwäbisch vorgetragen: "Du wohnsch in Dubai?" "Und, wie isch?"

Die Antwort des Bachelors ist so belanglos, dass sie hier nicht einmal mehr wiedergegeben werden muss. Schwester und beste Freundin sind sowieso nur die Überleitung zum Vater von Angelina. Sie besuchen ihn in seinem Restaurant. Warum er sich das antut? Bekanntlich ist auch schlechte Werbung gute Werbung.

"Was machst du beruflich?", fragt der Vater. Der Bachelor beginnt zu labern: Model, dann Digitalisierung und "in Social Media reingerutscht". Früher gerieten Menschen auf die schiefe Bahn, heute in Instagram und TikTok. Der Vater von Angelina nickt nur. "Sehr sympathischer junger Mann", sagt er danach. "Ich glaube, sie ist schon ein bisschen verliebt" und verteilt seinen Segen.

Krieg in Europa, Turboinflation, Klimakrise - wenn jeden Tag alles vorbei sein kann, sind die Ansprüche für die eigene Tochter nicht mehr ganz so hoch. Getreu diesem Motto rollt Angelina bereits mit dem Bachelor über die heimische Couch. David Jackson setzt die Gesichtskralle an, damit sie seinen Lippen nicht entkommen kann. "Ich bin auf jeden Fall verknallt", sagt er danach. Für verliebt sein reicht es nicht, es gilt die Sendezeit mit zwei weiteren Frauen zu füllen.

Ein Tipp: Nicht jede Frau küssen, die einem vor den Tourette-Lappen stolpert

Das Stichwort für Lisa, die ihren Bruder René und ihre beste Freundin "Pat-Sarah" in die Folge genötigt hat. Ja, richtig gelesen: Pat-Sarah. Ein Name, der viele Fragen offen lässt: Komplettausfall der Eltern kurz nach der Geburt? RTL-Redakteur beim Eintippen auf der Tastatur eingeschlafen ist? Wir werden es hoffentlich nie erfahren.

Trotzdem herrscht eine "angenehme Stimmung" und Lisa ist "ne Wahnsinnsfrau". Mehr gibt es nicht zu berichten. Im Eiltempo landen der Bachelor und Lisa auf der nächsten Couch. Das Kamerateam ist schließlich nicht nach Ostdeutschland gereist, um die beiden beim Reden zu filmen. Das Ergebnis der ausführlichen Knutscheinlage: Der Bachelor ist "aufgewühlt und durcheinander". Ein persönlicher Tipp: Nicht jede Frau küssen, die einem vor den Tourette-Lappen stolpert.

Bleibt noch Chiara, der es nicht sonderlich gut gelingt, die Befürchtungen zu zerstreuen, sie nähme nur an der Show teil, um die nächste Bachelorette zu werden. Schon vor zehn Jahren habe sie hier in ihrem Elternhaus gesessen, den "Bachelor" geschaut und davon geträumt, einmal in der Show mitzumachen, sagt sie.

Von wem sie diese Flausen im Kopf hat, wird schnell klar. Mutter Corinna ist bereits voller Vorfreude auf "die Granate, die da angekündigt ist". Schon beim Wort "Model" flattert ihr die Libido. Als der Bachelor erscheint, geht Mama Corinna sofort in einen Östrogen-Schock über. Toppen kann das nur noch die eigene Tochter, die sei "die große Liebe ihres Lebens". Komplementär dazu redet sich die Mutter in eine Art Helikopter-Wahn: "Chiara ist einfach Bombe", "Chiara ist der absolute Wahnsinn", "Chiara überzeugt auf voller Linie". Die Redaktion spielt dazu "I will always love you" von Whitney Houston.

Wer da noch nicht geflohen ist, den vertreibt Corinna mit dem Geständnis, sie habe geweint, als sie erfahren hat, dass ihre Tochter an "Der Bachelor" teilnimmt. Aus Freude wohlgemerkt, aus Freude! Es war schließlich Chiaras "Traum". Andere junge Frauen wollen das Patriarchat abschaffen oder ein Heilmittel gegen Krebs finden, Chiara gibt sich mit Prosecco schlürfen in billigen Cocktail-Kleidchen zufrieden. Jedem da seine.

Das ist selbst dem Bachelor zu viel, der Chiara in ihrem ehemaligen Kinderzimmer ausfragt, warum ihr die Teilnahme an der Show so wichtig ist. Und während sich Chiara immer mehr als "Bachelor"-Groupie outet, will sie David Jackson nicht einmal mehr küssen. Das ist in dieser Show auch noch nicht vorgekommen.

Die Mutter des Bachelors ist "Tatort"-Fan

Das Gegenprogramm zu diesem Homedate liefert David Jacksons eigene Mutter, als sie auf die drei Frauen trifft. Sie verrät, woher ihre hängenden Augenlider herkommen ("Die Schwerkraft"), was sie von "Der Bachelor" hält ("Isch bin 'Tatort'-Fan) und erzählt noch eine peinliche Kindergeschichte, in der die Zwillingsschwester des Bachelors in der Badewanne versuchte, ihm den Schniedel abzureißen. Aus Penisneid. All das, was richtige Eltern eben so tun. Eine Favoritin hat Mama Bachelor nicht, obwohl Lisa ihr einen selbstgeklöppeltes Häkel-Topf-Gehänge mitbringt.

Dann ist es endlich so weit. Schnitt zur vorletzten Nacht der Rosen. Der Bachelor faselt über sein "Bauchgefühl", sein "Herz" und mit wem "er sich eine Zukunft vorstellen kann". Dazu legen die Frauen in Zeitlupe, mit viel Weichzeichner versehen, Schmuck an oder zubbeln ihr Kleid zurecht. Der Bachelor rezitiert die üblichen Sätze: "Heute ist die schwerste Entscheidung." "Ich weiß, dass ich die Gefühle einer Frau verletz', die sich mir anvertraut hat." "Es ist Chaos in meinem Kopf." Den Rest ersparen wir ihnen, Jackson wird das alles nächste Woche im Finale des "Bachelors" noch einmal wiederholen.

Wer dann nicht mehr dabei ist, ist nach dieser Folge klar. Die Schauspiel-Leistung von Chiara ist selbst für "Der Bachelor" zu unterirdisch. David Jackson nimmt sie zur Seite, dankt ihr für "die Zeit und die Momente" und es ist geschafft. "Du warst ein toller Bachelor", sagt sie zu ihm. Wer könnte das besser wissen, als das größte Fan-Girl, das jemals an dieser Show teilgenommen hat.




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