Die Schweiz hat einen neuen "Bachelor": Tobias Rentsch, der 2001 als "Mister Schweiz" ins Rampenlicht trat, sich danach aber dem normalen Berufsleben widmete. Als Nachfolger des großspurigen Fußballers Vujo Gavric überrascht Rentsch mit seiner bodenständigen Art: Er wartet nicht mit Macho-Sprüchen auf, sondern verspricht echte Gefühle.

Ein Interview

Tobias, warum hast du dich entschieden, beim Bachelor teilzunehmen?

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Tobias Rentsch: Zum einen besteht die Möglichkeit, die große Liebe zu finden. Aber ich versuche auch immer, dem Alltag zu entfliehen. Durch die Bachelor-Geschichte lerne ich sehr viele neue Sachen kennen. Das ist spannend.

Es ist 14 Jahre her, dass du "Mister Schweiz" warst. Seither war es recht still um dich. Wolltest du wieder in die Öffentlichkeit kommen?

Ich habe das nicht unbedingt geplant. Ich habe vier Jahre parallel zu 100 Prozent Arbeit noch eine Ausbildung gemacht. Ich bin jetzt eigentlich Chef von Beruf – eidgenössischer Führungsfachmann. Da hatte ich nicht die Kapazität, noch etwas zu machen. Wenn du in der Öffentlichkeit bleiben willst, musst du irgendwo der Beste sein – sei es mit einem Superprodukt oder du moderierst oder du singst oder modelst. Aber das sind alles keine Dinge, die mir groß zusagen.

Du hast damals, als du "Mister Schweiz" warst, deinen normalen Beruf weitergeführt, oder?

Ja, genau. Ich war in den vergangenen 18 Jahren bei zwei Arbeitgebern, zehn Jahre beim ersten und acht Jahre beim zweiten. Ich bin also sehr treu. Ich habe reduziert, weil viele Pressetermine und sonstige Verpflichtungen aus dem "Bachelor" anstehen, aber ich möchte später wieder ganz normal arbeiten - mein Beruf gefällt mir einfach sehr gut.

Einige deiner "Bachelor"-Kollegen haben weitere Schritte im TV unternommen. Vujo Gavric zum Beispiel hatte diesen Reality-Zweiteiler, "Supervujo". Gäb's Sachen, die dich reizen würden?

Das kommt drauf an. Ich fand, dass "Supervujo" super zu Vujo passt. Er ist ein Phänomen. Er bringt es fertig, dass ihm die Leute folgen. Vujo hat den "Bachelor" in der Schweiz auch ein bisschen zu dem gemacht, was er ist. Ich kann jetzt auf dieser Erfolgswelle reiten. Aber ich suche nichts, das nicht zu mir passt.

Wie kam es zum Entschluss, dich beim "Bachelor" zu bewerben? War das eine plötzliche Eingebung?

Ich habe ab und zu in die Sendung reingeschaut und mir gedacht, das wäre grundsätzlich auch etwas für mich. Ich konnte mir vorstellen, mich in dieser Rolle wohlzufühlen. Ich wurde dann vom Sender angefragt – auch, ob ich zu dem Zeitpunkt gerade Single bin, das ist ja entscheidend. Das war dann ein recht kurzfristiger Entschluss.

Wie hat dann dein Umfeld darauf reagiert, dass du zum Bachelor gehst?

Es gab verschiedene Reaktionen. Meine Familie war nicht begeistert. Meine Eltern sind schon etwas älter, auch ein bisschen konservativ. Aber wenn sie sehen, dass ich dort ich selbst bin, kann ich mir vorstellen, dass sie am Schluss des Tages auch stolz auf mich sind. Meine Freunde standen eigentlich sofort hinter mir und haben gesagt: "Ja, das passt zu dir, mach das."

Hast du mit den Reaktionen gerechnet oder gab es auch Überraschungen?

Das waren eher die Reaktionen, die ich erwartet habe. Bei einer meiner Schwestern hätte ich nicht erwartet, dass sie sich so stresst damit – das habe ich ein bisschen unterschätzt. Aber auch das wird gut, meine Familie steht immer hinter mir. Dafür mussten die mich noch nie im Gefängnis abholen - ich habe noch ein bisschen Kredit, glaube ich.

Wie hast du deinen Eltern erklärt, was du da machst?

Ich habe ihnen Bilder gezeigt, wie das dann so aussehen könnte. Sie wissen, was auf sie zukommt. Ich habe ihnen auch gesagt, dass ich verknallt bin. Und da haben sie sich natürlich sehr gefreut. Sie haben es immer toll gefunden, wenn ich jemanden mit nach Hause gebracht habe. Diese Dame war dann sehr herzlich willkommen. Als sie gemerkt haben, mit wie viel Herzblut ich dabei bin, haben sie auch Fragen gestellt. Ich kann mir sogar vorstellen, dass sie sich die Sendung ansehen werden - obwohl sie vielleicht das eine oder andere darin gar nicht sehen möchten.

Die Show ist ja schon fertig abgedreht, aber du willst mir sicher nicht verraten, ob du wen gefunden hast ...

Richtig, die Show ist zu 99 Prozent im Kasten, und ich habe 20 sehr spannende Ladies kennengelernt, die zum Teil nicht zu mir passen - oder ich nicht zu ihnen. Aber es gab natürlich auch die eine oder andere, die gut zu mir passt, und da sind auch echte Gefühle im Spiel. Und ich habe mich verknallt. Aber die Situation ist im Moment schwierig: Ich darf die Auserwählte nicht treffen. Wir werden sehen, wie sich das entwickelt. Die Gefühle, die man zu sehen kriegt, sind definitiv echt.

Ganz generell: Was zeichnet eine Frau aus, die du toll findest und zu der du eine gute Verbindung hast?

Sie muss sich wohlfühlen in ihrer Haut, dann strahlt sie auch das gewisse Etwas aus. Für mich ist auch Natürlichkeit wichtig, ich mag's nicht unbedingt allzu tussig - also lange Fingernägel, mit denen man kein Feuer im Wald machen könnte oder sowas. Das ist nicht so mein Typ. Natürlich, bodenständig, vielleicht auch ein bisschen bescheiden: Das sind Werte, die mir wichtig sind. Der gleiche Humor ist auch wichtig, dass man viel lachen kann über das, was ich mache und umgekehrt – sonst wird das Leben trist. Klar ist das Äußere wichtig, aber am Ende des Tages entscheidet das nicht.

Was ist dir in einer Beziehung wichtig, auch langfristig gesehen?

Ehrlichkeit ist sicher das Wichtigste, und das schließt irgendwie auch schon alles ein. Wenn man ehrlich ist, ist man automatisch treu. Es ist natürlich auch wichtig, dass man 100 Prozent Vertrauen hat, dass man es miteinander lustig haben kann, und dass man weiß, der Partner wäre auch da, wenn schlechtere Zeiten wie eine Krankheit anbrechen. Sex, Liebe und Zärtlichkeit gehören auch dazu.

Was sind die Stärken, die du in eine Beziehung einbringst?

Ich stehe mit beiden Beinen am Boden. Mich bringt nicht so schnell etwas aus der Ruhe. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich 38 bin. Ich denke, meinen Mittelpunkt gefunden zu haben - ich bin glücklich und zufrieden. Humor ist sicher auch eine Stärke, die ich einbringe. Aber ich bringe natürlich auch viele Macken mit ... (lacht) Meine Wohnung ist relativ gut aufgeräumt, und ich bin es gewöhnt, wenige Dinge zu besitzen. Meine Ex-Freundin musste mir manchmal auch einen Tritt in den Arsch verpassen und sagen: "Jetzt kauf dir doch diesen Pullover, weil er schön ist!" Aber ich hab' dann gesagt: "Ich hab' ja schon fünf zuhause, ich brauch doch nicht noch einen sechsten."

Da brauchst du also einen Gegenpol, der dich in die andere Richtung bringt.

Ja, genau, der mich auch aus der Komfortzone herausholt. In der Hinsicht fordert mich auch der "Bachelor ein wenig.

Woran sind deine vorigen Beziehungen gescheitert?

So viele Beziehungen hatte ich gar nicht. Die letzte ging sieben Jahre. Es lief eigentlich sehr gut. Wir wohnten zusammen, der Sex war gut, wir haben uns geliebt. Es stand der nächste Schritt vor der Tür: Kinder haben, vielleicht heiraten, aber irgendwie war das Feuer erloschen. Ich denke, das war in beiden Köpfen das Gleiche. Wir haben uns im Guten getrennt. Wir mussten danach sogar schauen, dass wir uns nicht immer getroffen haben, weil sonst einfach kein Neuanfang möglich gewesen wäre.

Wie schaut dein Beziehungsbild aus? Ist das ein klassisches mit Heiraten und Kindern, oder ist das ein eher modernes, wo man in getrennten Wohnungen lebt?

Ich bin von den Werten her schon konservativ. Ich könnte mir nicht vorstellen, getrennt zu wohnen. Aber für mich ist es nicht zwingend notwendig, ein Kind zu haben - ist aber auch nicht ausgeschlossen. Meine Eltern leben in so einer heilen Welt: Da heiratet man und ist ein Leben lang zusammen. Das steht mir vielleicht auch ein bisschen im Wege, weil ich mir denke: Das ist die Entscheidung fürs Leben. Ich kann heute nicht sagen, wie sich das entwickeln wird.

Bist du in einer Beziehung eher der häusliche Typ oder bist du der, der oft fortgehen und was erleben muss?

Ich unternehme gerne etwas, kann aber am Abend auch gut zuhause bleiben. Ich wünsche mir eine Partnerin, die mir zwischendurch in den Arsch tritt und sagt, wir gehen jetzt mal ins Ausland. Ich fahre sehr gerne mit, aber buchen würde ich nicht.

Wenn dich jemand fragen würde, wie er am besten seine Traumfrau findet: Welchen Ratschlag würdest du geben?

Offen sein, alles ausprobieren. Ich selber habe zum Beispiel keine Erfahrung mit Internet-Dating, aber das ist eine Möglichkeit, jemanden zu finden. Wenn du eine Frau siehst und sie gefällt dir, sprich sie ruhig an. Wenn sie dann "nein" sagt, musst du das akzeptieren – aber du hast es versucht.

Und wo siehst du dich in zehn Jahren?

(lacht) Das ist ja wie beim Bewerbungsgespräch! Das ist schwer zu sagen. Ich bin mir sicher, dass ich noch in dem Beruf arbeiten werde, den ich jetzt habe. Ich glaube auch nicht, dass sich meine Werte verändern werden. Und vielleicht suche ich mir dann etwas Neues, um aus dem Alltag auszubrechen.

Tobias, vielen Dank für das Gespräch!

Tobias Rentsch war 2001 "Mister Schweiz". Rentsch ist gelernter Käser und arbeitet in einer Führungsposition bei der Schweizerischen Post. der 38-Jährige wohnt in Oensingen bei Solothurn. In acht Episoden verteilt er diesen Herbst Rosen, bis von 20 Kandidatinnen nur noch eine übrig ist.
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