Die dritte Folge der achten Staffel von "Austria's Next Topmodel" bietet für beinahe jeden Kandidaten eine Möglichkeit, sich zu blamieren: Von schrillen Klamotten über erzwungen coole Videoclips hin zum Randalieren in einem Möbelhaus wird keine Gelegenheit ausgelassen. Wenigstens gilt das auch für die Jury.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Genzel dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Manchmal kann man den Eindruck gewinnen, dass die Macher von "Austria's Next Topmodel" junge Menschen nicht etwa ermutigen wollen, dem Modeltraum nachzugehen – sondern sie davon abbringen möchten.

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Vergangene Woche wurden unsere unerfahrenen Nachwuchsmodels zum Nackt-Shooting gepeitscht – ob sie nun wollten oder nicht, Widerstand zwecklos. In der aktuellen Folge setzen die Macher auf ein Schamgefühl ganz anderer Art: nämlich die Angst, richtig bescheuert auszusehen.

Im Gothik-Look zum Kinderfasching

Vor schauriger Burgkulisse sollen unsere hoffnungsfrohen Newcomer Kostüme der ganz besonderen Art tragen: eine Art Mischung aus Horror, S/M, Goth und Kinderfasching.

Sagen wir es so: Marilyn Manson wären die Klamotten wohl zu unseriös.

Die Mädels finden Plateauschuhe, bei denen die hinteren Absätze fehlen, ja noch recht amüsant – und haben auch weniger Grund zur Beschwerde als die Burschen, denen Helme mit Funkantennen, Hörner und Glitzerunterhosen verpasst werden.

"Sei einfach nur du", rät Modelmama Eveline Hall ihrem Schützling Edvin. "Neineineinein", wehrt der ab. "Das ist alles, nur nicht ich."

Hinter den Kulissen sind seine Worte etwas deutlicher: "Lächerlich" ist da noch das freundlichste. "Glaubt wirklich einer von euch, dass der Daniel so einen Dreck hätte anziehen müssen?"

Woah, Kinder!

Den Spielaffen dürfen die potenziellen Nachwuchsmodels dann bei einem Casting für eine Coca-Cola-Social-Media-Kampagne geben, die unter dem Akronym WOAH läuft. Das steht für "Where only awesome happens". (Läuft, solange unser Englischlehrer nicht mitliest.)

Weil die Nachricht über das Casting zum letztmöglichen Zeitpunkt eintrifft, den der Sender arrangieren konnte, haben die Models nur noch ein paar Minuten Zeit, lustige Videos mit sich zu gestalten, in denen sie sich als große Cola-Fans auftreten. Sanda will ganz auf Natürlichkeit setzen und hält eine Cola-Flasche in die Kamera: "Wie ich jeden Morgen hier überstehe, ist einfach". Klingt eher nach Schnaps.

Aber fair ist fair: Wenn schon die Models wie beim Schulausflug herumgescheucht werden, dürfen die Coaches eben die strengen Kindergärtner spielen. Marina Hoermanseder, die wahrscheinlich auch im richtigen Leben dauernd "Brand" (wie in "Marke") sagt, nimmt sich Schützling Edvin zur Brust, der in der letzten Folge bei Christians Fortgang spontan anbot, mit ihm den Platz zu tauschen. "Keine Emotionen!", drillt sie den verirrten Zögling, auf dass er nie wieder kollegial sein möge.

Noch mehr Arbeit haben die Aufpasser nach einer nächtlichen Feier: Da sind drei der Jungspunde berauscht über die Feuerleiter geklettert. Zur Strafe müssen sie ein Video drehen, in dem sie sich entschuldigen – bei wem auch immer. Man sieht ihnen an, wie reumütig sie sind, und kann davon ausgehen, dass sie ab sofort für mindestens zwei Tage solche Stunts nicht mehr wiederholen.

Abrissarbeiten

Abschließend dürfen die Jungs und Mädels noch durch ein Möbelhaus latschen und dabei ein Möbelstück präsentieren. Ein Fuß auf dem Tisch, eine Hand an der Kommode: Die Jury langweilt sich sogar noch vor dem Zuseher wegen dem, was hier geboten wird.

Nur Peter fällt aus dem Rahmen – beziehungsweise vom Regal: Er klettert kurzerhand auf die Borde eines etwas wackligen Gestells, um sich oben lässig hinzusetzen.

Beim Abstieg reißt er das schöne Stück aber mit sich und weckt die Jury mit lautem Geschepper auf. Er marschiert weiter, als wäre das genau so geplant gewesen.

Dann verkündet Eveline Hall noch, dass jetzt einer oder mehrere nach Hause geschickt werden, und die Kandidaten schauen so überrascht, als wäre das in den bisherigen sieben Staffeln noch nie passiert.

Das Urteil wird aber erst nächste Woche verkündet. Vermutlich muss vorher noch der Trümmerhaufen aufgeräumt werden.

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