Schöne Tiere und sadistischer Terror: In der aktuellen Folge von "Austria's Next Topmodel" reisen die Kandidaten ins exotische Ausland und begegnen: ihrer eigenen Angst.
Vergangene Woche mussten sie sich wie reduzierte Ware auf dem Förderband von Hofer präsentieren, dieses Mal lässt die Produktionsfirma für die Kandidatinnen und Kandidaten von "Austria's Next Topmodel" tatsächlich etwas springen: Es geht nach Marokko - genauer gesagt nach Marrakesch, um etwas mondänen Luxus in die Sendung zu bringen. Tatsächlich zieht sich aber ein ganz anderes Thema durch die aktuelle Folge: Angst. Pure Angst.
Überall Gefahren!
Zunächst müssen die schönen Menschen ja irgendwie ins Ausland kommen, und das passiert per Flugzeug. Nicole hat leider Angst vor dem Fliegen und war mit ihren 16 Jahren noch nie in der Luft. "Wir werden so draufgehen!", stresst sie beim Start. Bianca schließt sich gleich an und beschwert sich über angstverschwitzte Hände. Ihr Freund Patrick findet das anstrengend, weshalb der Kommentator gleich von einer potentiellen Beziehungskrise frohlockt. Passieren tut – wer hätte es gedacht? – natürlich rein gar nichts.
Auch am Boden der Tatsachen angekommen, setzt sich die Furcht fort: Beim Foto-Shooting auf dem Markt von Marrakesch soll eine mittelkleine Schlange die die Models zieren. Junel und Gloria haben allerdings panische Angst vor den Tieren und klappern daher stärker als die Schlangen selber. Wieso fürchten sich eigentlich nie die Jungs?
Junel friert komplett ein, was selbst dann anhält, nachdem die Schlange entfernt wurde. Gloria versucht sich zu überwinden, dreht sich aber immer wieder schreckhaft weg und läuft kreischend über den Marktplatz. Da müssen die beiden eben ohne Schlange fotografiert werden. Die Sendung tut derweil so, als wären derartige Phobien nun wirklich kein Grund, sich so anzustellen.
Da fehlt doch eine?
Noch mehr Angst: Melisa hat die Einreise nach Marokko nicht geschafft, weil kein Visum vorlag. Sie wird also wieder zurück nach Wien verfrachtet, wo sie hoffentlich rechtzeitig beim Konsulat um die entsprechende Genehmigung erhält. Angst haben hier vor allem die Produzenten, dass man vergessen könnte, was das Problem ist: Im Minutentakt redet Melisa davon, dass sie kein Visum hat, dann reden die anderen darüber, dass Melisa kein Visum hat, dann erklärt der Kommentator, dass Melisa ... und so weiter. Gott sei Dank kriegt sie eins, sonst würde das bis zum Finale so weitergehen.
Flug und Hotel für alle Kandidaten (inklusive zwei Flüge für Melisa, die nämlich – haben wir es schon erwähnt? – kein Visum hat) waren indes wohl doch eine rechte Belastung für das Budget der Show, weswegen vor Ort gleich gespart werden muss: Die Models werden in Teams von vier bis fünf Leuten losgeschickt, um sich für zusammengerechnet 72 Euro am Markt Outfits zu kaufen. Das geht natürlich nicht ohne intensives Verhandeln. Was für ein heiteres Spiel: Wir versuchen als privilegierte Teilnehmer einer erfolgreichen Fernsehshow, Menschen in ärmeren Ländern möglichst wenig Geld zu geben. Kann man daraus keine komplette Samstagabend-Show machen?
Fiese Psycho-Spielchen zum Wohle der Quote
Am Schluss zeigt sich die Sendung dann von ihrer sadistischsten Seite: Wackelkandidat Nummer Vier wird diesmal nicht wegen zu geringer Facebook-Likes bestimmt – nein, die Models dürfen selber jemanden nominieren, den sie für unwürdig erachten. Und weil die Macher der Show Angst haben, es könne zu wenig Zoff geben, müssen sie das öffentlich in der Runde machen.
Gleich achtmal wird Nicole nominiert – weil sie zu jung und für das Model-Business noch zu unreif sei. Die Jury nimmt die Nominierung "sehr ernst", winkt Nicole aber dann doch durch, weil ihre Fotos toll sind. Dennoch erhält sie mahnende Worte: Als Model müsse man auch Teamplayer sein. Als Moderator, Jury, Produzent und Programmchef übrigens auch, aber die kann ja niemand hinausvoten.
Das Psycho-Experiment ist freilich geglückt: Erwartungsgemäß haben sich nach der Aktion alle Models erheblich weniger lieb. Ja, da verspricht die nächste Folge ja wieder einiges an Gefauche – von denen und von uns.
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