Was tun, wenn sich die Kandidaten einer Topmodel-Show beharrlich weigern, zickig zu werden? Ganz klar: Man hilft ein wenig nach und schafft Situationen, die ein wenig Drama versprechen. Doch leider geht der Plan bei "Austria's Next Topmodel" nicht auf.

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So steht in der dritten Folge von "Austria's Next Topmodel" also ein Pärchen-Shooting mit Kuss an. Die Burschen und Mädels werden von der Jury zusammengestellt, und weil ja schon zwei Männer abtreten mussten, gibt's auch ein Frauen-Paar. Da muss doch was passieren – irgendwas! Zumal ja die Kandidaten Bianca und Patrick privat ein Pärchen sind und hier aber anderen Teilnehmern an den Lippen herumkauen dürfen.

Professionalität statt Drama

Aber alles läuft ganz glatt, jeder redet von Professionalität und von der Trennung zwischen Beruf und Privatleben. Der Sprecher weist auch permanent darauf hin, dass doch die meisten Kandidaten privat in einer Beziehung stecken, aber es will sich einfach kein Drama einstellen. Maximiliano streicht seiner Partnerin Melisa beim Küssen ein wenig zu gefühlvoll über den Oberschenkel, und manche Kandidaten sind nicht ganz so locker bei der Kuss-Pose wie die anderen – aber das war's auch schon an Aufregung.

Im Schneideraum sah man das sicherlich genauso und strengte sich an, Spannungen zu erzeugen. Da werden nichtssagende Blicke von Bianca so geschnitten, als würde sie ihrem Freund eifersüchtig ansehen. Jede Äußerung der beiden, dass das ja alles ganz normal ist, wird vom Sprecher skeptisch kommentiert. Nicht mal Zeitlupe und dramatische Hollywood-Musik können irgendwen überzeugen, dass das Kuss-Shooting Beziehungsprobleme auslösen könnte.

Ein Abschied zum und vom Heulen

Dennoch müssen ein paar Kandidaten danach gleich mal ihre Partner zuhause anrufen, um ihnen alles zu beichten. Lukas schluchzt und verspricht seiner Freundin, dass er dauernd nur an sie denkt. Schon letztes Mal bekam er ja feuchte Augen. Der gute Junge ist offenbar so nah am Wasser gebaut, dass man nur noch auf die Szenen wartet, in denen er Tränenbäche vergießt, weil die Butter um 10 Cent teurer geworden ist.

Und doch müssen wir bald auf seine dramatischen Auftritte verzichten: Diese Folge ist nämlich die letzte für Lukas. Nein, er wird nicht wegen drohendem Hochwasser gefeuert – er geht freiwillig. Nachdem er das Okay für die nächste Runde erhalten und die meisten Facebook-Likes einkassiert hat, erklärt er, dass sein Herzblut eigentlich dem Tanzen gehört. Die Moderatoren stehen voll hinter seiner Entscheidung und finden es gut, dass er jetzt weiß, was er will. In der ersten Folge wurde ein anderer Kandidat zusammengefaltet, weil er sich nicht sicher war, ob er Model werden will.

Blasmusik und Räkeleien

Abgesehen vom Partner-Shooting waren die anderen Events recht befremdlich. Papis Loveday nimmt seine Schützlinge mit zum Nova-Rock-Festival und fordert sie auf, jeweils 30 Sekunden lang auf der Bühne herumzuhüpfen – und das ausgerechnet vor einer traditionellen Blasmusikkapelle! Es gehe darum, dass die Kandidaten zu verkrampft seien und auch mal Spaß haben sollen, erklärt Moderatorin Melanie Scheriau. Doch warum entscheidet die Spaßveranstaltung mit darüber, wer diese Woche fliegt?

Auch die zweite Fotosession mutet etwas merkwürdig an. Nur fünf unserer Kandidaten dürfen teilnehmen, als sechster lässt sich Loveday selber ablichten – und zwar für eine Kampagne, die über Brustkrebs informieren soll. Ein sehr löbliches Vorhaben. Leider erklärt uns niemand, was die sich halbnackt in pinker Farbe am Boden herumräkelnden Jungs und Mädchen mit dem Thema zu tun haben – aber vielleicht erfahren wir das ja auch erst nächste Woche.

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