Die Jury ist heute besonders lustig drauf – und spielt deswegen ihren Kandidaten einen Quasi-Streich, der sich dann doch wieder als Test entpuppt. Und wenn das inszenierte "Prank Shooting" schon kein Drama hervorruft, muss man eben anderswo welches suchen, damit die Quote stimmt …

Eine Glosse

Die YouTube-Kinder machen es vor: Zu einem erfolgreichen Kanal gehören auch leidlich lustige "Pranks" – die moderne Version der "versteckten Kamera", bei der die Leute zumeist nur deswegen lachen, weil ihre Reaktion für die Öffentlichkeit festgehalten wird.

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So steht also heute bei "Austria's Next Topmodel" ein "Prank Shooting" auf dem Programm. Der Streich: Gastmodel Lilly Becker spielt den arrogant-unkooperativen Shooting-Partner, Fotograf Oliver Gast gibt sich permanent unzufrieden. Genau wie sonst also? Ach nein: Sonst sind ja die Jurymitglieder die Genervten.

Becker stellt also die Geduld der Kandidaten auf die harte Probe. Nicht anfassen! Nicht das Kleid berühren! Nach vorn schauen! "Ist das dein erstes Shooting?" Die Nachwuchsmodels rollen ein bisschen mit den Augen, lassen sich aber wenig aus dem Konzept bringen. Nur Max wirft irgendwann genervt hin.

Es ist ein müder Spaß, der leider nicht dadurch aufregender wird, dass er in die Länge gezogen und mit allen Kandidaten durchexerziert wird. Unfreundlichkeit als Schenkelklopfer? Welch kreative Idee!

Wie wäre es stattdessen, die Jungmodels auf die Probe zu stellen, indem beim Shooting einfach alles Mögliche und Unmögliche passiert und schiefgeht? Zusammenfallendes Bühnenbild, nicht funktionierende Requisiten, halbfertig genähte Kostüme – von diesen Möglichkeiten wird wieder nichts ausgeschöpft.

Immerhin hat die Jury hinter den Kulissen ein riesiges Vergnügen an ihrem "Prank". Nach dem Shooting erklären sie den Models noch, dass Lilly Becker eigentlich eine ganz Liebe ist. Die umarmt zur Demonstration einen der Kandidaten und zwitschert dann ab.

Nichtigkeiten - ganz groß ausgewälzt

Unangenehm wird auch die Stimmung zwischen manchen Kandidaten. Aus einer harmlosen Diskussion darum, wem welches Essen im Kühlschrank gehört, entbrennt zwischen Allegra und den anderen ein handfester Streit, der zu Tränen, Geschrei und entnervtem Seufzen führt. Irgendwann will Allegra den Koffer packen und abreisen - bleibt dann aber doch.

Die Jury und Modelmama Eveline Hall hören von dem Zoff und halten gleich zweimal eine Ansprache, dass die Angelegenheit doch wirklich absolut nichtig sei. Man möchte ihnen ganz und gar beipflichten – und gleichzeitig dem Sender den Ratschlag mit auf den Weg geben, dass sie sich genau aus diesem Grund wirklich nicht verpflichtet fühlen müssen, dem Zank so viel Aufmerksamkeit zu widmen.

Nachdem zu Beginn der Folge niemand nach Hause gehen musste, werden dafür am Ende gleich drei Models entlassen. Isak ist dabei fein raus: Wegen seiner Leistung beim "Prank"-Knipsen darf er automatisch ins Finale.

Im höchst durchschaubaren Bemühen um quotenträchtiges Drama sollen die Kandidaten vor der Juryentscheidung selber sagen, wen sie heimschicken würden. Nachdem mehrere von ihnen Julia nennen, haben die Show-Redakteure, was sie haben wollen: Das junge Mannequin läuft weinend aus dem Raum.

Daniel Bamdad, der sich stets darum bemüht, seine Sympathiepunkte zu verringern, läuft hinterher, um sie zu trösten – und gibt anschließend zu Protokoll, dass die Reaktion nur beweise, dass Julia fürs Modelleben nicht geeignet sei. Wenigstens Eveline Hall ist ehrlich genug, zuzugeben, dass sie genauso reagiert hätte.

Julia wird also nach Hause geschickt, ebenso wie wie Lukas und Daniela. Für die restlichen sechs Kandidaten geht die Reise weiter nach Helsinki, wo sie sich nächste Woche mit dem angeblich "echten Leben" herumschlagen müssen.

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