Sie zittern in luftigen Höhen, lassen sich die Haare abschneiden und stellen sich der Kritik von Jury und Publikum. 18 junge Menschen gehen derzeit auf Puls 4 für ihren Traum an ihre Grenzen. Dabei ist der Titel "Austria's Next Topmodel" längst keine Eintrittskarte in die Glamour-Welt der Topmodels.
Seit 11. September kämpfen neun Mädels und neun Burschen um den Titel als "Austria's next Topmodel". Abgesehen vom "Kampf der Geschlechter" bleibt aber auch in der sechsten Staffel der Casting-Show bei der bewährten Mischung aus Zickenterror, Tränen und Eifersucht. An Interesse scheint es dennoch nicht zu mangeln: Auch dieses Mal haben sich wieder über 2.000 Kandidaten gemeldet, die mithilfe von Melanie Scheriau und ihren Jury-Kollegen ihren großen Traum vom Modeln verwirklichen möchten.
Dabei ist ein Sieg bei "Austria's next Topmodel" längst kein Garant für eine erfolgreiche Modelkarriere. Bisher konnte sich nur eine Teilnehmerin wirklich dauerhaft in den Medien halten: die blonde Allzweckwaffe
Was wurde aus den bisherigen Siegerinnen?
Für die Siegerinnen der Staffeln zwei bis fünf blieb der internationale Durchbruch als Topmodel dagegen aus. Zwar bekamen alle einen Modelvertrag und ein Titelbild der "Woman", das war’s dann aber meist auch. Aylin Kösetürk, Siegerin der zweiten Staffel, soll inzwischen wieder als Kellnerin arbeiten, die Facebookseite der Vorjahressiegerin Greta Uszkai wurde im März zum letzten Mal aktualisiert, und auch von den anderen vermeintlichen Topmodels hört man - abgesehen von gelegentlichen Auftritten am Rande von Fashionshows oder bei der Präsentation von Kaufhausmode - wenig.
Dass es auch anders geht, beweist Patricia Kaiser. Die Innviertlerin wurde im Jahr 2000 im Alter von nur 15 Jahren zur Miss Austria gewählt. Zeitgleich startete sie eine Karriere als Sängerin, veröffentlichte drei Top-20-Singles und gewann 2011 das Publikumsvoting beim österreichischen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest. Doch damit nicht genug: 2004 wurde sie österreichische Meisterin im Speerwurf, 2009 war sie europäische Vize-Meisterin im Siebenkampf. Heute ist Patricia Kaiser vor allem als Sportmoderatorin bekannt und vertreibt ihre eigenen Fitness-DVDs.
Auch ANTM-Moderatorin Melanie Scheriau begann ihre Karriere mit einem Modelwettbewerb. 1996 gewann sie den "Supermodel of the World Contest". Sie lief für Design-Ikonen wie Armani und Gaultier und trat neben Robbie Williams in dessen Video zu "Rock DJ" auf.
Topmodels made in Austria
Doch auch wenn den meisten ANTM-Kandidatinnen der internationale Durchbruch bisher verwehrt blieb, gibt es eine Reihe sehr erfolgreicher Austro-Topmodels. Keine davon wurde allerdings über eine Casting-Show berühmt. Iris Strubegger zum Beispiel wurde 2002 bei einem Schüleraustausch in New York von einem Agenten entdeckt. Seitdem zierte die Salzburgerin nicht nur das Cover der deutschen und französischen Vogue, sondern lief auch für Dolce & Gabbana, Valentino und Alexander McQueen über den Laufsteg.
Sophie Huemer, das Gesicht der Edel-Kosmetikmarke Clinique, wurde mit 15 auf einer Party von einem Fotografen angesprochen. Eigentlich wollte sie erst gar nicht modeln, trotzdem war sie inzwischen auf dem Cover nahezu aller wichtigen Hochglanzmagazine zu sehen. Ob Vogue, Marie Claire oder Cosmopolitan – alle scheinen sich um die Wienerin zu reißen.
Die höchsten Model-Ehren in Form eines Paars Engelflügel erhielt kürzlich Nadine Leopold: Die 20-Jährige ist die erste Österreicherin, die vom Luxus-Wäschelabel "Victoria's Secret" engagiert wurde. Auch sie wurde als Teenager zufällig auf der Straße als Modeltalent entdeckt.
Doch nicht nur die österreichischen Frauen wissen im Ausland zu überzeugen. Model und Schauspieler Werner Schreyer hält einen ganz besonderen Rekord: Er ist bis heute der einzige Mann, der es auf das Cover der französischen Vogue geschafft hat.
Die internationale Modeszene ist also definitiv bereit für österreichische Topmodels – ob eine Casting-Show wie "Austria's next Topmodel" allerdings ein guter Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Karriere ist, bleibt auch in der sechsten Staffel mehr als fraglich.
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