In ihrer neuen Kinokomödie "Anna Fucking Molnar" verkörpert Nina Proll eine tief gefallene Schauspielerin, die sich ausgerechnet in einen Feuerwehrmann verliebt. Im Interview spricht sie offen über die Entstehungsgeschichte - und verrät, was sie selbst an Frauen besonders schätzt.
Anfangs scheint alles sehr einfach und wunderbar im Leben der Schauspielerin Anna Molnar (
Doch dann erwischt sie ihren Lebensgefährten, den Theaterintendanten (Gregor Bloeb), in flagranti bei einem Seitensprung und erleidet einen Nervenzusammenbruch und einen Karriere-Totalabsturz. Auch ihr schräger Vater (
Für die starbesetzte Komödie "Anna Fucking Molnar" (seit 24.11. im Kino) hat Nina Proll nicht nur die Hauptrolle übernommen sondern erstmals auch das Drehbuch verfasst. Im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt sie von Karriereflops, dem Umgang mit Kritiken und verrät, was sie an Frauen bewundert.
Hat es einen speziellen Anlassfall für Ihr Drehbuch gegeben?
Nina Proll: Den ersten Input hatte ich, als ich am Raimundtheater das Musical "Barbarella" gespielt habe. Ich habe damals einen Theaterbetrieb kennengelernt, inklusive der Theaterfeuerwehr. Da ist die Idee entstanden: was wäre, wenn sich eine Künstlerin in jemanden verliebt, der so einen bodenständigen Beruf hat – welche Probleme, aber auch welche Komik sich da ergeben.
Wie nah am Schauspielgeschäft sind die Figuren in "Anna Fucking Molnar"?
Sehr nah. Etwa, dass man umbesetzt wird, wenn man nicht funktioniert. Denn egal wie berühmt man ist – es stehen zehn andere in den Startlöchern, die auf deinen Job warten. Gerade bei den Frauen ist das so. Es gibt viele sehr gute Schauspielerinnen und deshalb ist die Konkurrenz auch größer, aber auch die Gagen schlechter als bei den Männern. Das ist das Gesetz von Angebot und Nachfrage.
Was stammt noch direkt aus Ihren Erfahrungen?
Dass man mit etwas, das schlechte Kritiken hat, Erfolg haben kann und andersrum. Ich habe schon tolle Filme gemacht, die gerade 2.500 Zuschauer hatten. Dann gibt es auch Filme, die von der Kritik schlecht bewertet werden und Megaerfolge sind. In meinem Drehbuch habe ich auch reale Interviewsituationen festgehalten. So etwa die Frage, was mich sexuell erniedrigen kann – das ist einem Kollegen von mir tatsächlich passiert.
Ihre Titelfigur Anna erleidet mitten in einem beruflichen Höhenflug einen Absturz. Ist es Ihnen auch schon so ergangen?
"Barbarella" würde ich leider schon als Flop bezeichnen, den alle Beteiligten so kommen gesehen haben. Du sitzt gemeinsam in einem Boot und kannst nichts daran ändern, denn du bist nur ein Rädchen in einer Produktion. Die Kritiken waren damals sehr persönlich gegen mich gerichtet.
Lesen Sie Kritiken?
Ja, denn Kritiker sind auch Zuschauer und ihre Meinung interessiert mich ebenso wie die meiner Friseurin oder meines Nachbarn. Allerdings versuche ich, eine innere Distanz zu wahren und nicht mein Lebensglück weder von besonders guten noch von besonders schlechten Kritiken abhängig zu machen.
War Ihr Ehemann Gregor Bloeb leicht zu überreden, die Rolle des Theaterintendanten anzunehmen?
Es war nicht von Anfang an klar, welche Rolle er spielen soll. Wir haben verschiedene Konstellationen ausprobiert, unter anderem mit ihm als Feuerwehrmann. Die Figur war aber am Anfang noch nicht so interessant wie sie zum Schluss war. Wir haben uns dann sehr mit der Figur beschäftigt und versucht, ihr mehr Kanten zu geben. Unsere Regisseurin Sabine Derflinger hat schon beim Casting gesagt, dass es nicht lustig ist, wenn wir zusammen spielen. Ich glaube der Grund war, dass wir befangen waren.
In welcher Hinsicht?
Weil wir immer Angst hatten, dass die Zuschauer denken, dass es unsere Geschichte ist, die wir da spielen. Das wollten wir vermeiden und waren beim Spielen nicht frei. Zum Glück haben wir uns einvernehmlich dagegen entschieden.
Wurden Sie jemals auf einen bestimmten Charakter festgelegt?
Als ich mit "Nordrand" und "Hinterholz 8" begonnen habe und beim Filmfestival Venedig den Preis für die beste Nachwuchsdarstellerin gewonnen habe, ist mir alles angeboten worden – von "Kommissar Rex" über "Kaisermühlen Blues" bis "Komm, süßer Tod". Viele Angebote habe ich angenommen, weil ich spielen und irgendwo anfangen wollte, da ich noch nicht viel Erfahrung gehabt hatte. Ein paar Sachen habe ich Gott sei Dank ausgelassen. Die vielen Angebote haben sich mit der Zeit natürlich auch verändert und ich habe versucht, mich nicht ständig zu wiederholen.
Ist es Ihnen gelungen?
Nicht immer. Aber ich versuche so gut wie möglich, nicht immer das Gleiche zu spielen. Eine Zeit lang wollte man mich immer für proletarische Rollen im Dialekt besetzen, die auch lustig sind. Es macht mir großen Spaß und ich spiele gern im Dialekt – aber ich möchte es nicht ausschließlich machen. Das war auch eine Motivation für mich, mir die Frage zu stellen, welche Frauenfiguren ich gern auf der Leinwand sehen möchte – und dann das Drehbuch zu schreiben. Ich habe viele Eigenschaften, die ich an Frauen bewundere in "Anna Fucking Molnar" verpackt.
Welche Eigenschaften sind das?
Ich liebe selbstbewusste, freche Frauen, die anecken und sich Dinge trauen, die sich andere nicht trauen. Auch Anna mit ihren Allüren zu Beginn des Films und ihrer Haltung, dass sich alles um sie dreht und sie der Mittelpunkt der Welt ist. Ich finde es toll, wenn man so durchs Leben geht – auch wenn es mir selber nicht gelingt.
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