Ende 2024 haben Mike Krüger und Thomas Gottschalk ihren gemeinsamen Podcast "Die Supernasen" eingestellt. Die damalige Begründung: Sie seien es leid, fortwährend missverstanden zu werden. War die Entscheidung richtig? Und wurde Krüger von der Debatte um Gottschalk in den "Shitstorm-Sog" hineingezogen? Wir haben den 73-Jährigen gefragt.
Auch wenn
Im Interview mit unserer Redaktion spricht Krüger über den Quiz-Auftritt mit seiner "türkischen Adoptivtochter" Meltem Kaptan. Zudem verrät der Komiker, aus welchem aktuellen Anlass er kürzlich einen seiner 80er-Jahre-Songs neu veröffentlicht hat.
Herr Krüger, geht es Ihnen wieder besser?
Mike Krüger: Wieso? Mir ging es ja nie wirklich schlecht ...
Nun, Sie leiden seit nunmehr 50 Jahren unter einer chronischen "Gänsehautentzündung". Das steht zumindest auf dem Cover Ihres kürzlich veröffentlichten Live-Albums.
Stimmt, wobei es mir damit natürlich nicht schlecht geht. Eine "Gänsehautentzündung" ist die Steigerung von Gänsehaut. Etwas Besseres kann man doch gar nicht haben. Auf der LP sind neue Versionen meiner Hits wie "Bodo mit dem Bagger", "Der Nippel" oder "Mein Gott, Walther" enthalten. Eigentlich gebe ich seit mehr als zehn Jahren keine Konzerte mehr. Ich habe mich aber von meinem guten Freund Mario Barth überreden lassen, im Mai vergangenen Jahres bei seiner Halbzeitshow auf der Berliner Waldbühne aufzutreten. Dort sind die Live-Aufzeichnungen entstanden, die auf meinem YouTube-Kanal und zum Teil eben auf "50 Jahre Gänsehautentzündung" zu hören sind.
Warum treten Sie eigentlich nicht mehr live auf?
Weil meine Frau zurecht zu mir gesagt hat, dass es nett wäre, wenn ich nach 40 Jahren zwischendurch auch mal zu Hause wäre. Da ich jedes Theater in Deutschland schon mehrfach gesehen habe, vermisse ich da auch nichts.
80er-Jahre-Song neu veröffentlicht: Mike Krüger fordert "Freiheit für Grönland"
Zeitgleich zu Ihrem Album ist die Single "Freiheit für Grönland" erschienen. Ihre Fans kennen den Song bereits seit den 80ern aus dem Film "Die Supernasen". Warum jetzt die Neuveröffentlichung?
Zum einen fand ich das Mundharmonika-Solo so lustig, zum anderen gibt es mit Blick auf
Sie werden am 28. Februar versuchen, den "Quizduell-Olymp" zu erklimmen. Sie wissen bereits, ob es geklappt hat, nicht wahr?
Ja, die Sendung wurde schon vor einer Weile aufgezeichnet. Man sieht da den Babybauch von Esther Sedlaczek (Moderatorin der Sendung; Anm. d. Red.) auch noch nicht. Also bitte nicht erschrecken: Es ist alles gut, sie ist nach wie vor schwanger.
Inwiefern hilft Ihre berufsbedingte Schlagfertigkeit beim Beantworten von Quizfragen?
Schlagfertigkeit hilft eigentlich nur bei "Wer weiß denn sowas?", weil man sich in diesem Format mit seinem Partner über die Antworten austauschen kann. Ich finde Quizsendungen grundsätzlich toll, war mittlerweile aber schon in so ziemlich jeder zu Gast. Man kann sich nicht wirklich darauf vorbereiten, aber zum Glück verfüge ich über ein ganz gutes Allgemeinwissen.
Warum war
Ich weiß gar nicht, in wie vielen Sendungen ich bereits gemeinsam mit Thommy aufgetreten bin – von "Dalli Dalli" bis schlag mich tot. Logischerweise haben wir auch schon mehrfach gewonnen. Aber der Mann ist sehr beschäftigt – im Gegensatz zu mir arbeitet er nämlich noch viel. Insofern ist es schwierig, uns zusammen zu buchen. Anstelle von Thommy hatte ich mit Meltem Kaptan aber meine türkische Adoptivtochter an meiner Seite. Ihr Vater ist ein großer Mike-Krüger-Fan. Ich habe dann zu ihr gesagt: "Jetzt hast du zwei Väter, einen türkischen und einen deutschen. Ist das nicht toll?" Ich möchte nicht zu viel spoilern: Aber wir beide waren sehr gut in diesem Quiz.
"Zum Schluss hatten wir aber das Gefühl, dass sich die armen Praktikanten in den Redaktionen immer nachts unseren Podcast anhören mussten – in der Hoffnung, dass Thomas in einem Nebensatz wieder irgendjemanden beleidigt haben könnte."
Ihren "Supernasen"-Podcast mit Thomas Gottschalk haben Sie mittlerweile beendet. Wie blicken Sie mit dem gewissen Abstand auf die Entscheidung?
Es war die richtige Entscheidung. Ursprünglich sollten es zehn Folgen werden, am Ende wurden es sogar 42. Unsere Fans, die wir im Podcast immer "unsere Apostel" genannt haben, wollten natürlich am liebsten unsere Geschichten von früher hören. Das auszuarbeiten, ist uns in den Folgen ganz gut gelungen. Zum Schluss hatten wir aber das Gefühl, dass sich die armen Praktikanten in den Redaktionen immer nachts unseren Podcast anhören mussten – in der Hoffnung, dass Thomas in einem Nebensatz wieder irgendjemanden beleidigt haben könnte. Die Schlagzeilen waren dann aber an den Haaren herbeigezogen. Dieses Thema, dass Thomas bei "Wetten, dass..?" Frauen angefasst hat und die Frage, ob er heute noch Frauen anfassen würde, ist irgendwann auch mal durch. Leider wurde es jedoch nicht weniger.
Sie klingen enttäuscht.
Ich war ein bisschen traurig, ja. Wir haben in dem Podcast extrem interessante Geschichten erzählt, über die aber natürlich kein Mensch berichtet hat. Dass Thommy diese Entwicklung mehr genervt hat als mich, sehe ich auch ein. Außerdem wurde es mit jeder Folge schwieriger, neue Storys zu finden, die wir noch nicht erzählt hatten. Irgendwann wäre das in Arbeit ausgeartet. Und arbeiten möchte man als Rentner ja nicht mehr so gerne.
Wurden Sie von den Shitstorms rund um Gottschalks Buchveröffentlichung ("Ungefiltert"; erschienen im Oktober 2024) mitgerissen?
Eher im Gegenteil. Ich war quasi der Verursacher des Ganzen. Alleine durch meine Erfahrungen bei "7 Tage, 7 Köpfe" weiß ich, wie man so etwas aufbaut. Schon damals habe ich gerne recherchiert und die Gags geschrieben. In diesem Punkt habe ich Thommy Arbeit abgenommen. Ihn hat das sehr gefreut. Und mich hat es gefreut, dass er mich das hat machen lassen. Immer wenn ich ein neues Thema aufgemacht habe, hat Thommy seine Meinung dazu gesagt. Das Problem war nur: Während er im Anschluss die volle Breitseite abbekam, wurde ich mehr oder weniger verschont.
Woran liegt das? Was machen Sie anders als Ihr Kollege?
Mir ist das ohnehin wurscht. Ich wüsste aber auch gar nicht, wo ein Shitstorm in meinem Fall stattfinden sollte – ich bin weder bei Instagram und Facebook noch bei TikTok. Lediglich YouTube nutze ich als Plattform, weil ich nach wie vor ein Freund des gesungenen Scherzes bin. Ich gehöre noch der ersten Comedy-Generation um Otto Waalkes, Jürgen von der Lippe und Ingo Insterburg an, die nicht nur Gags erzählt, sondern auch Musik dazu gemacht hat. Auf meinem YouTube-Kanal veröffentliche ich regelmäßig neue Sachen, Shitstorms finden da aber nicht statt.
Die von Ihnen gegründete Spaß-Partei "EWP" ("Echt wahre Partei") ist letztlich nicht zur Bundestagswahl angetreten. Warum wurde dieses Projekt eingestellt?
Die "EWP" hätte bestimmt gute Chancen gehabt. Schließlich sind wir unter der Prämisse angetreten: Wenn die Politiker jetzt schon die Comedy übernehmen, warum sollten wir dann nicht im Gegenzug die Politik übernehmen? Das fanden wir lustig – aber nur bis zu den Anschlägen in Magdeburg und Aschaffenburg. In dem Moment wurde uns der Comedy-Boden weggetreten. Auch wenn wir die aktuellen Politiker gerne aufs Korn nehmen würden, ist es gerade nicht der richtige Zeitpunkt für Politik-Gags. Daher haben wir das Thema versanden lassen.
Über den Gesprächspartner
- Mike Krüger ist ein deutscher Komiker und Sänger. Seine Karriere begann Mitte der 70er mit seinem Nummer-1-Hit "Mein Gott, Walther". In den 80ern folgten weitere Titel wie "Der Nippel" oder "Bodo mit dem Bagger". Mit der "Supernasen"-Filmreihe an der Seite von Thomas Gottschalk konnte Krüger seinen Bekanntheitsgrad weiter steigern. Von 1996 bis 2005 gehörte er der Stammbesetzung der satirischen TV-Show "7 Tage, 7 Köpfe" an.