Bei den Fantastischen Vier rappt Thomas D. hauptsächlich witzige Texte, auf seinem neuen Solo-Album "Der Aufstieg und Fall des Tommy Blank" lässt er seine böse Seite raus. Im Interview mit unserem Portal spricht Thomas D. über seine neue Platte, wie es war, mit Herbert Grönemeyer aufzunehmen und wie gut Moses Pelham küsst.
Thomas, dein neues Album heißt "Der Aufstieg und Fall des Tommy Blank". Ist dieser Tommy Blank real oder eine fiktive Figur?
Soll ich tippen? Nein, sag’s mir lieber.
(lacht) Das ist wohl die beste Antwort auf die Frage "Was glaubst Du denn?" Das soll sich jeder selbst überlegen. Für mich ist die Geschichte äußerst real. Tommy Blank war ein Typ, der sich dem Erfolg und der Popularität immer entzogen hat. Er hat sich kurz vorher aus dem Staub gemacht, nachdem ich seine Texte aufgeschrieben habe. Dann musste ich alles selber rappen.
Wie würdest du dein Album beschreiben, bist du erwachsener geworden?
Ich weiß nicht, ob ich erwachsener wurde. Es ist jedenfalls ein heftiges Hip-Hop-Album. Bei meinen Rap-Skills habe ich noch mal eine Schippe draufgelegt. Ich hab ziemlich viele Features drauf, wenige andere Rapper, aber sehr viele andere Sängerinnen und Sänger. Und das macht dieses Album melodiöser und abwechslungsreicher. Die Story über Tommy zieht sich durchs ganze Album, so dass man wie bei einem Buch bei jedem Song eine neue Facette, ein neues Kapitel von ihm kennenlernt. Auch wenn es mit derben Ausdrücken um die Ecke kommt, ist es kein Deutsch-Rap-Album, bei dem einer dasteht, sich am Sack packt und sagt: "Hey, ich bin der Geilste".
Wie geht die Geschichte des Tommy Blank auf deinem Album aus?
Sie endet tragisch. Das letzte Lied heißt "Tommy Blank ist tot". Hier könnte man natürlich denken: Überdosis im Hotel. Aber nein, er hat sich aus dem Staub gemacht. Wir haben keinen Leichnam. Aber wir haben sein verlassenes Wohnmobil an der russischen Grenze. Nur er ist weg. Wir gehen davon aus, dass er ein neues Leben angefangen hat.
Wie viel von den Fantastischen Vier steckt in "Der Aufstieg und Fall des Tommy Blank"?
Wenig. Die Fantas machen was anderes. Solo habe ich schon immer etwas anderes gemacht. Natürlich ist es Deutsch-Rap, aber gerade dieses Album ist außerhalb des Fanta-Vier-Universums.
Inwiefern ist es so anders?
Die Fantas haben ja sehr humoristische, sarkastische und ironische Texte. Kraftausdrücke wie "Hurensöhne" oder "Ihr könnt mich alle mal" kommen im Fanta-Universum nicht vor. Tommy Blank ist hip-hoppiger als die Fantas. Sie machen auch so gut wie keine Features, singen auch ihre Refrains selber. Bei manchen Stücken aber, die nachdenklicher sind, könnte man sagen: So kenne ich Thomas D. auch bei den Fantas.
Bist du also als Solokünstler Thomas D. mehr Bad Boy?
In diesem Fall bin ich Bad Boy. Normalerweise bin ich ein Gutmensch. Der Bewusste und Rücksichtsvolle, der sich um Menschen, Tiere und Natur kümmert. Auf diesem Album übernimmt aber Tommy den richtig harten Part. Er ist dann derjenige, der den Menschen sagt, was Sache ist.
Dann hast du ja eine Art Mutation zum Bad Boy hinter dir, ähnlich wie bei
(lacht) Ich weiß nicht, was Justin Bieber für eine Mutation durchgemacht hat, außer dass er in eine Ecke gepisst hat. Vor Kurzem habe ich erst gesehen, wie ein Groupie ihn verlassen und im Bett gefilmt hat. Justin Bieber ist eher eine Witzfigur. Es ist eher wie der Film "Fight Club" mit
Du hast vorher erwähnt, dass du auf deinem neuen Album viele Features drauf hast. Mit welchen anderen Künstlern hast du zusammengearbeitet?
Unter anderem mit Samy Deluxe, meiner Meinung nach der beste Rapper in Deutschland.
Wie ist es, mit Herbert Grönemeyer ein Hip-Hop-Album aufzunehmen?
Das war sehr spannend. Ich hab ihn vorher angerufen und gefragt, ob er sich so etwas vorstellen kann. Er war auch ganz entspannt und hat gesagt: "Ja klar, kann ich machen." Herbert hat mich gebeten, ihm was zu schreiben. Das war natürlich für mich eine sehr große Aufgabe. Ich dachte: "Ich? Herbert Grönemeyer Worte in den Mund legen? Oh mein Gott!" Dann habe ich eineinhalb Jahre überlegt, dann ist es mir eingefallen. Nur leider habe ich Herbert dann ein Jahr nicht erreicht. (lacht) Das ist auch so geil. Ich dachte, der ignoriert mich, will nix mehr mit mir zu tun haben. Nach einem Jahr habe ich ihn an die Strippe bekommen. Er war selbst in ein Projekt vertieft. Als Herbert den Song "Brüder" eingesungen hat, war klar: Das kann wirklich nur einer.
Du hast auch mit Moses Pelham einen Song aufgenommen. Mit ihm hast du ja vor Kurzem an einem Projekt namens #Mundpropaganda teilgenommen, einer Aktion gegen Homophobie. Dafür hast du dich fotografieren lassen, wie du Moses Pelham küsst. Ist er ein guter Küsser?
He’s a great kisser. Really great. Er hat einen ganz weichen Bart. Ich hätte gedacht, es stupst viel mehr. Und tolle Lippen. Aber aus der Hetero-Sicht kann ich das nur theoretisch beurteilen.
Wäre Moses Pelham dein Typ, wenn du jetzt nicht Hetero wärst?
Hmm. Ne, ich würde wohl eher auf muskulöse Männer stehen. Moses hat zwar auch jede Menge Muskeln. Ich würde aber auf trainierte, muskulöse Jungs stehen.
Zum Beispiel Arnold Schwarzenegger?
Nein, um Gottes Willen. Der würde mich doch zerquetschen. Zumindest damals in seinen besten Zeiten hätte er mich zerquetscht. Keine Ahnung, ich guck mir auch keine Typen an und denke: "Oh geil, wenn ich schwul wäre, mit dem würde ich was anfangen." Das Statement, das wir gemacht haben, war: Wenn du dich verliebst, verliebst du dich. Da kannst du dir nicht raussuchen, ob es jetzt ein Arnold Schwarzenegger oder eine Pamela Anderson ist. Niemand kann jemanden befehlen, bestimmen oder gesetzlich darüber urteilen, wen man zu lieben hat. Und wenn du dich in einen Mann verliebst als Mann oder eine Frau in eine Frau, dann ist das Leben so. Wenn ein paar Heteros knutschen, ist das ein gutes Zeichen. Um einfach zu sagen: Leute, bitte, ihr müsst euch da lockermachen. Ihr dürft nicht darüber urteilen.
Thomas D., vielen Dank für das Gespräch.
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