Die 97. Oscarverleihung brachte keine Aufreger und eine überlange Show. Bei dieser Preisverleihung strahlten fast nur die Oscar-Gewinner selbst.
In der Nacht auf den 3. März ist in Los Angeles die 97. Oscarverleihung über die Bühne gegangen. Langjährige Zuschauerinnen und Zuschauer der Awards-Zeremonie fragten sich im Vorfeld, welche Aufreger und unvorhergesehenen Momente der Abend im Dolby Theatre bringen würde. Würde es etwa wieder einen nackten John Cena (47) zu sehen geben - oder gar eine weitere Ohrfeige?
Außerdem: Welche Spitzen würde das als so liberal geltende Hollywood gegen den zurückgekehrten US-Präsidenten
Kaum Politik bei der Oscarverleihung
Einen wirklichen Skandal sollte der Verlauf des Abends jedoch nicht bringen. Wohl keines der erzeugten Bilder wird noch in fünf oder zehn Jahren prominent in Highlights-Clips zur langen Geschichte der Academy Awards vorkommen. Und auch die Politik kam angesichts der aktuellen Weltlage geradezu erschreckend wenig vor.
Dafür wird diese Oscarverleihung wohl vor allem für ihre Länge in Erinnerung bleiben. Moderator Conan O'Brien (61), der erstmalig durch die Academy Awards führte, gab hier bereits zu Beginn der Show im doppelten Sinne den Ton vor, als er in eine selbstironische Musiknummer ausbrach und sang, wie er keine Zeit verschwenden würde. Doch das sollte sich als Vorbote für den gesamten Abend herausstellen.
Smarter Wirkungstreffer von Conan O'Brien
Denn nach einer Stunde waren gerade einmal vier Oscar-Trophäen an den Mann oder die Frau gegangen. Im Lauf des Abends, das war unverkennbar, zog die Regie der Live-Show als Reaktion das Tempo gehörig an. Moderator O'Brien war so etwa kaum noch zu sehen. Einige seiner zuvor einstudierten Gags oder vorproduzierten Einspieler dürften es nicht in die Ausstrahlung geschafft haben.
Einen politischen Wirkungstreffer - und den möglicherweise besten Gag des Abends - landete der ehemalige Host der "Tonight Show" allerdings dennoch. Denn in der Handlung von "Anora", dem großen Sieger des Abends, geht es bekanntermaßen um einen mächtigen russischen Gangster und eine von Oscarpreisträgerin
"'Anora' hat eine gute Nacht", scherzte O'Brien. "Ich schätze, die US-Amerikaner sind begeistert, dass sich jemand endlich gegen einen mächtigen Russen behauptet." Der Witz löste donnernden Beifall des Publikums aus.
Gedenken an Gene Hackman - doch wo bleibt David Lynch?
Der übrige Abend brachte hingegen bemerkenswert wenige politische Spitzen. So beschworen etwa die Oscarpreisträger Zoe Saldaña (46) und Adrien Brody (51) auf verschiedene Arten die Bedeutung der Immigrantenerfahrung. "Ich bin ein stolzes Kind von Einwanderereltern", sagte etwa Saldaña in ihrer Dankesrede für den Nebendarstellerinnen-Oscar.
Laudatorin Daryl Hannah (64) begann ihre Ausführungen mit einem herzlichen "Slava Ukraine", also auf Deutsch: "Ruhm der Ukraine".
Politischer kamen da beinahe noch die Solidaritätsbekundungen mit Sexarbeiterinnen daher, die die Oscarpreisträger Madison und "Anora"-Macher Sean Baker (54) in ihre Dankesreden einbauten.
Auch den Feuerwehrleuten von Los Angeles, die zu Beginn des Jahres gegen verheerende Brände in Hollywoods Heimatstadt Los Angeles gekämpft hatten, wurde, wie zu erwarten war, im Verlauf der Oscar-Zeremonie gedacht. Einige von ihnen kamen auf die Bühne und verlasen Witze. Ein herzerwärmender Moment.
Oscarverleihung sollte sich auf alte Stärken besinnen
Selbstverständlich gab es auch ein Segment für die gerade erst unter äußerst mysteriösen Umständen verstorbene Schauspielikone Gene Hackman (1930-2025). Schauspiel-Titan Morgan Freeman (87) erinnerte auf der Bühne an seinen "lieben Freund", der "die Herzen von Filmliebhabern auf der ganzen Welt" erobert habe.
Etwas zu kurz angesichts dieser Ehrung kam der ebenfalls erst vor Kurzem verstorbene Regisseur
Immer wenn die Produzenten der Awards-Show 2025 neue Dinge wagen wollten, klappte das nicht besonders gut. Denn schmerzlich vermissten Oscar-Fans und langjährige Zuschauer die beliebten Einspieler von Best-of-Clips der nominierten Künstler und Filme, zu denen früher oftmals die Live-Reaktionen der Nominierten per Splitscreen eingeblendet wurden. Diese so echten Momente Sekundenbruchteile vor einer potenziell lebensverändernden Entscheidung sorgten verlässlich für die Highlights des Abends - fehlten bei der 97. Oscarverleihung jedoch gänzlich. (lau/spot) © spot on news