Waltraut Haas ist tot. Die Wiener Schauspielerin starb im Alter von 97 Jahren.
Sie bleibt wohl auf ewig in den Herzen der Österreicher das Mariandl: Auch wenn Waltraut Haas im Laufe ihrer langen Karriere rund 70 Filme drehte, war es doch diese Rolle in ihrem Debütfilm "Hofrat Geiger" 1947 an der Seite von Hans Moser, die ihre Karriere untrennbar prägen sollte.
Nun ist das Mariandl am Mittwoch in den frühen Morgenstunden im Alter von 97 Jahren in Wien verstorben, wie ihre Familie mitteilte.
Waltraut Haas ist tot: Stille Verabschiedung im engen Kreis
"Trotz aller unendlicher Trauer sind wir dankbar, dass sie so ein langes Leben hatte, so vielen Menschen Freude bereiten konnte und auch bis zuletzt in verhältnismäßig guter körperlicher Verfassung war", so die Hinterbliebenen in ihrem Kommunique, die eine Verabschiedung im engsten Familienkreis ankündigten: "Neben ihrer beeindruckenden Karriere war sie vor allem eines: ein warmherziger, humorvoller und zutiefst liebenswerter Mensch."
Bis heute ist der Charme der am 9. Juni 1927 in Wien als Tochter einer Hoteliersfamilie geborenen Schauspielerin legendär. Dabei war der Weg zum Beruf kein leichter. Auf Wunsch ihrer Mutter besuchte Haas zunächst eine Haushaltsschule, bevor sie das Konservatorium für darstellende Kunst in Wien absolvierte und zusätzlich bei der Burgschauspielerin Julia Janssen privaten Schauspielunterricht nahm.
Das Theater stand vor Mariandl
Der Beginn der Karriere führte dann über die Theaterbühnen, wobei auf das Landestheater Linz, in Wien das Bürgertheater, das Stadttheater und Raimund Theater sowie in Deutschland der Titania-Palast Berlin oder das Deutsche Theater München folgten. Dann sollte die Entdeckung durch Willi Forst den Wendepunkt markieren: Er besetzte sie als Mariandl für seinen "Hofrat Geiger", was Haas in der Folge etliche Rollen als süßes Wiener Mädl eintrug.
Als Mentoren und Wegbegleiter sollten Größen wie Paul Hörbiger, Curd Jürgens, Johannes Heesters, Franz Antel, Heinz Rühmann und allen voran Hans Moser der Mimin zur Seite stehen. Neben ihren Rollen in "Mariandl", "Mariandls Heimkehr", "Hallo Dienstmann", "Kleiner Schwindel am Wolfgangsee", "Gruß und Kuß aus der Wachau" oder "Keine Angst Liebling, ich paß schon auf" in der Regie ihres Mannes Erwin Strahl nahm Haas auch Schallplatten auf, darunter etwa "Im Weißen Rössl" und "Wiener Lieder".
"Jetzt sag ich's" als Lebenserinnerungen
Dieses bewegte Leben schilderte Waltraut Haas in ihren 2018 erschienen Erinnerungen "Jetzt sag ich's", in denen sie nicht nur von Erfahrungen mit Hollywoodstars wie Errol Flynn erzählt und vor allem auch ihrem Gatten Erwin Strahl ein literarisches Denkmal errichtet, mit dem sie den gemeinsamen Sohn Marcus Strahl, heute Schauspieler und Regisseur, hatte. Sie erzählte bei allem Grundoptimismus auch von Enttäuschungen und Niederlagen.
Als das Genre des liebenswerten Heimatfilms und damit auch ihre Rollen in Werken wie "00Sex am Wolfgangsee" zusehends in seichte Sexschnulzen mündeten, führte Haas' Weg wieder auf die Theaterbühnen, wo sie meist unter der Regie ihres 2011 verstorbenen Ehemanns im Scheinwerferlicht stand.
Außerdem entdeckte die Schauspielerin, die etwa 2003 mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst oder 2010 mit dem Goldenen Wiener Ehrenzeichen ausgezeichnet wurde, das deutschsprachige Fernsehen für sich. So war sie zuletzt 2020 in Catalina Molinas "Das Glück ist ein Vogerl" als Wachkomapatientin zu erleben. Vor allem blieb Waltraut Haas aber stets der Theaterbühne verbunden und war etwa mit den beiden Künstlerwirtsleuten Tamara Trojani und Konstantin Schenk im Dinner Theater Schönbrunn oder bei den Wachaufestspiele zu erleben. (APA/bearbeitet von mbo) © APA