Der 24. Life Ball ist erfolgreich geschlagen. Wir haben Gründer und Organisator Gery Keszler um sein Fazit ersucht und mit ihm über Fehler aus der Vergangenheit, den Wiener Opernball und das Thema HIV/AIDS gesprochen.
Der 24. Life Ball ist Geschichte. Erleichtert?
Gery Keszler: Ich bin nicht erleichtert, dass der 24. Life Ball Geschichte ist, ich bin erleichtert, dass wir unsere Änderungen am Life Ball erfolgreich umsetzen konnten.
Die Verbindung unserer Jahreskampagne "Know Your Status" mit "Recognize The Danger", dem Motto des diesjährigen Life Ball, hat dem Programm eine wichtige zusätzliche Ebene verliehen, über die ich mich sehr freue.
Wie sieht Ihr persönliches Fazit aus?
Dass man immer offen für Neues sein und bleiben muss, ohne auf den Erfahrungsschatz der letzten Jahre zu verzichten.
Wir haben vielleicht einige Partner am Weg zum diesjährigen Life Ball verloren, aber auch neue Unterstützer dazubekommen, die uns auch zu neuen Ideen inspiriert haben. Dafür bin ich sehr dankbar.
Gibt es schon Infos darüber, wie viel Geld zusammengekommen ist?
Bis Ende des Jahres sind noch weitere Aktivitäten im Zuge der "Know Your Status"-Kampagne geplant, daher gibt es zur Zeit noch keine Zahlen.
Sie sagten kürzlich sinngemäß, die Unterbrechung des Life Ball habe der Organisationsroutine nicht sonderlich gut getan. Inwiefern?
Es mit Sicherheit schwerer, die organisatorische Basis des Life Ball nach diesem Zeitraum wieder in den gewohnten Schwung zu bringen.
Langjährige Mitarbeiter haben sich in der Zwischenzeit andere Jobs gesucht, neue Mitarbeiter mussten erst mit den neuen und gewachsenen Strukturen umgehen lernen.
Das nimmt Zeit in Anspruch, die man so nicht eingeplant hat. Deswegen bin im umso glücklicher, dass der Life Ball dieses Jahr sich so entwickelt hat, dass wir darauf stolz sein können.
Ist es wahr, dass viele Sponsoren abgesprungen sind?
Im verlängerten Abstand zwischen dem vorherigen und dem diesjährigen Life Ball haben sich natürlich auch frühere Sponsoren neue Möglichkeiten gesucht, um sich entsprechend zu präsentieren. Das ist verständlich und damit haben wir auch gerechnet.
Natürlich gibt es auch immer wieder ärgerliche Situationen am Weg zu einem neuen Life Ball, aber das liegt jetzt in der Vergangenheit – und die Zukunft ist wesentlich interessanter.
Sie haben den Life Ball zu einem internationalen Event gemacht. Der Opernball hingegen, der sich diesen Anstrich auch gern gibt, kriegt im Vergleich dazu recht wenig Glamour ab. Was denken Sie, läuft dort nicht so ganz?
Ich glaube nicht, dass man den Opernball mit dem Life Ball vergleichen kann, auch wenn beide Veranstaltungen streng genommen Bälle sind.
Der Opernball ist eine traditionsreiche Institution, die sich stark auf den einen Tag des Opernballs konzentriert. Der Life Ball ist heute, noch viel mehr durch seine neue Ausrichtung, ein wichtiger Eckpfeiler einer ganzjährigen Kampagne, bei der eine klare und verständliche Botschaft im Vordergrund steht.
Allein durch diese unterschiedlichen zeitlichen Ausrichtungen halten sich die Ähnlichkeiten in Grenzen.
Manche behaupten, der Life Ball sei in den Jahren zuvor etwas übertrieben ausgefallen. Waren Sie mit der Entwicklung immer zufrieden?
Der Life Ball ist über die Jahre immer weiter gewachsen. Einer der Hauptgründe für die Neuausrichtung des Life Ball war, das komplexe Thema HIV/AIDS wieder vor die Frage zu stellen, welche Stars beim Life Ball dabei sein werden.
Über HIV/AIDS gibt es viel zu sagen und viele Teilaspekte sind wichtig und müssen erklärt werden.
Wir haben uns jedoch dazu entschlossen, unser Publikum nicht zu überfordern, sondern auf einen einfachen, klaren Ansatz, der sich auch von jedem persönlich umsetzen lässt, zu konzentrieren: Das Wissen um den eigenen Immunstatus so selbstverständlich zu machen wie das Wissen um die eigene Blutgruppe. Dafür bilden regelmäßige HIV-Tests die logische Basis.
Kann man das diesjährige Motto also als Rückbesinnung auf alte Werte des Balls interpretieren? Brauchen die Menschen wieder einen stärkeren Ellenbogen-Rempler?
Der Life Ball erinnerte in diesem Jahr an den Zeitgeist der 1920er- und 1930er-Jahre. "Erkenne die Gefahr" – und das in jedem Bereich, ob in der Gesundheit oder in der Gesellschaft.
Es geht nicht um einen "Ellenbogen-Rempler" sondern einfach um mehr Aufmerksamkeit. Wir müssen uns gesellschaftliche, politische und eben auch gesundheitliche Entwicklungen genau ansehen und mögliche Gefahren erkennen, um entsprechend handeln zu können.
Kein Rempler, sondern Wissen verhindert, dass Gefahren tatsächlich eintreten.
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