Mit ihrem neuen Podcast "Liebes Leben" steigt Amira Pocher in den Klatsch-und-Tratsch-Kreislauf ihrer Trennung von Oliver Pocher ein. Nach einer halben Stunde wünscht man sich nur noch: Bitte nehmt beiden Pochers das Mikro weg.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die Nachrichtenlage von heute, während dieser Artikel entsteht: Verschleppte Geiseln in Israel. Der nahende Kriegswinter in der Ukraine. Antisemitismus bei "Fridays for Future". Die Welt stolpert von einer Krise in die nächste und bei dem Podcast-Dienst Podimo, tja, da lassen sich die Pochers jetzt auch noch in einem zweiten Podcast über ihre Trennung aus. Das ist natürlich klassischer Whataboutism, aber mal im Ernst: Für wie wichtig muss man sich eigentlich halten, um die eigene Trennung jede Woche in der Öffentlichkeit zu sezieren?

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Offensichtlich lautet die Antwort darauf: immens. Erst recht, wenn das Angebot finanziell ansprechend ist. In "Liebes Leben" spricht jetzt also auch Amira Pocher jeden Dienstag über das Ehe-Aus mit Oliver Pocher. Programmplanerisch perfekt, da kann der Ex am Freitag mit einer weiteren Ex, Sandy Meyer-Wölden, direkt auf das Gesagte eingehen. Und Amira Pocher wiederum in der Woche darauf, dann erneut Oliver Pocher, Amira, Olli, Amira, Olli und immer so weiter und so fort. Ein nicht enden wollender Klatsch-und-Tratsch-Kreislauf, der diese Trennungs-Medieninszenierungs-Melange ausquetschen wird, bis keine Schlagzeilen mehr zu generieren sind. Also: nie.

Keine Gags, dafür Amiras Seite der Trennung

Die erste Folge mit dem Titel "Aufgewühlt" macht zumindest klar, dass es in dieser halben Stunde keine anderen Themen geben wird. Amira Pocher sitzt auf der Ledercouch (es ist ein Video-Clip), im 90-Grad-Winkel zu ihr "der neue Mann" in ihrem "Podcast-Leben", ihr Bruder Hima. Der führt sich direkt mit einem Spruch ein, der auch von Oliver Pocher sein könnte. Sie: "Dass wir mal einen Podcast haben, das hätte ich niemals gedacht" Er: "Ja, weil deiner jetzt zu Ende ist." Es wird der einzige Gag in diesem Podcast bleiben.

Es geht schließlich um den Pocher, Pardon, Elefant im Raum. Was sagt Amira zu all den Äußerungen ihres zukünftigen Ex-Mannes? Der sich in jedes Mikrofon, das ihm unter die Nase gehalten wird, zu seiner gescheiterten Ehe äußert und das als "seine Art", mit der Trennung umzugehen, verkauft? Mit Betonung auf "verkauft"? Sie monetarisiert ihre gescheiterte Trennung jetzt auch. Zu behaupten, sie hätte auf den Start ihres neuen Podcasts gewartet, um so das Interesse zu erhöhen, ist Spekulation - aber naheliegend.

Der Bruder als Stichwortgeber für die Schwester

Bruder Hima schlüpft deswegen über weite Strecken des Podcasts in die Rolle des Interviewers, beziehungsweise Stichwortgebers für seine Schwester. "Du bist ja jetzt getrennt. Wie gehts dir?", fragt er. Die Antworten sind eigentlich klar, wie soll es einem schon gehen, wenn die Ehe gerade in die Brüche gegangen ist und der verletzte Ehemann sich wie ein Pubertierender benimmt, dummerweise aber zwei Millionen Follower auf Instagram hat?

Amira Pocher rezitiert die Antworten trotzdem: "Die letzten Wochen waren die schwierigsten meines Lebens." Sie sei "körperlich und psychisch" an ihre "Grenzen gekommen". Es folgen Interna, Gerichte würden sich mit den Äußerungen Pochers beschäftigen und wenn er so um sie gekämpft hätte, wie er es öffentlich um des Profit willens täte, wären sie jetzt noch zusammen. Letzten Endes ist ihr Podcast also reine Notwehr. Denn wie soll man denn auf einen Ex reagieren, der alles in der Öffentlichkeit austrägt? Mit ihm privat sprechen? Eine vollkommen abwegige Idee.

Bruder Hima scheint als einziger in dieser Scharade noch dazu in der Lage zu sein, einen klaren Gedanken zu fassen. Er besitzt nämlich keine Social-Media-Accounts. Er erklärt, dass "die Art zu kommunizieren" und "miteinander umzugehen" des Paares ihn immer befremdet hat. Amira antwortet darauf, wie sehr die Negativität von Oliver Pocher sie beeinflusst hat, zitiert den Ehevertrag, der auf "Liebe ausgelegt" war - und bricht in Tränen aus. Bruder Hima nimmt sie in den Arm. Das alles sei jetzt aber vorbei, erklärt Amira, sie sieht jetzt alles viel positiver: "Die einzige neue Person in meinem Leben bin ich selbst." Das könnte auch auf einem Glückskeks stehen.

Ein Plädoyer für die Liebe

Ihrem Bruder, der Stimme der Vernunft in "Liebes Leben", ist das wohl ein wenig zu schlicht. "Ich find’s so traurig", sagt er. "Jeder trennt sich nach ein paar Jahren." Er führt aus: "Viele haben einen falschen Ansatz der Liebe. Es muss immer prickeln, das Gefühl muss immer da sein, man muss sich jeden Tag neu verlieben." Ein Plädoyer, Probleme gemeinsam durchzustehen und an ihnen zu wachsen. "Diese Anstrengung ist fast keiner mehr bereit, zu machen."

Damit mag er bei seiner Schwester und Oliver Pocher richtig liegen. Die scheint das Gesagte gar nicht aufgenommen zu haben und propagiert stattdessen: "Ich bin sowas von bereit für die Liebe." Was persönlich schön ist, nur leider nicht sehr aufmerksamkeitswirksam. Ein Podcast läuft eben nicht nur mit Luft und Liebe. Streit verkauft sich besser. Olli und Sandy warten schon.

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