Eigentlich waren für 2023 weitere Folgen des Gameshow-Klassikers "Geh aufs Ganze!" geplant, doch Sat.1 hat die Sendung zunächst um ein Jahr verschoben. Am Rande der Preisverleihung "Goldene Sonne" von sonnenklar.TV haben wir den Moderator der Show, Jörg Draeger (77), getroffen und zum Gespräch gebeten.

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Als wir Jörg Draeger kürzlich bei der Verleihung der "Goldenen Sonne" in Kalkar treffen, tritt er genauso in Erscheinung, wie ihn die Fernsehzuschauer seit den 90er Jahren kennen. Bestens gelaunt verteilt er die Tischkarten für den anstehenden Gala-Abend an seine Familie mit derselben Souveränität, die er einst beim Überreichen der Umschläge an seine Kandidaten in der Gameshow "Geh aufs Ganze!" an den Tag gelegt hatte.

Ohne roten "Zonk" auf dem roten Teppich

Auch das Outfit des 77 Jahre alten Moderators scheint maßgeschneidert für den Gang über die große Showtreppe. Eine Brille mit rotem Gestell und eine rote Krawatte sorgen für den perfekten Kontrast zu seinem blauen Anzug, in dem er über den roten Teppich schreitet. Seit 1991 bis heute zeichnet Jörgs Ehefrau Petra für die Outfits und Stylings ihres Mannes verantwortlich.

Nur den "Zonk" aus "Geh aufs Ganze!"-Zeiten hat dieser bei der "Goldenen Sonne" nicht dabei. Darauf angesprochen, erklärt er uns augenzwinkernd: "Die rote Krawatte und die rote Brille sind abgestimmt auf die Haarfarben der beiden Damen, die mich heute begleiten: meine Frau Petra und meine Tochter Cinzia-Paulina. Jetzt noch den 'Zonk' dabei zu haben und die Trilogie damit zu vervollständigen, wäre an dieser Stelle too much gewesen."

Über "Let's Dance" und "Big Brother" zurück zu "Geh aufs Ganze!"

Doch auch ohne "Zonk" in den Händen strahlt der gebürtige Berliner nach wie vor diese spielerisch-nostalgische "Geh aufs Ganze!"-Aura aus. Das einzige, was momentan fehlt, ist die Show dazu. Dabei hatte es so gut angefangen. Nachdem Draeger in den vergangenen Jahren auch in anderen TV-Formaten wie "Let's Dance" und "Promi Big Brother" Sympathiepunkte sammeln konnte, trat Sat.1 die Retro-Welle 2021 durch Geschäftsführer Daniel Rosemann los – mit dem TV-Star als Moderator und der Gameshow, die dieser geprägt und bekannt gemacht hatte.

In zwei Staffeln mit jeweils drei Folgen verteilte Draeger in gewohnter Manier Umschläge, öffnete entweder das Tor 1, das Tor 2 oder das Tor 3 und überreichte auch dem einen oder anderen glücklosen Kandidaten den "Zonk" als Trostpreis. Wobei: Wer "das rote Kuscheltier" gewann, lächelte letztlich glücklich in die Kamera. "Auch wenn ich ihr oder ihm gerade zum zweiten Mal das Auto vor der Nase weggenommen habe", fügt er schmunzelnd hinzu.

Jörg Draeger ordnet den Quotenabsturz ein

Happy Ends dieser Art waren auch Bestandteil der jüngsten Neuauflage. Doch viele weitere Parallelen zum gefeierten Original aus den 90ern gab es nicht, wie Draeger mit Blick auf den Quotenabsturz während des "Geh aufs Ganze!"-Neustarts veranschaulicht: "Der Marktanteil der ersten Comeback-Sendung lag bei 17 Prozent – teils aus Neugierde, teils aus der Erwartungshaltung heraus, dass etwas wiederkommt, das wir von früher kennen. Diese Quote hatte Sat.1 seit Bestehen nicht mehr. Die zweite Folge lag dann bei zwölf Prozent – und auch das hatte der Sender schon lange nicht mehr. Und an die neun Prozent der dritten Folge kommen ebenfalls nicht so viele andere Shows heran."

Das Comeback sei alles in allem also sehr gut verlaufen, doch es gibt ein Aber: "Diese neun Prozent lassen mich zu dem Schluss kommen, dass wir es versäumt haben, dem Publikum 'Geh aufs Ganze!' so zu zeigen, wie sie die Show kannten und liebten."

Dankbar und kritisch zugleich

Der Moderator legt Wert darauf, dass er frühzeitig auf die Gefahren hingewiesen habe, die mit der Umgestaltung eines bewährten TV-Konzepts einhergehen könnten – dazu zähle auch die Überlänge, die in TV-Shows von heute gang und gäbe sei. Insofern könne von einem Nachtreten nicht die Rede sein. "Ich bin dankbar dafür, dass ich diese Show noch mal moderieren durfte. Es hat mir einen riesengroßen Spaß gemacht", stellt er klar.

Die Enttäuschung, dass die Zukunft seines "TV-Babys" nach dem anfänglichen Quotenerfolg aktuell ungewiss ist, merkt man ihm dennoch an. Daraus macht Draeger auch keinen Hehl und wird deutlich: "Meine offizielle Kritik an den Sender lautet: Sat.1 hat das Ding leider selbstverschuldet gegen die Wand gefahren."

"Einen 77-Jährigen auf Eis zu legen, ist schon ein bisschen gefährlich"

Der erfahrene TV-Profi betont, dass die Symbiose aus den damaligen 90ern und der Moderne so in einer Proportion zueinander stehen müsse, dass man das Eine wiedererkenne und das Neue annehme. "Das habe ich von Anfang an gesagt, doch Sat.1 hat es leider nicht geschafft. Stattdessen haben sie einen radikalen Bruch gemacht", fasst er zusammen. Offiziell wurde die Fortsetzung der Sendung zunächst um ein Jahr verschoben – respektive "auf Eis gelegt", wie es Draeger betont.

Einen Umschlag, dem zu entnehmen ist, ob und wie es 2024 wirklich weitergeht, kann er bei der "Goldenen Sonne" allerdings nicht aus der Innentasche seines Sakkos zücken. Zumindest aber einen gut gemeinten Rat: "Dieses geile Format kannst du noch 100 Jahre auf Eis legen. Wenn du es pfleglich behandelst, kommt es immer wieder. Einen 77-Jährigen auf Eis zu legen, ist schon ein bisschen gefährlich."

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