Vorsicht! Ein Glas Wasser kann nicht nur Leben retten, es kann auch Leben beenden. Das ist nur eine von vielen Erkenntnissen aus der heutigen Folge "Kaulitz Hills". Außerdem erfahren wir, dass der Lärm in New York nichts mit Tom zu tun hat und warum Feiern das neue Saufen ist.

Christian Vock
Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Ich bin nach wie vor in New York, man hört’s vielleicht am Hall", begrüßt Tom zu einer neuen Folge "Kaulitz Hills", und ich muss gestehen: Nein, am Hall hört man es nicht. Da bin ich ziemlich sicher. Ich habe ein recht gutes Gehör und New York habe ich am Hall jetzt nicht erkannt. Den einzigen Hall, den ich sicher heraushören kann, ist der Hall von Halle. Der Hallenser Hall ist aber auch ziemlich berühmt. Deswegen gibt es in Halle auch die "Hall of Hall". In der Hallenser "Hall of Hall" haben der Hallenser Hall und andere Halle ihren Ehrenplatz. In einer Halle in Halle hört man den Hallenser Hall übrigens besonders gut. Falls Sie das mal ausprobieren wollen.

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Der New Yorker Hall hat es übrigens noch nicht in die Hallenser "Hall of Hall" geschafft, dafür hat New York aber ein anderes Alleinstellungsmerkmal. "Vielleicht hört man auch im Hintergrund mal irgendwie so eine kleine Sirene, oder so", präzisiert Tom seinen akustischen Standort noch einmal, ehe er auf dieses New Yorker Alleinstellungsmerkmal zu sprechen kommt: "Mir fällt immer auf, wie laut doch New York ist, wenn ich hier bin im Appartement." Da kann ich Tom beruhigen, New York ist auch laut, wenn er nicht im Appartement ist. Der Lärm in New York ist nämlich ein echtes Problem, allerdings vor allem für New Yorker.

"Wir haben immer gefeiert, bis die Sonne aufgeht."

Bill Kaulitz

Besonders laut finde ich New York zum Beispiel, wenn dort ein Krankenwagen mit heulender Sirene auf einer viel befahrenen Straße zur Rushhour an einer Baustelle vorbeifährt. Das ist so laut – furchtbar. Das ist so laut, wie wenn in Berlin ein Krankenwagen mit heulender Sirene auf einer viel befahrenen Straße zur Rushhour an einer Baustelle vorbeifährt. Oder in Rom. Oder in Holzminden. Ich habe fast den Verdacht, dass der Lärm eines Krankenwagens, wenn er mit heulender Sirene auf einer viel befahrenen Straße zur Rushhour an einer Baustelle vorbeifährt, gar nicht so sehr an New York liegt.

Bill kann auch etwas über Lärm erzählen, denn er ist auf dem Coachella-Festival. Seine Kopfschmerzen kommen also nicht von Sirenen New Yorker Krankenwagen, sondern davon, dass er am Vorabend ein bisschen angetütert war. "Ich bin richtig durchgerockt", erzählt Bill. So gehe es jeden Tag: "Wie ich hier feier', wie man hier rumläuft, das ist schon richtiger Hardcore-Party-Marathon", berichtet Bill, und jeder 16-Jährige weiß, was Bill meint. Interessant daran ist vor allem, dass nicht nur Teenager mit "feiern" eigentlich "saufen" meinen.

Noch interessanter ist, dass, korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege, das Wort "feiern" dadurch einen noch grundlegenderen Bedeutungswandel erfahren hat. Wenn dieser Tage jemand feiern geht, dann ist das anlassunabhängig. "Wir haben immer gefeiert, bis die Sonne aufgeht", erzählt Bill, im Mittelpunkt steht hier also die Dauer des Feierns, nicht der Anlass. Sonst hätte Bill gesagt: "Wir haben immer gefeiert, dass die Sonne aufgeht." Das ist für viele Menschen ja nicht selbstverständlich, besonders, wenn man sehr doll gefeiert hat.

Wie Bill an einem Wochenende zwei Lebensjahre verlor

Nein, um zu feiern braucht man keinen Anlass, sondern nur noch eine Gelegenheit. Früher feierte man Geburtstage, Goldene Hochzeiten, Namenstage, Taufen oder bei Trauerfeiern auch mal den Tod. Ein Grund, warum man solche Tage feiert, ist, weil es eben nur Tage sind. Exklusivität ist hier das Stichwort. Einen Geburtstag gibt es eben nur einmal im Jahr, eine Beerdigung sogar nur einmal im Leben. Wenn man aber aus Feiern einfach Saufen macht, es aber weiterhin Feiern nennt, kann man jeden Tag saufen. Clever, was? Die Alkohol-Industrie jedenfalls feiert das.

"Aber Moment mal, bitte! Das sind aber ganz schöne 'Opa erzähl vom Krieg'-Vibes. Wir brauchen deshalb keine Anlässe wie Geburtstage mehr zum Feiern, denn wir feiern einfach das Leben!", werden Sie vielleicht einwenden. Da habe ich allerdings Zweifel. Würde man das Leben feiern, ginge es um Dankbarkeit und nicht ums Betrunkensein. Aber betrunken zu sein, bedeutet nicht, das Leben zu feiern, betrunken zu sein bedeutet einfach nur, betrunken zu sein. Wie soll man das Leben feiern, wenn man das Leben gar nicht mehr spürt? Denn das, was man da spürt, ist ja nicht das Leben, sondern der Eintopf vom Mittag, der einem am nächsten Morgen die Speiseröhre hochschießt.

Ich glaube, meistens feiern die Leute nicht das Leben, sondern feilen die Leber, und Bill scheint das zu ahnen. "Was dieses Wochenende für meine Leber bedeutet ...", beginnt der Sänger nämlich einen Satz, doch da erhebt schon sein Bruder das Wort: "Man nimmt schon ein paar Minuten von seiner Uhr runter von der Lebenszeit", mahnt Tom, bevor er sich einen Cola-Rum-Jägermeister-Drink mixt, und Bill pflichtet ihm bei: "Das glaube ich auf jeden Fall auch." Bill schätzt, diese Coachella-Feierei könnte ihn zwei Jahre Lebenszeit gekostet haben.

"Ich trinke nur aus Dosen oder Flaschen."

Tom Kaulitz

Und wo wir gerade beim Trinken sind: Tom hat entdeckt, dass Gläser nichts für ihn sind. Ob Bill jemand sei, der sich ein Glas aus dem Schrank nehme, wenn er etwas trinken möchte, will Tom nämlich in dieser Folge noch von seinem Bruder wissen. "Ich trinke nur aus Dosen oder Flaschen", gesteht Tom, und auch hier weiß jeder 16-Jährige, was Tom meint. "Ich hasse es, mir ein Glas zu nehmen und da was einzugießen. Ich bin überhaupt nicht der Mensch dafür." Nun wusste ich bis dato gar nicht, dass man für die Benutzung eines Glases eine bestimmte Sorte Mensch sein muss, ich habe Gläser nie infrage gestellt.

Wenig später präzisiert Tom seine Glas-Phobie: "Nicht-alkoholische Getränke trinke ich ungern aus dem Glas." Lediglich bei Cola mache er eine Ausnahme, denn die genieße er am liebsten mit Eis und Zitronenscheibe. Ich kann mir vorstellen, dass Tom es irgendwann leid war, das Eis und die Zitrone in eine Flasche zu friemeln. Bei Wasser behält Tom seine Kein-Glas-Politik aber bei, denn "ein Glas Wasser finde ich auch in irgendeiner Weise unhygienisch", erklärt Tom. Man wisse nicht, aus welcher Flasche das kommt, ob es überhaupt gutes Wasser ist oder ob es gar aus einer Flasche stammt, aus der schon jemand getrunken hat.

Das wiederum kann ich nachvollziehen. Bei Alkohol zum Beispiel hat man solche Probleme nicht, denn den haben die Alkoholfirmen desinfiziert, bevor er in die Flasche kommt. Meist mit Alkohol. Aber Wasser, Wasser ist und bleibt Vertrauenssache, und ich hoffe sehr, dass sich Tom nie Gedanken über Atemluft macht. Es kann nur in einer Panikattacke enden, wenn Tom entdeckt, dass die Luft, die er atmet, bereits gebraucht ist. Was Tom einatmet, hat vielleicht schon ein anderer ausgeatmet. Oder wie wir sagen: "Das ist das Leben." Auf eine schöne Feier!