Sie haben bei Reisen Schwierigkeiten mit der Zeitverschiebung? Ihnen bereitet die Zeitumstellung Unbehagen, weil Sie sich nicht merken können, wann man die Uhren nun vorstellt und wann zurück? Dann müssen Sie jetzt tapfer sein. Denn auch die Kaulitz-Brüder haben in der neuesten Folge ihres Podcasts "Kaulitz Hills" an der Uhr gedreht. Und zwar kräftig.

Christian Vock
Eine Satire
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Ach, gut, dass Sie da sind! Generell natürlich, aber ganz besonders in diesem Moment. Ich hatte nämlich schon Angst, dass wir uns verpassen. Dass Sie gerade von mir lesen, ist nämlich gar nicht selbstverständlich. Schreiben kann man zwar immer, lesen hingegen nicht. Lesen ist nämlich sehr eng mit dem Schreiben verbunden, schließlich kann man erst lesen, wenn auch etwas geschrieben wurde. Sie haben bisher nur verstanden, dass es gut ist, dass Sie da sind? Mein Fehler, also der Reihe nach. Zumindest, solange es überhaupt noch Reihenfolgen gibt.

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Daran rütteln die Kaulitz-Brüder Bill und Tom in der neuesten Folge ihres Podcasts "Kaulitz Hills" nämlich ganz gewaltig. Die beiden verabschieden sich diesmal für zwei Wochen in ihre Urlaube. Mindestens zwei Wochen, muss man sagen, denn Bill will das Ende seines Urlaubs flexibel halten: "Das ist so einer, wo ich noch gar nicht weiß, wo er endet." Auch Tom ist bereit für seinen Urlaub, hat alles Wichtige bereits erledigt, sogar Weihnachten: "Wir haben Weihnachten vorgefeiert. Wir haben Weihnachten schon abgefrühstückt." Und: "Den 24., den behandele ich als Tag wie jeden anderen auch."

Das freut mich für die Kaulitz-Twins und ich habe schon fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich mir die Bemerkung erlaube: Was auch immer sie gefeiert haben – es kann nicht Weihnachten gewesen sein. Weihnachten, ich mag ich irren, wird so ganz grob zwischen dem 24. und 26. Dezember gefeiert. Nur so ergeben die Bezeichnungen erster und zweiter Weihnachtsfeiertag einen Sinn. Manche orthodoxe Kirchen feiern Weihnachten auch erst im Januar, aber darum geht es gar nicht. Es geht darum, dass die Kaulitz-Brüder Weihnachten vorgefeiert haben.

Nichts gegen Pünktlichkeit, aber …

Das ist selbstverständlich Sache der beiden und mag ihrer Urlaubsplanung in die Karten spielen. Aber für mich persönlich wäre das nichts. Ich brauche bei Weihnachten ein gewisses Maß an terminlicher Zuverlässigkeit. Ich denke, auch Jesus fände keinen Gefallen daran, feierte man Weihnachten vorab. Ich jedenfalls wäre pikiert, würde ich mich an meinem Geburtstag auf alle meine Gäste freuen, bekäme dann aber die Nachricht, man habe die Feier zwei Tage vorgezogen und meinen Geburtstag bereits abgefrühstückt. Manche Gäste hätten in den Urlaub gewollt.

Auf einer individuellen Ebene ist das Vorfeiern von Weihnachten ja nachvollziehbar und praktikabel. Vielleicht hat man an Heiligabend ja was anderes vor. Silvester feiern, zum Beispiel. Dann hätte man das auch schon erledigt und könnte am 1. Januar zum ersten Mal nüchtern ins echte neue Jahr starten. Ein Vorziehen von Silvester wäre allerdings ein weiterer Grund für ein privates Böllerverbot. Ich möchte an Heiligabend vor allem Ruhe und kein Feuerwerk des Nachbarn, weil der Silvester vorfeiert. Da bin ich konservativ. Suchte er bereits leise Ostereier, während ich noch Plätzchen esse, wäre das was anderes.

Die Idee, Termine vorzuziehen, stößt meines Erachtens auch und gerade gesamtgesellschaftlich an ihre Grenzen. Es gäbe ein heilloses Durcheinander, sollte die Kaulitz'sche Art zu feiern Schule machen. Eine bestandene Prüfung vorzufeiern, zum Beispiel. Das kann einen in der dann kommenden Prüfung ziemlich unter Druck setzen. Pietätlos würde es bei Trauerfeiern. Man kann ja schlecht sagen: "Du, du siehst aber gar nicht gut aus. Lass uns mal deine Beerdigung vorfeiern, mein Kalender ist in den nächsten Monaten rappelvoll." Es spricht nichts gegen Pünktlichkeit, auch beim Feiern – aber halt im Rahmen.

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Könnte man Bill Kaulitz doch hören, bevor man ihn hört

Möglich, aber schwierig ist auch das Vorverlegen von Großereignissen – besonders, wenn nicht alle Bescheid wissen. Ein Fußballspiel zum Beispiel. Man muss kein Fan der Mannschaft sein, aber ich denke, jeder fände es unfair, wenn beispielsweise der ATSV Scharmbeckstotel gegen Bayern München spielen müsste, die Bayern die Partie aber ohne ein Wort zu sagen 60 Minuten vorverlegt hätten. Dann müssten die Spieler des ATSV Scharmbeckstotel zwar nur noch 30 Minuten rennen, lägen aber vielleicht bereits hinten. Das kann keiner wollen.

Bei anderen Dingen ist Vorverlegen erst gar keine Option. Essen zum Beispiel. Das kann man schwer vorverlegen und sich denken: "So, ich esse jetzt eine Woche lang durch und habe dann die nächsten zwei Monate die Hände für anderes frei, weil ich ja vorgegessen habe. Das würde zwar Zeit sparen, denn man müsste nur alle zwei Monate einmal kochen, aber irgendetwas sagt mir, dass das nicht funktionieren würde. Vorkochen geht, voressen komischerweise nicht. Ähnliches gilt übrigens auch fürs Schlafen oder Zähneputzen.

Das Hören einer Podcast-Folge kann man ebenfalls nicht vorverlegen, obwohl das sehr praktisch wäre. Dann könnte man Bill bereits vor Produktion der Folge sagen, dass das, was er gleich übers Vorverlegen gesagt haben wird, nicht so klug ist. Dann könnte er da nochmal umsteuern. Es wäre in der Tat toll, könnte man Ereignisse vorverlegen, um zu wissen, wie sie ausgehen, bevor sie stattfinden, sodass man sie dann gar nicht mehr haben will. Dann hätte man sich auch in der Vergangenheit einiges ersparen können. Die Fußball-WM in Katar zum Beispiel, die AfD oder den Besuch von Tante Inge.

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Bill Kaulitz: "Macht euch doch mal ein bisschen locker!"

Wer jetzt allerdings denkt: "Juckt mich doch nicht, wenn die Kaulitz-Brüder ihr Weihnachten vorverlegen!", der sei gewarnt. Die Kaulitze berichten nämlich nicht nur vom vorverlegten Weihnachtsfest, sondern auch von der neuen Tokio-Hotel-Tour. Die sei in vielen Städten bereits ausverkauft, weshalb Bill angesichts potenziell knapp werdender Karten mahnt: "Da müsst ihr jetzt wirklich schnell sein!" Ich rate hingegen, langsam zu sein. Denn wer Weihnachten vorverlegt, ist vielleicht zu noch Schlimmerem fähig. Nicht, dass die Kaulitze ihren Tourstart vorfeiern und dann guckt man in die Röhre, wenn man drei Tage später zum Konzert will.

Wir sind uns also einig, dass das Vorverlegen von Terminen schwierig ist. Und so klingen Bill Kaulitz' Abschiedsworte nicht nur wie ein Aufruf zum Saufen, sondern auch fast wie Hohn: "Trinkt doch mal einen! Jetzt haltet euch doch nicht immer so zurück! Macht euch doch mal ein bisschen locker! Man muss die Feste feiern, wie sie fallen."

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