London - Prinz Harry hat kein Instagram. Anders als seine Ehefrau, Herzogin Meghan, teilt der 40-Jährige kaum private Dinge aus seinem Leben fernab des britischen Königshauses. Wer wissen möchte, wie es dem Royal gehen könnte, muss den Umweg über Meghan gehen. Die 43-Jährige zeigte zuletzt ein romantisches Kussfoto. Harrys Zurückhaltung in der Öffentlichkeit mag dabei auch mit der Stimmung in der Heimat zusammenhängen.
Nach ihrem Abschied aus Großbritannien vor etwa fünf Jahren haben der Duke und die Duchess of Sussex nicht mehr viele öffentliche Fürsprecher im Vereinigten Königreich. Die Boulevardmedien gehen wenig freundlich mit dem Royal-Paar um. Berichtet worden war über
Harrys älterer Bruder, Thronfolger
Der in Ungnade gefallene Prinz
Eine Auswahl an Schlagzeilen der vergangenen Tage über die US-Royals, deren Überschriften sich lesen wie gebrüllt:
- Zwei Hauptgründe, warum
König Charles III. die Anrufe von Prinz Harry nicht annimmt - Prinz Harry könnte nach versteckter Drohung noch mehr über die Royals preisgeben
- Harry und Meghan in der "Krise" wegen des "völlig unrealistischen" königlichen Plans des Prinzen
Meghan Markle und Prinz Harry stehen vor einer neuen Bedrohung inmitten einer Wahnsinnsenthüllung
Keine der vermeintlichen Enthüllungen ist durch Aussagen von einer der beiden Seiten des Atlantiks belegt. Verbrieft ist nur das stark abgekühlte Verhältnis von Harry zu seinem Vater, König Charles III. (76), dessen Krebserkrankung im vergangenen Jahr öffentlich wurde. Festgehalten wurde die Entfremdung von der Familie in Harrys Autobiografie "Spare" ("Reserve") und einer Netflix-Dokuserie.

Rechtsstreit hier, Rechtsstreit da
Harrys Drogengeständnisse in dem Buch hatten in den USA zuletzt zu neuerlichen Wirren um den Visumsantrag des Prinzen bei der Übersiedlung nach Montecito im Sonnenstaat Kalifornien geführt. Eine konservative Denkfabrik witterte den Skandal, der Prinz hätte beim Antrag falsche Angaben zu seiner Drogenvergangenheit gemacht und klagte auf die Herausgabe der Unterlagen. Veröffentlicht wurden in der Folge Gerichtsakten - mit geringem bis keinem Erkenntnisgewinn.
In London wurde zuletzt zweimal öffentlichkeitswirksam verhandelt. Im Prozess um illegale Recherchemethoden mit dem Verlag der Boulevardzeitung "Sun" einigten sich beide Seiten auf einen Vergleich. Harry erhielt eine "substanzielle Entschädigung", wie es in einer Erklärung des Verlags NGN (News Group Newspapers) hieß.
Streit um Sicherheitsstatus des Prinzen in England
In einem anderen Verfahren geht es um den Schutz, den Harry und seine Familie bei Besuchen im Königreich bekommen. Im Kern geht es darum, ob der Prinz ein Anrecht auf dieselben Schutzmaßnahmen hat wie der Rest der königlichen Familie, wenn er in seine alte Heimat reist.
Harry will eine Entscheidung des zuständigen Ausschusses aufheben lassen. Dieser hatte seinen Sicherheitsstatus herabgestuft, nachdem er seine royalen Pflichten niedergelegt hatte. Ein Urteil gibt es bisher nicht.
Aufregung schlägt Wohltätigkeit
Die Bemühungen des Briten, viel Gutes zu tun, haben es bei so viel Aufregung vor Gericht schwer, große Öffentlichkeit zu bekommen. Harry ist Initiator und Schirmherr der Invictus Games, einer internationalen Sportveranstaltung für Soldatinnen und Soldaten, die verwundet wurden oder mit seelischen Schäden leben müssen.
Harry und Meghan gründeten die Non-Profit-Organisation Archewell Foundation, die sich unter anderem für Katastrophenhilfe und Unterstützung von Geflüchteten einsetzt.
Im April, nach seinem kurzen Auftritt vor Gericht im Prozess um den Personenschutz, war Harry für einen Kurzbesuch in die Ukraine gereist, um das "Superhumans Center" in Lwiw zu besuchen. Die Stiftung stellte zu der Nachricht ein Foto von Harry inmitten von Patienten.
Die Einrichtung stellt Betroffenen des russischen Angriffskriegs offiziellen Angaben zufolge Prothesen, Rehabilitation, wiederherstellende Chirurgie und psychologische Hilfe zur Verfügung. Der Tenor einer Boulevardzeitung im Anschluss: Harrys Behauptung, er brauche britisches Steuergeld, um geschützt zu werden, nur um dann in ein Kriegsgebiet zu reisen, sei "lächerlich".
"Herzzerreißende" Lage bei Hilfsorganisation
Zudem schützen Hilfsorganisationen nicht vor negativer Presse. Gründer Harry und Mitgründer Prinz Seeiso von Lesotho (58) waren kürzlich überraschend als Schirmherren der Organisation Sentebale zurückgetreten. Dahinter steckt ein erbitterter Machtkampf mit der Vorsitzenden Sophie Chandauka, die unter anderem wegen angeblichen Mobbings schwere Vorwürfe gegen Harry und die ebenfalls zurückgetretenen Mitglieder des Stiftungsrats erhebt und eine Beschwerde eingereicht hatte.
In Großbritannien ermittelt inzwischen die Aufsichtsbehörde. "Wir gehen fest davon aus, dass sie die Wahrheit ans Licht bringen wird, die uns letztlich kollektiv zum Rücktritt gezwungen hat", hieß es in einer Mitteilung von Harry laut der Nachrichtenagentur PA. Was sich ereignet habe, "war herzzerreißend mitanzusehen – insbesondere, wenn solch offensichtliche Lügen jene verletzen, die Jahrzehnte in dieses gemeinsame Ziel investiert haben". © Deutsche Presse-Agentur