Auch heuer wird Alfons Haider am Opernball für den ORF als Moderator zu Werke gehen. Im Interview mit GMX.at plaudert er über Händchenhalten mit Sophia Loren, die Abwesenheit der FPÖ-Politiker sowie sein unvergessenes Mittelloge-Interview mit Grace Jones.

Ein Interview

Sie moderieren heuer zum 22. Mal den Wiener Opernball, ist das korrekt?

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Alfons Haider: Ja, das ist korrekt. In Sachen Opernball bin ich inzwischen der dienstälteste Moderator beim ORF.

Waren Sie je privat am Opernball oder mussten Sie quasi immer aus beruflichen Gründen passen?

Ich war auch zweimal privat dort: Einmal im Alter von 21 Jahren mit einer befreundeten Familie und ein weiteres Mal mit meiner Mutter in einer Künstlerloge - in einem Jahr, in dem ich als Moderator eine Pause eingelegt habe.

Bei Ihrem ersten Opernball als Moderator im Jahr 1995 bekamen Sie es in der Mittelloge gleich mit Sophia Loren zu tun. Richard Lugner schwärmt noch heute von der großen Schauspielerin. Können Sie sich dem Herrn Ingenieur hier anschließen?

Ich habe den Lugner, der dazumal noch offener und netter war, damals ein paar Tage vor dem Opernball angerufen und gefragt, ob ich seinen Gast, also die Loren, am Vortag bei seiner Pressekonferenz im Hotel Imperial kennenlernen dürfe.

Er hat mir diese Bitte gewährt, weshalb ich dann eine halbe Stunde mit dieser großartigen Frau in ihrer Hotel-Suite plaudern durfte – eines meiner schönsten Erlebnisse ever.

Am nächsten Tag war ich dann vor dem Interview in der Mittelloge wahnsinnig nervös. Sie hat das natürlich registriert und mir ein "Ich bin kein Weltstar, ich bin die Sophia – und auch aufgeregt. Gemeinsam packen wir das!" zugeflüstert und dann minutenlang meine Hand gehalten.

Sophia Loren ist einfach eine unglaubliche Frau. Wir hatten danach auch noch fünf, sechs Jahre privaten Kontakt, der sich dann leider irgendwie im Sand verlaufen hat.

Aus meiner Erfahrung weiß ich inzwischen, dass die richtig großen Stars meistens überaus freundlich, zurückhaltend und bescheiden sind.

Sie meinten einmal, der Opernball sei die Streif der Moderatoren. Ist das Staatsopern-Parkett echt so eine ruppige Piste?

Vorweg: Die Übertragung des Opernballs ist pure Unterhaltung. Die Interviews im Zuge der Sendung dauern dabei meist lediglich zwei Minuten.

Und in dieser knappen Zeit gilt es, sowohl dem Gegenüber als auch dem Zuseher das Gefühl zu geben, es handle sich um das wichtigste Interview des Tages.

Dabei können wir aber nur unterhaltsame, aber keine kritischen Fragen stellen. Diese Gratwanderung macht die Arbeit am Opernball für Moderatoren so schwer.

Wobei ich sagen muss, dass sich die Angelegenheit in den letzten zehn Jahren dank ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner doch ziemlich verändert hat. Es wird jetzt weniger kaschiert, und die Maxime geht mehr in die Richtung: Je menschlicher, desto besser! Es gibt also nicht mehr ausschließlich Blütenstaub und Honigtupfer für die Gäste.

Impliziert das auch, dass Sie jetzt lockerer an die Sache herangehen können?

Bis vor zehn Jahren hatte ich im Vorfeld eigentlich immer ein flaues Gefühl im Magen. Heute bin ich in erster Linie diszipliniert. Heißt: Ich will und kann den Opernball als Moderator inzwischen echt genießen, was wiederum sowohl Interviewpartner als auch Zuseher wahrnehmen.

Die Gespräche sind dadurch im Laufe der Zeit einfach lockerer geworden. Stressig kann es eher nur für die männlichen Moderatoren werden, da wir mitunter unsere Moderatorinnen schonen müssen.

Mit ihren langen Kleidern und den hohen Schuhen können die in der Oper für ein Interview nicht so schnell von A nach B flitzen. Wir Männer sind da in unseren Fracks ungleich schneller, dafür dann bei den Interviews schon mal ein wenig außer Atem.

Die FPÖ-Politiker, etwa Vizekanzler Heinz-Christian Strache oder Innenminister Herbert Kickl, zu deren Partei Sie ja jetzt nicht wirklich ein extremes Nahverhältnis haben, werden am 8. Februar durch Abwesenheit glänzen. Macht das Ihren Job an diesem Tag eine Spur weniger schwer?

Schauen Sie, ich bin Unterhaltungsmoderator und habe als solcher die politischen Vorgänge nicht zu kommentieren.

Zudem interviewen wir in der Mittelloge eigentlich immer nur Bundespräsidenten und Bundeskanzler. Gespräche mit Ministern sind dort gar nicht üblich. Und ein Vizekanzler taucht maximal dann in der Mittelloge auf, wenn ein großer Staatsgast zu Besuch ist.

Ich selbst bin in diesen fünf Stunden ein Vertreter des ORF, der überparteilich zu agieren hat, weshalb politische Kommentare auch nicht angebracht sind. Und selbst wenn Norbert Hofer Bundespräsident geworden wäre: Ich habe wirklich schon viele Leute interviewt, die mir noch weniger gelegen sind.

Den Österreichern in Erinnerung geblieben ist Ihr Interview mit Grace Jones, die Ihnen damals ihre Sex-Absichten offenbart hat. Wie geht man live auf Sendung damit um?

Viele wissen ja nicht, dass ich Grace Jones zu diesem Zeitpunkt bereits gut kannte, da sie Jahre zuvor in Paris, wo ich einige Zeit gelebt habe, meine Nachbarin war.

Beim Opernball haben wir uns im Vorfeld des Interviews ausgemacht, dass wir uns vor allem zum Thema "Tanzen" unterhalten werden. Live habe ich sie dann eben gefragt, was Sie am Ball noch so zu tun gedenke.

Und daraufhin hat dieses "Luder" beinhart geantwortet, dass sie noch beabsichtige, mit ihrem Boyfriend in der Loge des Baumeisters Sex zu haben, was sie dann auch in die Tat umgesetzt haben dürfte.

Innerlich musste ich darüber natürlich lachen, aber vor dem Hintergrund der Live-Situation war's aber sehr wohl eher ein Albtraum. In jedem Fall habe ich ihre Antwort, also ihr Vorhaben, damals kinderfreundlich mit "Händchenhalten" übersetzt. Mit der Konsequenz, dass man mir am nächsten Tag vorgeworfen hat, dass ich kein Englisch könne.

Was war für Sie ein persönliches Highlight am Ball der Bälle?

Es gibt im Grunde jedes Jahr Highlights. Ich bin einmal nach der Sendung mit der Barbara Stöckl, die mit mir die Sendung moderiert hatte, tanzen gegangen.

Plötzlich rempelt mich auf der Tanzfläche der Cliff Richard an. Absolut niemand wusste von dessen Anwesenheit am Opernball.

Äußerst unterhaltsam ist es auch immer, wenn es unter den Moderatoren einen Tonausfall gibt, und wir alle im Blindflug agieren müssen, weil die Verbindung zur Regie nicht mehr existent ist.

In bester Erinnerung ist mir zudem mein Interview mit der damaligen US-Außenministerin Madeleine Albright geblieben, für das es unter anderem die strikte Auflage "Kein Körperkontakt!" gab.

Von wegen! Direkt nach dem Gespräch habe ich mit ihr einen Walzer getanzt.

Sie sagten einmal in einem Interview, der Papst wäre ihr Traumgast am Opernball. Wird schwierig oder?

Also, wenn ein Papst jemals auf dem Opernball auftaucht, dann Franziskus.

Aber hätte er nicht ein kleines Dresscode-Problem?

Nein, nein! Die Soutane gilt als Uniform. Der Papst müsste sich für den Ball nicht groß umziehen.

Alfons Haider ist Schauspieler, Sänger und Moderator. 2018 moderiert der 60-Jährige den Opernball für den ORF zum insgesamt 22. Mal.
Programmhinweis: Der ORF und 3Sat zeigen um 20:15 die Opernball-Doku "Sehen und gesehen werden", um 21:10 Uhr moderieren Alfons Haider, Barbara Rett und Mirjam Weichselbraun die Ankunft der Gäste, um 21:40 wird die Eröffnung des Festes live auf beiden Sendern übertragen.
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