Als ich das erste Mal "Notting Hill" gesehen habe, das muss so im Spätsommer 1999 gewesen sein, war ich sehr jung und sehr aufgeregt. Ich bin damals das erste Mal abends allein mit meinen Freundinnen in die Stadt gefahren, wie man das damals nannte. Wir waren schon oft tagsüber allein unterwegs gewesen, nach der Schule meistens.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Eine Runde über die Mönckebergstraße und den Jungfernstieg flaniert und in den großen Kaufhäusern Schuhe und Parfums ausprobiert, die wir uns nicht kaufen konnten. Aber abends allein in dieser Stadt, die uns wahnsinnig groß vorkam, das war in jenem Spätsommer das erste Mal. Gegenüber vom Cinemaxx am Dammtor gab es in Hamburg damals eine Milchbar.

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Wir waren alle noch viel zu jung, um zu versuchen, heimlich Alkohol zu trinken - und obwohl wir uns ziemlich aufgebrezelt hatten und ziemlich erwachsen fühlten, hätte uns auch niemand auch nur ansatzweise für alt genug gehalten, sich an einem Freitagabend um 18 Uhr ein Bier oder einen Wein zu bestellen. Außerdem hatten unsere Eltern uns hergefahren und würden uns nach dem Kino wieder abholen. Es wäre daher ohnehin eine recht aussichtslose Taktik gewesen, ausgerechnet diesen Abend für ein geheimes Saufgelage zu nutzen.

Wir waren sehr aufgekratzt, aber sehr brav. Niemand hatte Zigaretten dabei, keiner hatte seine Eltern darüber angelogen, was wir vorhatten. Und offenbar hatten unsere Eltern nichts dagegen, dass wir uns Hugh Grant und Julia Roberts anschauen wollten. Der einsame, schüchterne, etwas schräge aber mit einem trockenen Humor ausgestattete Buchladenbesitzer, den Grant spielte, lernt einen Hollywood-Star kennen (gespielt von Roberts), ohne zu wissen, wer sie ist. "Notting Hill" ist bis heute einer meiner Lieblingsfilme.

Ich glaube, im Durchschnitt müsste ich ihn seither jedes Jahr mindestens einmal gesehen haben. Die schönsten und lustigsten Szenen kann ich inzwischen mitsprechen. Auch die romantischsten. Besonders der Satz "Ich bin auch nur ein Mädchen, das vor einem Jungen steht und ihn bittet, es zu lieben" hat sich eingeprägt. Ich kenne kaum Filme, die gleichsam unterhaltsam, lustig, romantisch, aber auch lehrreich und in Teilen fast schon philosophisch sind. "Notting Hill" hat mir viel über britischen Humor beigebracht, und wenn man so will, profitiere ich bis heute davon.

Warum ich ausgerechnet heute davon berichte, wo diese Kolumne doch ein Wochenrückblick ist und kein 25-Jahre-Rückblick? Exzellente Frage. Aber leicht beantwortet. Just in dieser Woche hat Hugh Grant, der William Thacker aus "Notting Hill", in einem Interview gesagt, er fände seine Figur in dem Film "verabscheuungswürdig".

Das war ein echter Schock für mich. Stellen Sie sich mal vor, sie haben seit 25 Jahren einen Lieblingssong. Dieser eine Track, der sie irgendwie überall hin begleitet. Den sie schon beim Joggen gehört haben, auf Langstreckenflügen, bei romantischen Dates zu Hause, im Auto, auf Konzerten, auf Partys. Dieser Song, der sie an viele glorreiche Momente ihres Lebens erinnert und an einige beschissene. Der Song, der es vom CD-Spieler über den MP3-Player und MiniDisc bis auf Ihr iPhone und schließlich in Ihre Spotify-Playlist geschafft hat. Und dann lesen Sie eines Tages aus heiterem Himmel, dass der Sänger dieses Songs, der auf eine magische Art zum Soundtrack Ihres Lebens geworden ist, sagt: "Das war echt ein beschissener Song, ich habe ihn seit 20 Jahren nicht mehr gehört!"

Alte, weise Männer

Ich meine, mal im Ernst. Was soll das? Wie kann jemand wie Hugh Grant, der in der Blütezeit seiner cineastischen "hübscher, komischer Single/Lover erobert Traumfrau"-Phase Idiotenfilme wie "Neun Monate", "Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam", "Mickey Blue Eyes", "Bridget Jones", "Ein Chef zum Verlieben", "Ein Song für Dich" oder "Haben sie das von den Morgans gehört?" gedreht hat, verachtet ausgerechnet meinen Kultfilm "Notting Hill"? Ich meine, was kommt als Nächstes? Leonardo DiCaprio verrät, dass er wegen "Titanic" beinahe mit der Schauspielerei aufgehört hätte?

Klar, alte Männer blicken entweder verklärt oder frustriert auf ihr Lebenswerk zurück, aber das geht zu weit. Wenn Christian Lindner eines Tages sein Lebenswerk Revue passieren lässt und dann feststellt, dass er seine Rolle in "D-Day" verabscheuungswürdig fand, okay. Das kann ich verstehen. Aber "Notting Hill"? Es gibt Schauspieler, die haben in "Haialarm auf Mallorca" mitgespielt und gehen nicht so hart mit sich ins Gericht.

Apropos Haialarm: Ist außer mir in diesen Tagen der Ampel-Zerlegung noch jemandem aufgefallen, dass Christian Lindners Haupthaar sich wie einst bei Jürgen Klopp in einem klassischen Eigenhaarverpflanzungs-Move auf wundersame Weise wie ein Film aus Neuflaum über seinen schütteren Haaransatz gelegt hat? Dass Lindner noch mal Finanzminister wird, ist aber dennoch unwahrscheinlicher, als dass Michael Wendler zurück in die "DSDS"-Jury berufen wird. Oder dass Hugh Grant für ein Sequel von "Notting Hill" absagen würde.

Wobei es bei meinem Glück wahrscheinlich so abläuft, dass es demnächst eine Netflix-Serie gibt, die als Neuauflage von "Notting Hill" angelegt ist, in der Julia Roberts einen 40-Sekunden-Gastauftritt als Mutter der jungen Hollywood-Starschauspielerin hat, die sich in einen bisexuellen Uber-Fahrer namens Ranjid verliebt. Denn in Hollywood steht das D in D-Day ja inzwischen für Diversity.

Amore in Berlin!

Hugh Grant, das ist sicher, kann sich warm anziehen. Zuletzt traf ich ihn vor einigen Monaten auf der Deutschland-Premiere von "Dungeons & Dragons" im Zoo-Palast in Berlin, als ich mit ihm über den roten Teppich flaniert bin. Hätte ich damals bereits gewusst, was ich seit dieser Woche weiß, hätte ich ihm ordentlich "eine reingezimmert", wie wir es damals als Zehnjährige formuliert hätten, als wir "Notting Hill" das erste Mal gesehen haben. Verdient hätte er es so oder so gehabt. "Notting Hill" zu hassen, was für ein Kackvogel.

Zum Glück gab es in der vergangenen Woche auch noch angenehme Momente, die mich davon ablenken konnten, wie sehr ich Hugh Grant jetzt wünsche, er möge für den hoffentlich recht kurzen Rest seiner Karriere nur noch grenzdebile Trottelrollen angeboten bekommen. Den Dienstagabend beispielsweise verbrachte ich mit meiner wunderbaren Freundin und Schauspielerin Daniela Galbo beim KIKO-Opening in den Rosenhöfen Berlin-Mitte. Die Rosenhöfe übrigens, das nur als kleine Berlinkunde, haben weder etwas mit Rosen, noch mit Höfen zu tun. Sie heißen so, weil sie zwischen der Rosenthaler Straße und den Hackeschen Höfen liegen. Ein interessantes Benamungskonzept. Würde man es öfter anwenden, könnte der Hamburger Rathausmarkt beispielsweise "Bleicher Adolph" heißen, weil er zwischen Große Bleichen und Adolphsplatz liegt. Aber man kann halt nicht alles haben.

Daniela Galbo heißt deswegen auch nicht Daniela Galbo, obwohl sie ja, wie jeder weiß, zwischen Daniela Katzenberger und der Sportswear Brand Galbo Handmate geboren wurde. Und KIKO, das ist ganz einfach. Klingt japanisch, kommt aber aus Mailand. Oder wie Andreas Möller sagt: Mailand oder Tokyo, egal – Hauptsache Italien. Normalerweise finden sich auf Events dieser MakeUp-Brand Weltstars wie Emma Roberts oder Sara Sampaio ein, an diesem Dienstag im November ist es aber nur folgerichtig, dass im VIP-Regal endlich auch mal etwas höher gegriffen wird und daher Daniela und ich geladen sind. Und mit uns die Crème de la Crème des neuen, coolen, jungen Berlins mit den "Maxton Hall"-Beautys Andrea Guo und Frederic Balonnier, GNTM-Siegerin Alex Maria Peter, Moderatorin Tanja Bülter, Schauspieler und Sänger Timur Bartels, Fußballexpertin und Victoria-Jancke-Fanclubvorsitzende Rebecca Kunikowski, Model Selma May sowie den Influencerinnen Josephine Joseph, Natasha Divo und Lisa Tjeng.

Der Andrang ist groß, die Gästeliste muss irgendwann geschlossen werden, da offenbar jeder Promi, der sich aktuell in Berlin aufhält, von dieser Party Wind bekommen hatte und sich irgendwie reinmogeln wollte. Hugh Grant beispielsweise wird an der Tür abgewiesen. Also, habe ich glaube ich aus den Augenwinkeln gesehen. Kein Wunder, immerhin tanzen wir alle exaltiert um ein 3×3-Meter großes Art-Piece des Berliner Künstlers Peter-Maximilian Ronsdorf herum. Und Hugh Grant tanzt noch schlechter als die FDP Regierungen stürzt.

Jeremy Möller ist nicht der Bruder von Andreas Möller

Übrigens ein sehr schönes Bild. Also, das Kunstwerk, nicht wie wir da so tanzen. Im Ernst, haben Sie Timur Bartels mal tanzen sehen? Naja, andere Geschichte, das Bild jedenfalls ist sehr schön. Es würde grandios in mein Esszimmer passen. Ich schätze allerdings, es übersteigt mein Budget für Wohnungs-Accessoires dann doch um ein, sagen wir mal geschätzt, achthundertfaches. Melancholie kommt dennoch nicht auf, denn zum einen sehen wir alle absolut grandios aus und zum anderen hat mir Daniela Galbo (übrigens grandios in "Sturm der Liebe", aber nicht nur!) glaubhaft versichert, dass wir so ein cooles Bild auch selbst hinbekommen. Ich hoffe, Peter-Maximilian Ronsdorf liest hier nicht mit, oder wenn doch: Ich kenne diese Daniela Galbo gar nicht!

Sehr gute Stimmung auf Store-Eröffnungen ist selten, hat aber auch Schattenseiten: Man tanzt viel mehr als geplant, und dann sind die VIP-Goodie-Bags oft schon weg. Da wir als echte A-Listen-Promis allerdings Sonderrechte genießen, oder die Verantwortlichen vor Ort fremdscham-intensiv so lange anbrüllen, ob sie nicht wüssten, wer wir sind, bis sie heimlich googeln, um zu checken, ob sie herausfinden können, wer wir sind, und uns dann doch noch Goodie-Bags organisieren, bekommen wir aber trotzdem noch welche. Vermutlich aus Angst, wir würden sie sonst bis nach Hause verfolgen und den Rest der Nacht "Weißt du eigentlich, wer ich bin???" auf ihre Hauswand sprayen.

Und damit kommen sie noch ganz gut weg. Zum Glück wurde hier nämlich ein KIKO Milano Beauty Store eröffnet und kein Hotel. Bei Hotels bestehen wir nämlich traditionell auf 20 Flaschen Evian auf zwölf Grad gekühlt, 5.000 Seidenrosen aus einer Manufaktur in der Provence, 40 Chippendales, die uns in den Schlaf tanzen und Livemusik von Coldplay auf unserer privaten Dachterrasse. Außerdem muss immer Jeremy Möller die Fotos machen. Das ist der Fotograf, dem die Promis vertrauen. Sogar Daniela und ich.

Jeremy macht so inspirierende Bilder, dass sich Redakteure regelmäßig kreativ selbst übertreffen, wenn sie selbige betexten. Eines von Jeremy Möllers Fotos von mir von diesem Abend landet am Tag danach im "Berliner Kurier". Die Bildunterschrift lautet, ich kann das auf Anfrage mit Screenshots beweisen: "Bestsellerautorin Marie von den Benken". Da mein erster Roman erst im nächsten Jahr veröffentlicht wird, ist das zumindest schon mal eine hellseherische Fähigkeit, die ich sehr zu schätzen weiß. Nächste Woche hoffe ich dann auf ein Jeremy Möller Bild in der "GQ", unter dem "Popstar Marie von den Benken" steht. Das wäre nur konsequent, denn Musik habe ich auch noch nicht veröffentlicht. Ob das so eintreffen wird, das verrate ich dann genau hier am kommenden Montag. Bis dahin!

Die Romantik ist zurück: Trailer zu "Bridget Jones 4"

Seit Mark vor vier Jahren verstarb, kümmert sich Bridget Jones als alleinerziehende Mutter um den 9-jährigen Billy und die 4-jährige Mabel. Sie zieht die Kinder mit Unterstützung ihrer Freunde auf – und sogar ihr ehemaliger Liebhaber Daniel Cleaver (Hugh Grant) packt von Zeit zu Zeit mit an. Beim Versuch, Beruf, Familie und Liebesleben unter einen Hut zu bringen, sieht sie sich bald mit allerlei Herausforderungen konfrontiert. Bald muss sie sich den Avancen eines deutlich jüngeren Mannes (Leo Woodall) stellen und eine Reihe peinlicher Begegnungen mit dem überrationalen Naturwissenschaftslehrer ihres Sohnes (Chiwetel Ejiofor) überstehen. "Bridget Jones - Verrückt nach ihm" startet am 27. Februar 2025 in den Kinos.
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