Eine Woche der Comebacks liegt hinter uns. Justin Timberlake ist beispielsweise zurück – und das nicht nur mit einer neuen Tour, sondern auch mit der Ankündigung, es gäbe zeitnah einen neuen *NSYNC-Song.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Für alle, die 1995 noch nicht alt genug waren, um sich für eigentümlich frisierte Jungs mit verhaltensauffälligen Dancemoves und öffentlichkeitswirksamen Promi-Affären zu interessieren: Das war eine Boygroup, die aus Leadsänger und Mädchenschwarm Justin Timberlake sowie seinen Chor- und Choreo-Adjutanten JC Chasez, Lance Bass, Joey Fatone und Chris Kirkpatrick bestand und mit Gassenhauern wie "Bye Bye Bye", "It's Gonna be Me" oder "Tearin' up my Heart" Teenieherzen und Verkaufsrekorde brach.

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Irgendwann, so 2002, als die Verkaufsrekorde seltener, die als Teenager inszenierten Mittzwanziger älter und Plattenverkäufe insgesamt weniger lukrativ wurden, war dann trotz der in der 2000er-Hitsingle "I'll Never Stop" versprochenen Endlosschleife erstmal Schluss mit Vaterschaftsklagen.

Vermutlich hatten die etwas älteren Bandmitglieder (Kirkpatrick etwa ist knapp 10 Jahre älter als Justin Timberlake) keine große Lust, mit 35 Jahren immer noch wie ein Zwölfjähriger mit Geschmacksverirrung gekleidet auf Showbühnen rumzuhampeln und Playback-Smashhits zum sogenannten Besten zu geben. Anschließend begaben sich die fünf Gründungsmitglieder auf unterschiedliche Pfade der Post-Megastar-Selbstfindung.

Was machen *NSYNC eigentlich heute …

JC Chasez verzichtete in der Zeit nach *NSYNC nicht nur weiterhin auf einen Vornamen, sondern zusätzlich auch noch auf relevante Erfolge. Er versuchte sich als Jury-Mitglied der Castingshow "America's Best Dance Crew", veröffentlichte einige Solo-Songs, die insgesamt weniger Käufer fanden als die FDP-Wähler und entsprechend selten überhaupt einen Chart-Entry zu verzeichnen hatten. Seine parallel angestrebte Schauspiel-Karriere verendete weitestgehend talentfrei nach Nebenrollen in "Red Sky" (an der Seite von Bill Pullmann und Rachel Leigh Cook) und "The Ghost Whsiperer" (mit Jennifer Love Hewitt).

Lance Bass spielte bei *NSYNC, anders als der Name womöglich hätte vermuten lassen, kein Lauteninstrument aus der Gitarrenfamilie. Das ist zunächst nicht verwerflich, auch Roland Kaiser ist kein Monarch, Die Flippers sind keine Delfine, Patrick Lindner ist kein Finanzminister, Helene Fischer fährt selten zur See, Karel Gott ist kein übernatürliches Geistwesen, das über eine große und nicht naturwissenschaftlich beschreibbare transzendente Macht verfügt und Ross Antony ist kein Pferd. Bass versuchte sich ebenfalls als Schauspieler und schaffte es sogar in Blockbuster wie "Zoolander" oder "Tropic Thunder".

Joseph Fatone teilt sich mit "Friends"-Star Matt LeBlanc nicht nur seine italienischen Wurzeln, sondern auch den Shownamen "Joey". Überraschend suchte auch Joey zum Ausgleich für jahrelanges Abspulen von möglichst synchron (siehe → *NSYNC) vorgetragenen Tanzschritten mit seinen Bandkollegen im Anschluss an die Boygroup-Phase sein Heil in der Schauspielerei. Nach Auftritten im Blockbuster "My Big Fat Greek Wedding" und der TV-Serie "Hannah Montana" besann er sich aber wieder auf sein Gesangs- und Tanz-, na ja, -talent und erfreute seine verbliebenen Fans mit der Silbermedaille bei "Dancing With The Stars" (dem US-Mutterschiff unseres "Let's Dance") und einem soliden vierten Platz bei "The Masked Singer". Seine italoamerikanische Herkunft in Kombination mit seinem Geburtsort Brooklyn (New York), seinem sopranoesken Nachnamen und seiner Gangster-Aura, hätte Fatone es sich einfach machen und locker ein milliardenschwerer Mafioso werden können. Dennoch blieb er standhaft und gesetzestreu. Sein größter Verstoß gegen Menschenrechte bleibt damit weiterhin seine Show "The Singing Office", die er gemeinsam mit Spice Girl Mel B moderierte.

Was viele nicht wissen: Chris Kirkpatrick war 1994 der Initiator von *NSYNC. Während seines Studiums in Orlando (Florida) begann er, Mitglieder für ein Boyband-Projekt zu suchen und fand so sukzessive die spätere *NSYNC-Besetzung. Nachdem der umstrittene und später zu 25 Jahren Haft verurteilte Backstreet-Boys-Produzent Lou Pearlman die Band unter seine Obhut nahm, ging es sehr schnell sehr steil bergauf. Von der Vorband von DJ BoBo bis zum ersten Nummer Eins Hit vergingen nur wenige Monate. Auch Kirkpatrick versuchte sich anschließend als Schauspieler und konnte dabei unter anderem in epischen Filmkunstwerken wie "Sharknado III" mitwirken.

Justin Timberlake ist der mit Abstand erfolgreichste Künstler aus dem *NSYNC-Ensemble. Nach seiner etwas mühseligen Beziehung mit seiner "Disney Club"-Kollegin Britney Spears, bei der auf dem Höhepunkt ihrer Karriere das von PR-Beratern erdachte "kein Sex vor der Ehe"-Gelübde (trotz anderslautender privater Interessen und Handlungen) aufrechterhalten werden musste, folgten Affären mit Fergie (Black Eyed Peas), Alyssa Milano ("Wer ist hier der Boss?"), Jenna Dewan ("Step Up"), Scarlett Johansson ("Lost in Translation") und Olivia Wilde ("The O.C."), bevor er 2003 eine langjährige Liaison mit dem damaligen Superstar Cameron Diaz ("Verrückt nach Mary") startete. Vier Jahre später wandte er sich dann 2007 von Diaz ab, um sich fortan der zehn Jahre jüngeren Jessica Biel ("Total Recall") zu widmen, die er 2012 ehelichte. Das Paar, das in einem Multi-Millionen-Penthouse in New Yorks In-Stadtteil Tribeca lebt, hat inzwischen zwei Söhne.

Nach internationalen Superhits wie "Cry Me a River", "SexyBack", "Mirrors" oder "Can't Stop the Feeling", einigen ausverkauften Welt-Tourneen, einer eigenen Netflix-Doku sowie Schauspielauftritten in "The Social Network", "Black Snake Moan" oder "In Time" darf man ihn wohl als hochtalentiert bezeichnen. Das spiegelt sich auch in seiner beeindruckenden Ahnenreihe an Auszeichnungen und Nominierungen wider. Er war für einen Oscar und einen Golden Globe nominiert (Bester Filmsong), dazu für unzählige Grammy-, MTV Music-, American Music- und BRIT-Awards. Für mich persönlich bildet das Jahr 2016 den Höhepunkt seiner Auszeichnungs-Historie. Da erhielt Justin Timberlake den "Teen Choice Award" für sein Lebenswerk. Mit 34 Jahren.

Zukunft der Boygroups (Ü50)

Euphorisiert durch den Erfolg ihrer 2023er Single "Better Place", die es weder in Deutschland noch in England in die Charts schaffte, dafür aber bis auf Platz 25 der US-Hitlisten kletterte, legen die fünf Freunde dieses Jahr, mehr als 20 Jahre nach ihrer offiziellen Trennung als Band, sogar noch mal nach. Justin Timberlake persönlich kündigte diese Woche an, auf seinem neuen Album würde womöglich auch ein neuer *NSYNC-Song versteckt sein.

Hinsichtlich Justins beachtlicher Dating-Historie, zu der sich auch viele Gerüchte über diverse außereheliche Vergnügungen gesellen, steht insbesondere die anstehende Welt-Tournee, auf der es Timberlake auch für vier Konzerte nach Deutschland schafft, privat unter einem zweischneidigen Stern. Ehefrau Jessica Biel soll nicht ausnahmslos begeistert darüber sein, dass ihr Ehemann viele Monate in Luxushotels auf der ganzen Welt verbringen wird, während sich allabendlich weibliche Groupies unter seinem Hotelzimmer zusammenrotten und Tangas und BHs an sein Fenster werfen. Diese Skepsis ist verständlich. In den vergangenen Jahren häuften sich die Andeutungen, Timberlake sähe Treue in einer Beziehung grundsätzlich eher als eine Art Serviervorschlag. Neben dem "Playboy"-Model Zoe Gregory, das für atmosphärische Störungen während seiner Zeit mit Cameron Diaz gesorgt haben soll, stehen aktuell auf der Diskussionsliste noch seine angebliche Seitensprung-Episode mit Schauspielkollegin Alisha Wainwright, die er bei den Dreharbeiten zu "Palmer" kennenlernte, als er bereits mit Jessica Biel verheiratet und ihr erster Sohn bereits geboren war.

Und auch Britney Spears enthüllt in ihren Memoiren, Timberlake wäre während ihrer gemeinsamen Zeit ebenfalls nicht zwangsläufig zum treuesten Mann des Jahres gewählt worden. Wobei man hier aus Transparenzgründen hinzufügen muss, dass die Vita von Britney Spears nicht unbedingt Anlass dazu gibt, jede ihrer Aussagen als bedingungslos zutreffend einzuordnen. In der Gesamtbetrachtung bleibt aber in jedem Fall festzuhalten: Justin Timberlake ist wahrscheinlich ein besserer Musiker, als er ein treuer Liebespartner ist. Wer in der kommenden Woche fremdgeht, das erfahrt ihr genau hier, bei eurer offiziellen Fremdbeischlaf-Korrespondentin, bereits am nächsten Montag. Bis dann!

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