Sie setzt immer auf die Wahrheit, spricht offen über ihre Depressionen und macht kein Geheimnis daraus, dass sie früher beim Flaschendrehen "gerne rumgeknutscht" hat. Im Interview mit unserer Redaktion spricht Marina Marx über ihr neues Album, das am 16. August erscheinen wird. Die neue Platte "Wahrheit oder Pflicht" untermauert den Wandel der 33-Jährigen von einer Schlagersängerin zu einer Crossover-Künstlerin.

Ein Interview

Frau Marx, Wahrheit oder Pflicht?

Marina Marx: Im Privatleben – vor allem immer dann, wenn es um wichtige Dinge geht – wähle ich natürlich die "Wahrheit". Dafür stehe ich ja auch als Musikerin. Beim Flaschendrehen habe ich früher aber immer die "Pflicht" genommen. Ich habe gerne rumgeknutscht, daher war ich ein "Pflicht"-Mädchen.

Die Einstiegsfrage zielte natürlich auf Ihr neues Album "Wahrheit oder Pflicht" ab, das am 16. August erscheinen wird. Geht es in dem gleichnamigen Song tatsächlich ums Flaschendrehen?

Nein, darum geht es nicht. "Wahrheit oder Pflicht" handelt von einer Story zwischen zwei Menschen, bei der man sich die Frage stellt, wie lange dieses Hin und Her noch andauern soll. Wann legt er endlich die Karten auf den Tisch? Ich bin einerseits ein Fan ehrlicher Worte, andererseits bin ich ein sehr leidenschaftlicher Mensch. In dem Song habe ich einfach mal das Zepter in die Hand genommen und eine klare Ansage gemacht.

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Von Schlager über Pop und Rock bis hin zu Country kommen bei Ihrer Musik verschiedene Einflüsse zum Vorschein. Wie crossover ist Ihr neues Album?

Marina Marx
Marina Marx' neues Album "Wahrheit oder Pflicht" erscheint am 16.08. © Marina Marx

Dieses Album ist so was von crossover – und darauf bin ich wirklich sehr stolz. Bei mir hat ein gewisser Wandel stattgefunden. Ich arbeite mit zwei neuen Produzenten zusammen und habe neue Songwriting-Teams am Start, mit denen ich so ein bisschen "back to the roots" unterwegs bin. Mit 18, 19 und 20 Jahren habe ich in diversen Rockbands gesungen, häufig in englischer Sprache. Während meiner Studentenzeit habe ich in Hamburg Straßenmusik gemacht. Groß geworden bin ich mit Countrymusik. Ich wollte einfach ein Album mit sehr vielen Facetten herausbringen, die all das aufgreifen, was mich quasi mein ganzes Leben lang begleitet – musikalisch und inhaltlich.

Ist es Ihnen schwergefallen, auf einmal ausschließlich auf Deutsch zu singen?

Am Anfang war es für mich schon eine Umstellung, aber auch keine allzu große. Schließlich ist Deutsch meine Muttersprache. Da ich schon früh in Coverbands aufgetreten bin, war mir der Wechsel von Englisch auf Deutsch – und umgekehrt – nicht fremd. Ich singe und texte sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch, höre mir aber zum Beispiel auch gerne italienische Songs an. Sprache ist so etwas Schönes. Und Musik in Schubladen zu stecken, halte ich grundsätzlich für falsch.

"Meine gesamte Familie ist Country-infiziert."

Schlagersängerin Marina Marx

Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, ein Stück des typischen Nashville-Sounds nach Deutschland zu holen. Woher kommt Ihre Country-Affinität?

Meine gesamte Familie ist Country-infiziert. Während mein Vater die schönsten Cowboyhüte besitzt und den Oldschool-Country von Willie Nelson, Johnny Cash oder John Denver liebt, geht meine Mama regelmäßig zum Line Dance. Und meine Patentante fliegt einmal im Jahr nach Amerika und hängt in Country-Kneipen ab.

Welche Countrykünstler inspirieren Sie?

Ich selbst höre eher diese ganze neue Musik, die aus Nashville bis zu uns nach Deutschland schwappt – von Luke Combs bis Carrie Underwood. Ich mag einfach diese eingängigen Country-Sounds, die man schon ein bisschen mit dem deutschen Schlager vergleichen kann. Natürlich sind die Nashville-Songs musikalisch gitarrenlastiger und von anderen Bassläufen geprägt, aber auch die Country-Musik musste sich erst einmal etablieren. Da ich mit dieser Musik aufgewachsen bin, wollte ich die Einflüsse ein Stück weit zu uns herüberholen. Es matcht auch ganz gut mit meiner Stimme.

Beyoncé oder Taylor Swift? Marina Marx hat eine klare Präferenz

Bei moderner Country-Musik denken viele an Taylor Swift. Sind Sie ein Swiftie?

Nein, ich bin kein Swiftie. Trotzdem kann ich natürlich wertschätzen, was Taylor Swift leistet. Sie verkauft ihre Hallen aus und hat super viele Anhänger. Sie hat eine wahnsinnige Präsenz und ist eine sehr gute Entertainerin. Mir persönlich gefällt aber zum Beispiel das neue Country-Album von Beyoncé ("Cowboy Carter", Anm.d.Red.) besser. Auch Luke Combs, dessen Konzert in Hamburg ich im vergangenen Jahr besucht habe, holt mich etwas mehr ab.

Sogar eine Punkrock-Nummer hat es auf Ihr Album geschafft. Wurde Ihnen auch dieses Genre mit in die Wiege gelegt?

Das weniger, wobei der klassische Rock von AC/DC oder Guns N’ Roses bei uns früher auch lief. Später war ich Mitglied in einer Band, die sehr viel Punkrock gespielt hat. Mein Song "Die Kämpferin" geht ein bisschen in die Richtung von Avril Lavigne, die ich sehr schätze. Das Lied ist eine Hymne für meine Mädels da draußen – nach dem Motto: Heute bin ich zu dick, morgen bin ich wieder zu dünn, aber ihr könnt mich doch alle mal. Schließlich sind wir gut so, wie wir sind.

In Ihrem Song "Steh auf und leb" widmen Sie sich der mentalen Gesundheit. Es ist nicht das erste Mal, dass Sie offen die Krankheit Depressionen, unter der Sie selbst leiden, thematisieren. Wie sind die Reaktionen ausgefallen?

Ich habe nie schlechte Erfahrungen mit meiner Offenheit gemacht. Ganz im Gegenteil: Vor allem meine Familie und meine Freunde gehen diesen Weg mit mir mit. Wir führen mitunter sehr tiefgründige Gespräche. Ich bin froh, dass ich ein so reflektiertes Umfeld habe. Diese Menschen fangen mich immer auf, wenn ich mal eine schlechtere Phase durchlebe. Mittlerweile habe ich die Krankheit aber so gut im Griff, dass ich im richtigen Moment die Reißleine ziehen kann.

Weil Sie aus Erfahrung wissen, wann die schlechteren Phasen kommen könnten?

Ja, ich weiß zum Beispiel, dass es für mich im Herbst immer etwas anstrengender wird. Ich hatte damals einen tollen Therapeuten, der mich anderthalb Jahre begleitete. Wenn es etwas sein sollte, kann ich ihn jederzeit kontaktieren. Man kann aber auch für sich selbst einiges tun.

Depressionen und PCO-Syndrom: Darum macht Marina Marx kein Geheimnis aus ihren Erkrankungen

Wie beugen Sie vor?

Mir hilft es, zu meditieren und spazieren zu gehen, einfach viel Zeit an der frischen Luft zu verbringen. Oder ich schnappe mir zwei, drei enge Freunde und wir verbringen einen guten Abend miteinander. Manchmal tut es aber auch gut, mit sich selbst alleine zu sein. Auch ich musste das erst lernen.

Erschwerend kommt bei Ihnen das PCO-Syndrom hinzu. Wie macht sich diese Erkrankung bei Ihnen bemerkbar und was bedeutet sie für einen Menschen, der wie Sie in der Öffentlichkeit steht?

Nachdem ich damals diese Diagnose bekommen habe, habe ich es erst einmal sacken lassen und mich eingelesen. Ich bin dann aber relativ schnell damit an die Öffentlichkeit gegangen – auch, weil man diese Hormonstörung so gut wie nicht verheimlichen kann. Das PCO-Syndrom geht nämlich unter anderem mit Gewichtsschwankungen und Akne, die bei mir zeitweise sehr schlimm zum Vorschein kam, einher. Für mich war es eine große psychische Belastung, wenn ich in den schlimmen Phasen TV-Auftritte zu absolvieren hatte.

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Und dennoch haben Sie sich nie versteckt. Was ist Ihr Ansporn?

Als eine Person, die in der Öffentlichkeit steht, finde ich es wichtig, kein Geheimnis daraus zu machen. Schließlich sprechen wir hier von einer Krankheit, die mittlerweile jede dritte Frau betrifft. Ich habe sehr viele Followerinnen, die darunter oder – so wie ich auch – unter Endometriose leiden. Auch wenn es nicht cool ist, dass man diese Krankheiten hat, ist es doch umso schöner, wenn man sich mit anderen betroffenen Menschen darüber austauschen kann. Darum nehme ich da kein Blatt vor den Mund.

Um abschließend den Bogen zu "Wahrheit oder Pflicht" wieder zu spannend: Sind Sie kurz davor, ein neues, "marxsches" Genre zu prägen?

Es ehrt mich, wenn mir gesagt wird, dass ich vielleicht gerade dabei bin, mein eigenes Genre zu entwickeln. Am Ende des Tages ist "Wahrheit oder Pflicht" ein sehr musikalisches Album mit verschiedenen Elementen. Diesen Weg weiterzugehen, ist mir mit Blick auf meine Zukunft als Künstlerin wahnsinnig wichtig. Ich möchte nicht nur in eine Richtung denken.

Über die Gesprächspartnerin

  • Marina Marx ist eine deutsche Sängerin. Die 33-Jährige, die früher in diversen Coverbands gespielt hat, nahm 2016 an der sechsten Staffel von "The Voice of Germany" teil. Ihren Durchbruch als Solokünstlerin feierte die in Baden-Württemberg geborene Musikerin 2019 mit ihrer Single "One Night Stand". Im Jahr darauf folgte ihr Debütalbum "Der geilste Fehler".
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