- Annett Louisan hat für den neuen Kinofilm "Tom & Jerry" das Lied "Vielen Dank für die Blumen" von Udo Jürgens gecovert.
- Im Interview mit unserer Redaktion spricht sie über den Film, ihre Erinnerungen an Udo Jürgens und Cover-Songs.
- Die Sängerin spricht auch über Konzerte in Zeiten von Corona.
Das Lied "Vielen Dank für die Blumen" von
Im Interview mit unserer Redaktion spricht die 44 Jahre alte Sängerin über ihre Erinnerungen an Udo Jürgens, über Cover-Songs und Konzerte in Corona-Zeiten.
Für viele Menschen, die ihre Kindheit in den 80er und 90er Jahren verbracht haben, sind "Tom & Jerry" und speziell der Titelsong eine wunderschöne Kindheitserinnerung. Für Sie auch?
Haben Sie den neuen "Tom & Jerry"-Film schon gesehen?
Ich durfte ihn gemeinsam mit meiner Tochter anschauen. Der Film sollte ja eigentlich schon viel früher ins Kino kommen, aber dann kam der Lockdown dazwischen. Deshalb hat sich der Kinostart immer weiter nach hinten verschoben. Aber wir haben mitten im Lockdown unter strengen Hygiene-Regelungen von Warner einen Termin in einem kleinen Kino in Hamburg bekommen, da durfte ich den Film mit meiner Familie sehen. Das war aus vielerlei Gründen aufregend.
Wie hat der Film Ihnen und Ihrer Tochter gefallen?
Meine Tochter ist gerade vier Jahre alt geworden, für sie war es der erste Kinobesuch. Es war sehr aufregend für sie. Sie hat jeden Kinositz ausprobiert, es war ein echtes Event. Der Film ist sehr bunt, ich mag die Vermischung mit echten Schauspielern und animierten Tieren sehr. "Tom & Jerry" ist wirklich ein sehr schöner Familienfilm geworden. Mit den Comics hat er gar nicht so viel gemeinsam, außer den beiden Figuren. Die Geschichte wurde zeitgemäß umgesetzt, das hört man auch an der Musik. Vielleicht an meinem Lied noch am wenigsten, weil ich mich bei der Produktion versucht habe, an das Original zu halten. Mit handgemachter Musik, um Udo Jürgens in Ehren zu halten.
Wie war es, den Song "Vielen Dank für die Blumen" von Udo Jürgens zu covern?
Ich durfte Udo Jürgens noch zu seinen Lebzeiten kennenlernen, auch in seinem Todesjahr habe ich noch mit ihm zusammengearbeitet. Ich habe eine Einladung zu seinem Geburtstag erhalten, der gleichzeitig auch als Fernsehsendung produziert wurde, in der verschiedene Künstler seine Lieder gecovert haben. Teilweise als Duett mit ihm, teilweise saß er am Klavier. Er hat sich damals gewünscht, dass ich an der Sendung teilnehme. Es war eine große Freude, ihn kennenzulernen. Ich kann wirklich nur Gutes über ihn sagen. Er ist einer der größten deutschsprachigen Chansonsänger. Auch im hohen Alter war er sehr wach, sehr höflich. Ich habe auch schon andere Stars aus dieser Zeit kennengelernt, die eigentlich nur noch aussenden und bei denen wenig ankommt. Das war bei ihm so beeindruckend, wie er beobachtet hat und wie interessiert er war. Deshalb habe ich mich sehr über die Anfrage gefreut, es war mir eine Ehre.
Sie haben damals den Song "Wer hat meine Zeit gefunden?" von Udo Jürgens gecovert. Haben Sie einen Lieblingssong von Udo Jürgens?
Udo Jürgens hat das Lied wunderbar für mich ausgesucht, es ist ein unfassbar schönes und kluges Lied. Das Repertoire von Udo Jürgens ist so reich und toll. Ich fühle da gewisse Ähnlichkeiten und Parallelen zu meinen Liedern, weil sie sehr textlastig sind und Chansons sich nun mal um das Zwischenmenschliche drehen. Chansons beschäftigen sich mit der Politik im Kleinen. Es gibt so viele Lieder, es ist schwer, da eines heraus zu heben. "Merci, Cherie" habe ich auch schon gecovert, ich höre seine Musik auch sehr häufig. "Aber bitte mit Sahne" liebe ich, bei "Griechischer Wein" bekomme ich jedes Mal Gänsehaut. Das Lied lag sehr lange in der Schublade, weil man darauf gewartet hat, dass der richtige Text dazu geschrieben wurde. Manchmal dauert das einfach sehr lange. Udo Jürgens hat mit tollen Textdichtern zusammengearbeitet und darauf sehr viel Wert gelegt. Auch seine späteren Platten waren sehr durchdacht, er hatte einfach etwas zu sagen.
Auch der Song "Vielen Dank für die Blumen" ist im Original deutlich länger und hat mehr Text, ist Ihre Version eine spezielle für den Kinofilm?
Ja, die ist extra für den Kinofilm produziert. Wir haben uns entschieden, die kürzere Fassung zu nehmen und daraus eine Filmversion zu machen. Für die Serie hat Udo Jürgens das Lied auch in einer Kurzfassung gesungen.
Udo Jürgens hat den Song ziemlich genau vor 50 Jahren veröffentlicht. Ist solche Musik zeitlos?
Musik kann, darf und soll zeitlos sein. Ich versuche immer, zeitlos zu sein, so dass man an der Produktion nicht eine Dekade erkennen kann. Das ist mein Anspruch. Das gelingt nicht immer, aber bei handgemachter Musik ist es schwer zu erkennen. Gerade weil es heutzutage ja auch erwünscht ist, dass Musik ein bisschen retro klingt. Ich überlege gerade, ob ich wieder mit Bandmaschine aufnehmen soll. Ich bin eigentlich Live-Musikerin, ich mache meine Platten, um die Lieder live auf der Bühne zu spielen. Deshalb ist es das Allerwichtigste für mich, wie ein Lied auf der Bühne umgesetzt werden kann.
Sie haben zwei komplette Alben mit Cover-Songs herausgebracht, mit Liedern von so unterschiedlichen Künstlern wie Rammstein,
Komischerweise wird man immer wieder angefeindet, wenn man covert. Aber ich muss mich dafür nicht anfeinden lassen, denn ich habe acht Studioalben mit eigenem Repertoire. Früher war es normal, dass große Interpreten alle Standards gesungen haben. Im Jazz war das sowieso immer schon en vogue. Frank Sinatra oder Hildegard Knef haben das gemacht. Man nimmt auch immer etwas für seine eigenen Sachen mit.
Was macht den Reiz aus, Songs anderer Künstler zu singen?
Sich ein gutgeschriebenes Lied, oder auch einen Pop-Song, zu eigen zu machen, ist eine tolle Erfahrung für mich als Sängerin. Das hat mich immer inspiriert, auch ganz schnell wieder eigene Sachen zu schreiben. Ich finde es ganz toll, auf der Bühne immer wieder mal ein Cover zu singen. Es ist total spannend, so ein bisschen aus dem eigenen Repertoire herauszugehen. Es hat mich auch total gereizt, ein Lied wie "Atemlos durch die Nacht" auseinanderzunehmen und zu schauen, was da überhaupt dran ist. Warum ist das so erfolgreich? Wie kann ich das interpretieren? Das macht jedem Musiker Spaß, weil es einfach Luxus ist. Man muss sich nicht die Gedanken machen, sondern weiß, dass das Lied schon ein Hit ist.
Ist Ihr Musikgeschmack privat auch so vielfältig? Hören Sie sich von Rammstein bis Helene Fischer alles an?
(lacht) Ich liebe Schlager, aber den alten Schlager. Mit dem neuen Schlager kann ich nicht wirklich viel anfangen. Aber das ist eine Geschmackssache und soll keine Bewertung sein. Ich liebe handgemachte, gut arrangierte Lieder. Deshalb treffen die Songs aus den 60er und 70er Jahren meinen Geschmack eher, es gibt auch ein paar tolle Lieder aus den 80ern. Ich hatte auch mal eine starke Country-Phase, aber letztlich bin ich doch bei italienischen und französischen Chansons zuhause. Da merke ich, dass mein Herz sich rührt. Ich liebe auch lateinamerikanische Musik, die steht mir auch gut. Die Art, wie die Sänger phrasieren, die leichten Stimmen, das finde ich sehr ansprechend. Aber ich liebe auch Popmusik! Billie Eilish, die den Jazz wieder ins Radio bringt und auch bei jungen Leuten wieder salonfähig macht. Und Miley Cyrus, die eine fantastische Sängerin ist. Für mich ist sie die neue Stevie Nicks.
Die letzten eineinhalb Jahre waren wegen Corona für Künstlerinnen und Künstler eine sehr schwere Zeit. Wie haben Sie diese Phase erlebt?
Ich hatte das Privileg, im vergangenen Jahr das Cover-Album "Kitsch" verwirklich zu dürfen. Das habe ich schnell auf die Beine gestellt und es wurde auch schnell nach der Fertigstellung veröffentlicht. Deshalb hatte ich ein bisschen was zu tun. Zwischen dem ersten und zweiten Lockdown konnte ich dann noch ein bisschen reisen und in Fernsehsendungen auftreten. Aber der Winter war schon sehr, sehr hart. Ich habe eine kleine Tochter, mit ihr habe ich sehr viel Zeit verbracht, was so intensiv sonst vielleicht gar nicht möglich gewesen wäre. Das werde ich sicher nicht bereuen. Das hat die Familie zusammengeschweißt. Aber ich habe auch gemerkt, dass ich seit fast 20 Jahren auf der Bühne stehe. Und dass das nicht nur mein Beruf ist, sondern auch etwas, das mich sehr glücklich macht. Ich musste auch durch dunkle Phasen durch, das gebe ich zu. Wie gesagt, der Winter war sehr hart.
Aktuell spielen Sie auch Konzerte vor kleinem Publikum. Kollegen wie Nena oder Helge Schneider haben sich zuletzt sehr über die Bedingungen für Künstler beschwert. Wie sehen Sie das?
Jeder darf seine Meinung haben. Aber ich mag es nicht, wenn die Leute missionieren wollen. Das finde ich relativ nervig. Ich habe jetzt auch schon ein paar Konzerte gespielt und das war hier und da etwas merkwürdig. Auch weil die Leute so verunsichert waren. In Lüneburg haben wir ein Konzert gespielt, da gingen gerade die Zahlen wieder hoch und die Ordner waren sehr streng. Aber es war trotzdem wundervoll, die Menschen zu sehen und für sie Musik zu machen. Ich habe das trotzdem genossen. Wir nehmen momentan alles, was wir kriegen können (lacht). Wir wollen uns ja auch gegenseitig ein bisschen Mut machen, dass das alles schnell vorbeigeht. Ich hoffe darauf wirklich sehr, denn unsere Branche ist davon sehr betroffen. Ich hoffe, dass die Menschen schnell wieder Mut fassen werden und sobald es wieder möglich ist, größere Konzerte gespielt werden. Schwitzend, küssend, jubelnd - ich vermisse diese Nähe schon. Jetzt versuchen wir alle, den Sommer zu genießen und nicht zu weit in die Zukunft zu denken.
"Tom & Jerry" kommt am 12. August in die Kinos. Was ist danach Ihr nächstes Projekt?
Mein neues Album. Das ist eigentlich so gut wie fertig geschrieben und ich freue mich sehr darauf. Ich will nicht zu viel verraten, aber ich bin gerade sehr begeistert (lacht). Ich freue mich enorm darauf, das Album aufzunehmen. Das wird sehr besonders. Und wird bestimmt auch den einen oder anderen bisschen überraschen, aber das ist ja nicht das Schlechteste.
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