Sechs Jahre nach ihrem letzten Album sind Christoph & Lollo zurück – und gehen auch wieder auf Tour. "alles gut" ist erneut gesungene Gesellschaftskritik mit Witz, Biss und einem Auge fürs alltägliche Absurde.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Anita Klingler dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die Corona-Zeit hat sie geprägt. Und hat auch eindeutige Spuren auf dem neuen Album hinterlassen. Am 4. Oktober ist "alles gut" erschienen, das neunte Studioalbum des Wiener Liedermacher-Duos Christoph Drexler und Lorenz Pichler, besser bekannt als Christoph & Lollo. Am selben Tag feiert das Album im ausverkauften Wiener Stadtsaal Premiere.

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Ihrem Stil bleiben die beiden treu. Auch auf "alles gut" mischen sich scharfsinnige Gesellschaftskritik mit satirischen Zügen und ein bisweilen durchaus bissiger Zweckoptimismus. Die aktuelle Lage im Land wird besungen, hinsichtlich Wehleidigkeit ("Du hast meine Gefühle verletzt" und "Dieser Kaffee ist eindeutig überextrahiert"), Politik ("Inoffizielle Bundeshymne") und Hautausschlägen ("Ekzem").

Inoffizielle Bundeshymne

Christoph & Lollo sind der Ansicht: Die alte österreichische Bundeshymne hat ausgedient. Und haben eine neue geschrieben. © YouTube

Auch die Klimakrise darf nicht fehlen, schließlich wachsen inzwischen nicht nur Oliven im Burgenland, sondern auch Bananen in Wien und Kiwis im Weinviertel. Selbst Gojibeeren wurden im "Land der Berge" bereits geerntet.

Im Burgenland gibt's jetzt Olivenöl

Die erste Single aus "alles gut" ist ein "fröhliches kleines Lied" für den Klimawandel, wie es auf der YouTube-Seite von Christoph & Lollo heißt. © YouTube

"Jahresrückblick 2020" spricht diverse Themen an, die viele von uns in monatelanger Arbeit erfolgreich verdrängt haben. Ein Trauma der zwei? Der Verdacht liegt nahe. Andererseits, samma uns ehrlich, 2020 war tatsächlich reichlich g'schissn, und das nicht bloß wegen Corona.

Auf "Haustiere" kommt indes laut Pressetext "die originale Karl-Heinz-Quetschn" wieder zum Einsatz. Man erinnere sich: Das Lied "Karl-Heinz" stammt aus 2009, erreichte 2017 kurzfristig größere Berühmtheit im Buwog-Prozess und ist – wer hätte es geahnt? – heute zeitlos wie nie.

Ende der 1990er Jahre starteten Christoph & Lollo ihre Karriere mit der selbst erfundenen Kategorie der "Skispringerlieder". Man habe in etwas die Besten sein wollen, erklärte Lollo Pichler einst im Gespräch mit der Autorin. Und habe dann etwas erfunden, was es so noch nicht gab (und die Konkurrenz entsprechend dürftig).

Dabei sind Christoph & Lollo schon auch in anderen Kategorien zumindest mit unter den Besten: Sie sind vorn dabei, wenn es darum geht, den Finger in die eine oder andere nässende Wunde zu legen (ja, hin und wieder tut das Zuhören weh) und mit Witz und Charme Protest zu üben. Das ist auch auf dem neuen Album gelungen.

Christoph Drexler und Lorenz "Lollo" Pichler machen seit den 1980er Jahren zusammen Musik. Ihr erstes Lied – "Lebkuchenherz" über František Jež – erschien 1995. Im Herbst desselben Jahres wurden sie von Stermann und Grissemann entdeckt. 1999 folgte das erste Album "Skispringerlieder". Am 4. Oktober 2024 erschien das aktuelle Album "alles gut" beim hauseigenen Label Kazuyoshi Records.

Aktuelle Tourdaten

  • 04.10. Wien, Stadtsaal – Premiere & Albumpräsentation
  • 10.10. Graz, Theatercafé
  • 11.10. Graz, Theatercafé
  • 12.10. Graz, Theatercafé
  • 15.10. D München, Vereinsheim Schwabing – D-Premiere
  • 16.10. Linz, Posthof
  • 24.10. D Garching, Theater im Römerhof
  • 06.11. Wien, Stadtsaal
  • 07.11. St. Pölten, Bühne im Hof
  • 16.11. Wien, Kulisse
  • 20.11. Dornbirn, Spielboden
  • 21.11. Innsbruck, Treibhaus
  • 22.11. I Brixen, Dekadenz
  • 28.11. Wien, Orpheum
  • 29.11. Salzburg, ARGEkultur
  • 30.11. Freistadt, Local-Bühne
  • 05.12. Baden, Congress Center
  • 13.12. Wien, Kabarett Niedermair
  • 19.12. Wien, Chelsea
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