Es hat nicht sollen sein - und das, obwohl Natália Kelly beim ersten Halbfinale des Eurovision Song Contest (ESC) mit "Shine" einen tollen Auftritt abgeliefert hat. Mit ihrer beeindruckenden Stimme riss sie das Publikum in Malmö vom Hocker. Doch warum hat es trotzdem schon wieder nicht fürs Finale gereicht?
Nach mehr oder weniger erfolglosen Auftritten beim ESC in den letzten Jahren wäre es eine Sensation gewesen, hätte es Österreichs Kandidatin Natália Kelly ins Finale geschafft. Mit ihrer eingängigen Pop-Nummer "Shine" konnte sie das Publikum in Malmö zwar für sich gewinnen - Jury und TV-Zuseher entschieden sich jedoch nicht für die 18-Jährige.
In der zweistündigen Show gingen Kandidaten aus 16 Ländern an den Start. Natália Kelly eröffnete das Halbfinale - ein schweres Los -, leistete sich aber trotzdem keinen einzigen Patzer. Ihre Bühnenshow fiel vergleichsweise unspektakulär aus, und auch beim Outfit setzte sie auf Understatement.
Das Publikum in Malmö schien zwar begeistert, nicht jedoch die Jury-Mitglieder und die vielen TV-Zuseher, die am Ende abstimmten. Die 18-Jährige steht damit in einer Reihe mit den Trackshittaz, Eric Papilaya, Global Kryner und Manuel Ortega, die beim Eurovision Song Contest nur auf den hinteren Plätzen landeten.
Doch woran liegt es, dass Österreich seit Jahren nicht punkten kann? Der letzte Erfolg liegt viele Jahre zurück: 1966 holte Udo Jürgens "Merci, Chérie" den Sieg für die Alpenrepublik.
Österreichs miese ESC-Bilanz
2012 gingen die Trackshittaz mit "Woki mit dein Popo" an den Start. Der Dialektsong samt gewöhnungsbedürftiger Bühnenshow erzeugte im Vorfeld sogar bei vielen Österreichern Befremden. Auch in der Vorentscheidung für den ESC kam die Nummer der Band nicht gut an - und die Trackshittaz verpassten das Finale.
Im Jahr davor war Nadine Beiler an den Start gegangen. Die Siegerin der Casting-Show "Starmania" wählte eine Ballade, konnte jedoch trotz ihrer großartigen Stimme im Finale nicht punkten und belegte nur den 18. Platz. Zwischen 2008 und 2010 setzte der ORF beim ESC aus Protest gleich ganz aus: Der Wettbewerb sei durch das Reglement "ruiniert worden", erklärte der damalige ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz.
Warum aber kommt es immer wieder zu einem Debakel? Es liegt bestimmt unter anderem an der Auswahl der Songs. Wenn Bands wie die Trackshittaz in der Vorausscheidung das Rennen machen, liegt die Frage auf der Hand, ob das österreichische TV-Publikum den ESC einfach als riesiges Spektakel und Belustigung sieht.
Natália Kelly wurden deutlich größere Chancen eingeräumt, doch leider ist auch "Shine" ein Song, der in Richtung Mainstream geht - und offenbar kein Garant für Erfolg. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass Österreich im Vergleich zu Giganten wie Schweden, Deutschland und Russland schlicht eine schlechtere Ausgangslage hat.
Favoriten machen das Rennen
Im ersten Halbfinale konnten die als Favoriten gehandelten Kandidaten der Länder Russland und Ukraine punkten. Auch die Top-Favoritin aus Dänemark hat es ins Finale geschafft - und Österreich ist beim Finale des Eurovision Song Contest am Samstag wieder nur als Zaungast dabei.
Ein Hinderungsgrund, es im kommenden Jahr erneut zu versuchen, ist das aber nicht - zumindest nicht für ORF-Unterhaltungschef Edgar Böhm: "Ich glaube, dass es richtig ist, bei so etwas Großem mitzumachen. Genauso behält man Sportrechte, auch wenn man nicht immer Weltmeister wird."
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