Die Entscheidung für den Eurovision Song Contest ist gefallen: Zoë Straub, bekannt durch den Chart-Song "Mon coeur a trop aimé", wird Österreich mit ihrem Chanson-Schlager "Loin d'ici" in Stockholm vertreten.

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"Sie ist die Perle Österreichs", jubelt Jurorin Julie Frost über Finalistin Zoë. Die war vergangenes Jahr schon mit ihrem Pop-Chanson "Adieu" beim Vorentscheid angetreten und schaffte es auf einen respektablen dritten Platz. Dieses Jahr kommt ihr französischer Song "Loin d'ici" mit Schlagerbeat daher und zieht stampfend an der Konkurrenz vorbei.

Nur Jurorin Conchita Wurst äußert beim ersten Anhören Bedenken: Die Stimme ist so schön, der Song so sonnig – aber was soll der Eurobeat? Leider teilt niemand diese Berührungsängste mit dem Schlagerrhythmus – und so lacht Conchita beim Finale auch großmütig: Ist ja nur ihre Meinung.

Zuckerwatte gewinnt über Dramatik

Die 19-jährige Zoë ist Tochter des Papermoon-Gründers Christof Straub – der "Loin d'ici" auch mitschrieb. Sie sticht mit ihrem Zuckerwatte-Lied vor allem Konkurrentin Elly V aus.

Deren vertrackter Popsong "I'll Be Around (Bounce)" fegt nach dramatischen Strophen plötzlich mit Dubstep-Synthesizern los, die packende Inszenierung spielt mit riesengroßen Schatten an der Wand.

Der Jury Siegerin ist eine andere

Es ist ein spannender Song, der der kraftvollen Stimme der 17 Jahre alten Schülerin eine perfekte Bühne gibt. Für die Jury ist Elly die Gewinnerin: "Wenn wir dieses Lied nach Stockholm schicken, sind wir fix im Finale", urteilt Juror Christian Ude.

Jurorin Edita Malovčić verneigt sich gar vor der Künstlerin. Es hilft freilich nichts: Der Sieger im Finale wird durch das Publikum bestimmt, und das ist bei Zoë wohl nicht zuletzt deshalb zahlreich, weil ihr Debütalbum im November auf Platz fünf der Charts kam.

Internationale Popsongs

Wo sonst beim Eurovision Song Contest gerne mal Zirkus veranstaltet wird und die Beiträge nicht immer ganz ernstzunehmende Klopper sind, zeigt sich die Auswahl diesmal überraschend normal.

Es gibt Dance-Pop à la Justin Bieber, Stücke mit modernem R&B-Einschlag, ein Jazzclub-inspiriertes Lied, das auch einer Swing-Band gut zu Gesicht stehen würde, und große Balladen. Bei "Runaway" der Brasilianerin Lia Weller würde im Kino kein Auge trocken bleiben, wenn dazu Leonardo DiCaprio und ein Schiff untergehen würden.

Interessant ist auch, wie international sich der österreichische Vorentscheid heuer gibt: Die Kandidaten sind gewissermaßen alle Weltbürger, haben philippinische, libanesische, armenische oder bosnische Wurzeln.

Die Songs orientieren sich an internationalen Erfolgen, sind alle englischsprachig – bis auf Zoës Song, der Österreich nun auf Französisch repräsentieren wird. Da zeigt sich eine begrüßenswerte Offenheit in einer Zeit, wo man sich dem Fremden gerne mal verschließt.g

Eine Botschaft an Europa

So gesehen ist Zoës Beitrag vielleicht genau der richtige als Botschaft an ein grenzüberschreitendes Europa – und so gnadenlos der Beat hier tuckert, so herzallerliebst sympathisch kommt Zoë rüber, die sich vor lauter Dankbarkeit auf der Bühne kaum mehr einkriegt. Anspruchsvollere Musik kann sie ja dann nach ihrem Auftritt in Stockholm machen.

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