Andreas Gabalier singt in Spielberg die alte Version der Hymne ohne "Töchter" - und die Hölle bricht los. Die Grünen Frauen Wien werfen ihm Chauvinismus vor, die FPÖ-Frauensprecherin gratuliert ihm im Kampf gegen "Minderheitenideen der linken Emanzen". Der Sänger selbst findet: "Österreich hat ganz andere Probleme."
Andreas Gabalier ist von der Aufregung über seinen Auftritt beim Formel-1-Grand-Prix in Spielberg überrascht. Der Steirer hatte dort die alte Version der Bundeshymne gesungen - in der nur die "großen Söhne" Österreichs vorkommen, nicht aber die "Töchter".
Mit seiner Haltung gegenüber Frauen habe das nichts zu tun, sagte
"Keine Veranlassung, anders zu singen"
Den Text der Bundeshymne habe er im Alter von acht Jahren im Sachunterricht gelernt, sagte Gabalier im "Hitradio Ö3". "Ich sehe keine Veranlassung, ihn anders zu singen." Außerdem habe "Österreich ganz andere, viel wichtigere und dringendere Probleme", mit denen sich die Politik beschäftigen und sie "im besten Fall auch lösen sollte."
Unterstützung bekommt der Sänger von FPÖ-Frauensprecherin Carmen Gartelgruber: "Gabalier hat mit dieser Interpretation der Hymne auch einem Großteil der Frauen aus dem Herzen gesprochen, die mit den Minderheitenideen der linken Emanzen wenig anfangen können, wie man vor allem an den Reaktionen in den sozialen Netzwerken erkennen kann." Toleranz bezüglich künstlerischer Freiheit sei "keine Einbahnstraße".
Grüne Frauen kritisieren "Ignoranz der Bundeshymne"
Die Grünen Frauen Wien hatten Gabalier in einem offenen Brief gerügt, den sie auch auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichten. Darin kritisieren sie Gabaliers "unmögliches Vorgehen" und seine "Ignoranz der Bundeshymne". Sollte der "Volks-Rock'n'Roller" den seit 2011 gültigen Text "willkürlich ignoriert" haben, "ersuchen wir um eine Klarstellung, aus welchem Grund Sie Gesetzesbeschlüsse umgehen".
"Vice Alps" hat indes gleich mehrere potenzielle Antworten gefunden, weshalb Gabalier am Sonntag nicht die aktuelle Version der Hymne gesungen haben könnte. Die natürlich herausragende und mit Abstand plausibelste davon: "Es war ein jahrelang geplanter PR-Geniestreich, der damit begonnen hat, dass Gabalier überhaupt erst die Formel 1 nach Österreich bringt, nur um dann die Bundeshymne falsch singen zu können und somit endlich Thema bei den Grünen Frauen Wiens zu werden."
Auf Twitter scheiden sich die Geister
Österreichs Twitter-Gemeinde ist sich indes uneins, ob Gabalier richtig gehandelt hat. "Hut ab - Danke!", urteilt @admiralaustria, @Rose_mit_a schreibt "Soviel Eier hätte ich dem Gabalier gar nicht zugetraut, dass er die Bundeshymne in alter Version singt. Tschuldigen Sie die Ausdrucksweise!"
Georg Sander (@sander_georg): "Andreas Gabalier singt die Hymne halt so, wie er sie als Bub gelernt hat. Sind wir froh, dass er nicht vor 1945 geboren ist. (c) @GebMoped"
Michel Reimon (@michelreimon): "Wenn ich Gabalier einen Brief schreibe, dass er seine kurzen Hosen und die miese Musik bleiben lassen soll, gibts einen Flauschstorm, oder?"
Clemens Neuhold (@neuholder): "Grüne gegen Gabalier. Ist die Offensive populistisch, wurscht, wichtig? Bitte ankreuzen"
Rudi Fußi (@rudifussi): "Aufregung über Gabalier scheinheilig ohne Ende. Siehe "Hymnen-Vorfall" von 2002. http://diestandard.at/928555"
Clemens Mezriczky (@cmezriczky): "Das eigentlich Peinliche an dem Brief der @Gruene_Austria ist ja nicht das Thema sondern der fragwürdige Law & Order Stil #gabalier"
Nutzerin @wuselwusel76 zollt dem Sänger zumindest pressearbeitstechnisch Respekt: "#gabalier is schon ein fuchs, damit man sich nicht über die schlechte version der hymne aufregt, lässt er einfach die töchter weg! #formel1"
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