Der neue WWE-Champion ist ein Schock für die Wrestling-Welt: Jinder Mahal schnappt sich bei "WWE Backlash" den Titel von Randy Orton. Noch vor einem Monat hätten Wrestling-Fans darüber schallend gelacht.
Vom Fallobst zum WWE-Champion: Anfang April kämpfte Jinder Mahal noch im WWE-Kader "Raw". Dort war der 30-Jährige das, was man in der Wrestling-Welt als "Jobber" bezeichnet. Er verlor nahezu jedes Match, kaum einer nahm ihn ernst. Mahal war einfach nur dafür da, um seine Gegner gut aussehen zu lassen. Mehr nicht.
Auch in seinem ersten Match nach dem Wechsel zu "Smackdown" verlor er krachend gegen Mojo Rawley. Nicht gerade ein Einstand nach Maß.
Doch in der Woche darauf avancierte Mahal wie aus dem Nichts zum Herausforderer auf Randy Ortons "WWE Championship". Er durfte ein Match gegen fünf andere Wrestler gewinnen.
Viele Fans reagierten gleichermaßen entsetzt und belustigt. Ein Kerl, dessen Siege man in der WWE mit der Lupe suchen muss, könnte bald neuer Champion sein?
"WWE Backlash": Jinder Mahal ist neuer Champion
Genau dieses Szenario ist nun eingetreten. In der Nacht von Sonntag auf Montag (MESZ) schnappte er sich bei "WWE Backlash" den Titel von Randy Orton. Weil seine Unterstützer, die Singh Brothers, in das Match eingriffen, attackierte Mahal den Champion hinterrücks – und darf sich seitdem erstmals WWE-Champion nennen.
Die Taktik der WWE hinter diesem äußerst umstrittenen Titelwechsel ist klar. Jinder Mahal, Kampfname "The Maharaja" (der Maharadscha), soll das Zugpferd der Liga für den indischen Markt werden. Laut dem Wirtschaftsmagazin "Forbes" zählt Indien neben den USA und Großbritannien zu den drei wichtigsten Märkten der WWE.
Erst im März, kurz vor "WrestleMania 33", eröffnete die populärste Wrestling-Liga der Welt dort ihren offiziellen Fanshop. Im Herbst 2017 soll eine Tour nach Indien folgen.
Für die WWE wird das Land mit mehr als 1,3 Milliarden Einwohnern immer wichtiger. Seit einigen Jahren konzentriert sich die US-amerikanische Liga verstärkt auf den internationalen Markt.
Jinder Mahal ist gar kein Inder
Mit einem erfolgreichen Jinder Mahal sorgt die WWE in Indien natürlich für Aufsehen. Mit Klischees aufgeladen wird er in den Ring geschickt. Er zitiert Aussagen des Freiheitskämpfers Mahatma Gandhi, spricht Punjabi in die Kameras und trägt eben den Beinamen Maharadscha, ein indischer Herrschertitel.
Dabei ist Mahal gar kein Inder. Yuvraj Singh Dhesi, wie er mit echtem Namen heißt, ist in Kanada geboren und wohnt in Orlando in den USA. Mahal hat aber indische Wurzeln.
In der WWE spielen diese Details traditionell keine Rolle. So zog zum Beispiel der Wrestler Rusev 2015 den Hass der US-amerikanischen Wrestlingfans auf sich, indem er als Anhänger des russischen Präsidenten Wladimir Putin auftrat und vor der russischen Flagge salutierte. Dabei stammt der Wrestler aus Bulgarien und lebt seit Anfang der 2000er in den USA.
Fans schimpfen über den neuen WWE-Champion
Ähnlich ablehnend stehen die Fans nun Mahal entgegen. Dass die WWE seinen Titelgewinn dazu noch so hastig vollstreckte, vergrößert ihren Ärger.
Der Wrestling-Liga kann das nur recht sein. Die Fans buhten den neuen Champion bei "WWE Backlash" gnadenlos aus. In den sozialen Medien schimpfen viele über den ihrer Meinung nach unverdienten Titelträger. Doch eben von diesen Emotionen lebt das Wrestling-Geschäft.
Schlimmer wäre gewesen, wenn sich niemand für Mahal interessiert hätte.
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