Ganz ehrlich? Auf manche Dinge können wir wirklich verzichten und Weltuntergänge sind da durchaus hilfreich. Es dauert nur wenige Minuten, schon ist alles Unliebsame verschwunden, für immer: Egal ob Touristenströme, die das Schloss Schönbrunn belagern oder Hunde, die auf der Ringstraße ihr Geschäft verrichten und dennoch in seltsamen Casting-Shows gewinnen. Touristen weg, Hunde weg, Shows weg - pure Idylle und Entspannung nach dem Weltuntergang.
Einige dieser reizvollen Endzeitgedanken haben wir hier auf den Bildschirm gebracht. Aus Spaß und ohne finanzielle Interessen, denn Geld gibt's nach dem 21. Dezember ja ohnehin nicht mehr.
Worauf wir gern verzichten würden:
Adieu Hallstatt
Es mag vielleicht überraschen, aber ganz oben auf der Liste steht Hallstatt. Richtig, die wunderschöne 800-Seelen-Gemeinde im Salzkammergut, die es bis auf die Liste des UNESCO-Welterbes geschafft hat. Nicht dass wir etwas gegen Hallstatt hätten, dafür gibt es gar keinen Grund. Aber man braucht diesen Ort ganz einfach nicht mehr, da er längst in China nachgebaut wurde. Und wie wir inzwischen mit Bedauern gelernt haben, sind Plagiate aus dem Land der Mitte oft besser als das Original. Ein paar Wochen Bauzeit, einen See daneben gebaggert und ein paar steile Berge dahinter gestellt, schon ist's perfekt.
Wenn die Verlautbarungen stimmen, hat der Nationale Volkskongress ohnehin längst entschieden, dass den Chinesen der Weltuntergang untersagt ist. Hallstatt II hat also beste Chancen.
Schluss, Schluss, Schluss, U-Ausschuss
Um einen österreichischen Korruptionsuntersuchungsausschuss ins Aus zu katapultieren, brauchte es keinen Weltuntergang. Die Abgeordneten, allen voran SPÖ und ÖVP, sorgten im Oktober selbst fürs Ende. Irgendwie reichte es nach mehr als 130 Zeugenbefragungen und ähnlich vielen Nicht-Befragungen ja auch. Wer will schon ständig etwas von langweiligen Telekom-Millionen, Wohnungs-Privatisierungen und russischen Neu-Österreichern hören, wenn es weltweit nur so von Bombenanschlägen wimmelt?
Der Grund, warum es der U-Ausschuss dennoch in diese Liste schafft, ist die Angst vor seiner Wiederauferstehung. Immerhin gibt es Stimmen aus dem "Team Stronach", die genau davon ihre Regierungsbeteiligung abhängig machen wollen. Möge dies der Weltuntergang verhindern.
Auf den Hund gekommen
Es gibt heutzutage relativ viele Menschen, die keine große Schafherde hinter dem Haus haben, sich aber dennoch einen Border Collie anschaffen. Viele von ihnen haben nicht mal ein Haus, und so hat der bewegungsfreudige Collie vergleichsweise wenig zu tun. Für die notwendige Abwechslung sorgt in diesem Fall die Teilnahme an Casting-Shows, in denen Tier und Herrchen beziehungsweise Frauchen nach Herzenslust herumspringen dürfen.
Jüngstes Beispiel dieses Gesellschaftsphänomens war die ORF-Casting Show "Die Große Chance", bei der Esprit und Alexandra Plank den Titel erringen konnten, wobei sich hinter dem Namen Esprit der bezaubernde Hund verbirgt. Alexandra ist das Frauchen. Die tierisch-menschliche Vorführung brachte dem staunenden Publikum viel Spaß und dem Siegerpärchen 100.000 Euro, die - so nicht bereits für Hunde-Massagen verwendet - nun in kürzester Zeit verprasst werden müssen.
Sollten beim Weltuntergang einige Border Collies und ein wenig Grasland überleben, plädieren wir für das Ende dieser Form der gehobenen Unterhaltung und die Einrichtung von Collie-Reservaten. Zusammen mit den richtigen Leuten könnte Forstwirt Alfons Mensdorff-Poilly da sicherlich eine richtig lohnende Sache daraus machen.
Prügel-Kosmos
Apropos "Grosse Chance" und gehobene Unterhaltung. Natürlich hoffen wir, dass möglichst viele, ja dass möglichst alle Menschen den Weltuntergang überleben. Eventuell ergibt sich ja die Chance, vom Weltenbürger zum Kosmo(s)politen zu werden, mit besseren Überlebenschancen im All-tag. Dennoch darf wohl zumindest diskutiert werden, ob Dominic Heinzl und Sido dann ihr eigenes Star-Universum bewohnen könnten. Ein Ort in den Sternen mit eigner TV-Show natürlich, in der herzlich geprügelt und beleidigt werden darf.
Mit einem kleinen bisschen Glück, lässt sich Ernst August von Hannover als Stargast gewinnen oder Felix Baumgartner schaut mal auf einen Sprung vorbei. Was für Möglichkeiten, dank Weltuntergang.
Freie Fahrt in den Untergang
Wir haben daran gedacht, unsere Zwei-Monats-Vignette läuft am 21. Dezember ab. Denn glauben Sie etwa, für nicht genutzte Tage der Jahresvignette gäbe es eine faire Erstattung? Versuchen Sie's mal, man wird Ihnen komisch kommen: Wenn überhaupt, dann erst nach Eintritt des Ereignisses und dem damit verbundenen Totalverlust der Autobahnen und Schnellstraßen, heißt es dann. Wenn das nicht zynisch ist.
Aber wir können lachen, denn es ist nicht schade um die Maut. Wir pfeifen auf die entgangenen Erstattungen, fahren mit 240 Sachen den deutschen Rasern hinterher und die eigenen Straßen kaputt. Eh das Knöllchen kommt, sind wir längst untergegangen.
Titelträume
Wer ernsthaft über den Weltuntergang nachdenkt, wird leider auch zu einer erschreckenden Erkenntnis kommen: Nicht nur Pflanzen, Mensch und Tier droht das jähe Ende, auch die schönen Titel gehen unter. Und zwar alle 800 oder 900 oder wie viele es inzwischen sein mögen. Denn wenn Herr Professor honoris causa Hans Mustermann nicht mehr ist, ist der Herr Professor alleine eben auch nicht mehr.
Da dies die Leidensfähigkeit der meisten Titelträger übersteigen dürfte, rufen wir rechtzeitig und laut: Verehrte Herren Konsul, hochgeschätzte Hof- oder Kommerzialräte, ehrwürdige Damen Doktoren, Professoren und Diplom-Titelträger - legen Sie Ihre Titel vor dem 21. Dezember ab! Treten Sie zurück! Erbringen Sie den Beweis früherer Plagiate, um Ihres Titels ledig zu werden! Es ist zumindest öffentlich nicht schade drum - denn die einzige Rettung liegt hier im Verzicht.
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