Made in China, Indonesien, Vietnam, Pakistan. Wer beim Kleiderkauf diese Ländernamen auf dem Einnäher findet, wird zu Recht nachdenklich. Und auf wessen Kosten werden eigentlich Pullover für neun Euro produziert? Worauf verantwortungsbewusste Mode-Fans achten sollten, lesen Sie hier.

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Vor einem Jahr stürzte das Gebäude Rana Plaza in Bangladesch ein. Darin befand sich auch eine Textilfabrik, die trotz Warnung vor Baufälligkeit nicht rechtzeitig evakuiert wurde. Die Katastrophe forderte über 1.100 Todesopfer und hunderte Verletzte. Zahlreiche Marken, die auch in Deutschland auf dem Markt sind, ließen in Rana Plaza billig Kleidung produzieren.

Sklaven- und Kinderarbeit, Hungerlöhne, Umweltkatastrophen, Vergiftung durch Chemikalien: die Bekleidungsindustrie hat ihre Skandale. "Grüne" Mode aus Bio-Baumwolle oder recycelten Materialien ist zwar seit mehren Jahren im Kommen, aber wie vertrauenswürdig ist das "neue Bewusstsein" der Bekleidungshersteller? Verbraucherschützer und Organisationen wie Oxfam und Greenpeace kritisieren, dass die wenigsten Labels ihre komplette Produktionskette offenlegen. "Öko" sei oft nur eine leere Worthülse und fadenscheinige Marketingmaßnahme.

Verantwortungsbewusst Shoppen, aber wie?

1. Viele Siegel erschweren den Überblick

Es gibt mittlerweile über 100 Zertifikate im Textilbereich. Sie decken verschiedene Aspekte der Produktion ab: "Fairtrade – Certified Cotton" gewährleistet, dass den Baumwollproduzenten faire Preise gezahlt werden. Die Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie versucht die "Fair Wear Foundation" zu verbessern.

Andere anerkannte Siegel sind das "GOTS"-Zertifikat für Biotextilien und "Öko-Tex", das gewährleistet, dass bei gefährlichen Schadstoffen bestimmte Grenzwerte eingehalten werden. Da bisher kein Siegel alle Bereiche der Herstellung abdeckt, haben Kleidungsstücke im besten Fall mehrere Zertifikate.

2. Regionale Produktion unterstützen

Ein Klassiker bei Kleidung "Made in Germany" ist Trigema. Seit über 90 Jahren lässt die Firma ausschließlich in eigenen Fabriken in Deutschland produzieren. Doch auch immer mehr junge Labels setzen auf kurze Wege. Das hat den Vorteil, dass die Transportkosten geringer sind und dadurch weniger CO2 entsteht. Viele Modemacher nutzen die Nähe zu den Fabriken, um sich selbst ein Bild von den Produktionsbedingungen vor Ort zu machen. Darüber hinaus können an Nachhaltigkeit interessierte Konsumenten auch bei Kleinstproduzenten einkaufen, die selbstgefertigte Kleidung auf Märkten oder Online-Plattformen wie Dawanda oder Etsy anbieten.

3. Den Ressourcenverbrauch gering halten

Der Anbau und die Verarbeitung von Baumwolle benötigen sehr viel Wasser. Für die Herstellung einer Jeans werden zum Beispiel bis zu 11.000 Liter Wasser verbraucht. Beim Bleichen, Färben und Bedrucken von Stoffen gelangen Pestizide ins Abwasser. Um solche Umweltverschmutzungen klein zu halten, kann man etwa auf ungebleichte Textilien zurückgreifen.

Weitaus weniger Wasser als Baumwolle benötigen Hanf- und Leinenpflanzen, die zudem auch in Europa angebaut werden können. Außerdem verbessert sich die Ökobilanz eines Kleidungsstücks, je länger es getragen wird. Gute Qualität zahlt sich also nachhaltig aus. Abgelegte Kleidung kann man in Second-Hand-Läden bringen oder verschenken. In immer mehr Städten gibt es "Swap-Partys", bei denen man Kleider und Accessoires tauschen kann.

Die Modeindustrie macht es Verbrauchern derzeit nicht leicht, beim Shopping alles richtig zu machen. Aktivisten hoffen auf mehr Transparenz bei den großen Handelsketten. Für die Konsument steht aber fest: Wer mit einem guten Gewissen schöne Kleidung tragen will, die ökologisch und ethisch korrekte hergestellt wurde, muss tiefer in die Tasche greifen.   © Glutamat

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