Zweibrücken/Homburg (dpa) - Blau, gelb, grün, rot, schwarz oder weiß - und alles aus Blech: In den Regalen der Oldtimer-Werkstatt von Lothar Fuchs im pfälzischen Zweibrücken reihen sich Ölkanister an Ölkanister.

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Mehr als 880 der historischen Behälter hat der Saarländer aus dem benachbarten Homburg-Einöd bereits gesammelt.

Der Autonarr nennt wohl die größte Sammlung an alten Motoröldosen in Deutschland sein Eigen. "Jedenfalls hab' ich in Deutschland noch niemand getroffen, der mehr Öldosen besitzt als ich", erzählt der 63-Jährige.

Seine Leidenschaft für die Blechkanister entdeckte Fuchs, als er vor ein paar Jahren Dekostücke für seine Oldtimer-Hobby-Werkstatt suchte. Sein erstes Stück fand er bei einem Bummel über einen Oldtimer-Markt in Frankreich - einen Behälter für Esso-Extra-Motoröl im Design der 50er und 60er Jahre mit zwei gemalten, gelben, kugelrunden Männchen im roten Cabrio. "Das hat mich gleich angesprochen, ein richtig schönes Motiv. Und da ging es dann los."

Sein Sohn habe ihn anfangs für verrückt erklärt. Aber Fuchs hatte Feuer gefangen. An den alten Öldosen interessieren ihn vor allem Form und Design. "Da kann man zeitgeschichtlich einiges ablesen." Den dunkelblauen Behälter mit den roten Streifen etwa gab es vor dem Zweiten Weltkrieg zu jedem neuen Bugatti dazu. Für ein Original eines solchen Sammlerstücks zahlen Bugatti-Besitzer heute schon mal 5000 Euro - zu viel für Fuchs. Er hat eine Replik in seiner Sammlung, für die er nur einen Bruchteil ausgegeben hat.

Bis in die 1970er Jahre wurde der Schmierstoff vorwiegend in Blechgebinden angeboten, heute meist in Plastikflaschen. "Einige Mitbewerber bieten ihre Produkte höchstens noch mal zu Marketingzwecken in nostalgischen Blechdosen an", sagt Peter Szarafinski vom Mineralölhersteller Liqui Moly. Die Kunststoffkanister hätten klare Vorteile gegenüber denen aus Metall, da sie nicht eingedellt werden könnten und transport- sowie lagersicherer seien. Seines Wissens wird Motoröl nur noch in Japan vorwiegend in Metallgebinden verkauft.

Kenner der Dosen-Geschichte sind in der Branche kaum mehr zu finden. In den vergangenen Jahrzehnten brachten Designer viele originelle Versionen der Gebinde auf den Markt. So zeigen zwei Öldosen von BP in Fuchs' Sammlung erst dann das komplette Bild eines Motorrads, wenn man sie aneinanderstellt. Das älteste Stück des Sammlers stammt aus den 1890er Jahren - eine schon etwas rostige Dose von Meyeröl (Hannover). Die hat er bei Ebay ersteigert.

Nicht nur im Internet ist der 63-Jährige viel unterwegs, sondern auch auf Flohmärkten vor allem im benachbarten Frankreich: "Die Deutschen neigen eher zum Entsorgen, die Franzosen bewahren mehr auf, nach dem Motto: Könnte man ja noch mal gebrauchen." Und beim Nachbarn ist das Öldosen-Sammeln viel weiter verbreitet als in Deutschland. Er habe bei seinen Internet-Recherchen einen französischen Liebhaber mit 4000 bis 5000 Stück entdeckt, erzählt Fuchs.

Sein Geld verdient der Selfmade-Unternehmer mit dem An- und Verkauf von Lager- und Supermarktregalen und der Einrichtung von Ladenketten. Neben seinen Oldtimern, die er hobbymäßig restauriert, sieht Fuchs auch die Öldosen als Teil seiner Alterssicherung. Wenn er die Stücke einzeln bei Ebay versteigern würde, brächte ihm das etwa 25 000 Euro ein, schätzt er. Und die Preise steigen.  © dpa

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