Nachdem Lisa Eckhart am 7. August vom Harbourfront Literaturfestival in Hamburg ausgeladen wurde, ist der Veranstalter zurückgerudert und will die die österreichische Kabarettistin nun doch dabeihaben. Allerdings hat er die Rechnung ohne die 27-Jährige gemacht.
Die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart und der Zsolnay-Verlag haben die erneute Einladung zum Literaturfestival Harbourfront abgelehnt.
Bei allem Verständnis für den Vorstoß des Festivals - nun sei es zu spät, sagte Zsolnay-Verlagsleiter Herbert Ohrlinger am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Wien.
"Aufgabe eines Verlags ist auch, seine Autoren und Autorinnen zu schützen." Das Hin und Her der vergangenen Wochen sei an der 27-Jährigen nicht spurlos vorbeigegangen. "Sie steht unter enormem Druck", sagte Ohrlinger.
Lisa Eckhart eine von acht Kandidaten für den Klaus-Michael-Kühne-Preis
Eckhart sollte als eine von acht Kandidatinnen und Kandidaten für den Klaus-Michael-Kühne-Preis, der für den besten Debütroman vergeben wird, am 14. September im Hamburger Nochtspeicher auftreten. Am 17. August erscheint bei Zsolnay Eckharts Debütroman "Omama".
Nachdem der Betreiber des Veranstaltungsortes Sicherheitsbedenken im Falle eines Auftritts Eckharts formuliert hatte, hatte das Festivalteam sie ausgeladen. Sie wurde wieder eingeladen, nachdem die vier Lesungen im Wettbewerb nun nicht mehr wie geplant im Nochtspeicher, sondern an einem anderen Ort stattfinden sollen. Kritiker werfen der Kabarettistin vor, rassistische und antisemitische Klischees zu bedienen.
Festival-Leitung: Politische Überlegungen spielten keine Rolle
"Zu unserem größten Bedauern haben Lisa Eckhart und ihr Verlag die Teilnahme der Autorin am diesjährigen 'Debütantensalon' heute abgesagt", teilte das Festival am Montag mit.
Die Festival-Leitung betonte nochmals, "dass bei all unseren Überlegungen und Entscheidungen in der Causa Eckhart allein Sicherheitsfragen und die
Durchführung eines fairen Debütanten-Wettbewerbs im Mittelpunkt standen und dass uns weder politische Motive, noch irgendwelche Kritik an der Arbeit der Künstlerin beeinflusst oder gar geleitet haben".
Das Festival bedauere ausdrücklich, dass es nun zu keinem Auftritt von Eckhart im Rahmen des "Debütantensalons" kommen werde.
Brosda: "Kein gutes Signal für die Freiheit der Kunst"
Auch Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) bedauerte die Absage von Lisa Eckhart. "Es darf nicht sein, dass aus Sorge vor Gewalt Kultur eingeschränkt wird", sagte Brosda. "Dies ist kein gutes Signal für die Freiheit der Kunst und dieser Vorgang darf sich nicht wiederholen."
Hamburg sei eine Stadt der Freiheit. Insofern sei es gut, dass die Autorin wie geplant im Hamburger Literaturhaus auftreten werde. Dort will Eckhart am 3. September ihren Debütroman "Omama" vorstellen.
PEN-Präsidentin Regula Venske hatte die Ausladung der Kabarettistin am Montag kritisiert. "Wir kennen und schätzen uns in Hamburg nun schon seit vielen Jahren, und ich weiß, dass Euch die Literatur und die Meinungsfreiheit am Herzen liegen", heißt es in einem offenen Brief an die Festival-Leitung sowie an den Nochtspeicher. "Wie viele andere aber bin ich ob der Ausladung Lisa Eckharts bestürzt. Das kann und darf nicht die Ultima Ratio in dieser Angelegenheit sein!", heißt es in dem Brief weiter.
"Ob die Gewalt von rechten oder linken Extremisten, von religiösen Eiferern oder Psychopathen angedroht wird: Wir dürfen uns ihr nicht in vorauseilendem Gehorsam beugen", schreibt Venske weiter. Es könne sein, dass der Nochtspeicher unter den gegebenen Umständen nicht der geeignete Ort für diese Veranstaltung sei. Man könne die Kandidatin aber auch zum Beispiel per Online-Schalte einbeziehen.
Es könne auch nicht sein, dass sich für einen Preis Nominierte ihre Konkurrenten selbst aussuchen. "Wer mit einem Kollegen, einer Kollegin nicht auftreten will, muss selbst zu Hause bleiben und kann nicht dem Veranstalter vorschreiben, mit wem er oder sie zu lesen bereit ist oder wer weiter im Rennen bleiben darf", heißt es. Gerade am Umgang mit "trivialeren" Kunsterzeugnissen zeige sich, wie es um Demokratie und Meinungsfreiheit steht. (dpa/ank)
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