Rom/Athen - Dass Ostern bei Katholiken und Protestanten einerseits und in den orthodoxen Kirchen andererseits auf das gleiche Datum fällt, ist ungewöhnlich. Aber in diesem Jahr ist das so. Wer also seine Osterferien in einem orthodox geprägten Land wie Griechenland, Russland, Bulgarien oder Zypern verbringt, kann das seltene Ereignis erleben: Ausnahmsweise feiern alle das Osterfest gemeinsam am 20. April.
Aber wie kommt es eigentlich, dass Ostern zumeist an unterschiedlichen Wochenenden gefeiert wird, obwohl es doch um das gleiche Glaubenszeugnis geht? Die Antworten haben mit Julius Cäsar zu tun, mit Papst Gregor XIII. und mit einem Konzil vor 1.700 Jahren.
Warum feiern die orthodoxen Kirchen und die katholische Kirche Ostern meistens an verschiedenen Terminen?
Das liegt daran, dass die katholische Kirche und die evangelischen Kirchen sich bei ihren Feiertagen am Gregorianischen Kalender orientieren, die Orthodoxie sich aber am Julianischen Kalender, den Julius Cäsar 45 v. Chr. im römischen Reich eingeführt hat. Diese beiden Kalender liegen 13 Tage auseinander, nach julianischer Rechnung beginnt das neue Jahr also erst später im Januar.
Ostern ist - anders als Weihnachten - ein beweglicher Feiertag. Wann die Christenheit ihr wichtigstes Fest begeht, wurde vor 1.700 Jahren auf dem Konzil von Nicäa (heutiges Iznik in der Türkei) festgelegt. Danach feierten erst einmal alle Christinnen und Christen gemeinsam - und zwar am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond des Jahres.
Dann aber wurde 1582 auf Initiative von Papst Gregor XIII. der Gregorianische Kalender eingeführt, um Fehler bei der Zeitberechnung im Julianischen Kalender zu beheben. Die orthodoxen Kirchen behielten den Julianischen Kalender; bis heute können sich die verschiedenen Strömungen in der Orthodoxie nicht auf die Umstellung auf den Gregorianischen Kalender einigen.
Warum gibt es in diesem Jahr einen gemeinsamen Termin?
Das liegt am Mond. Alle Christen feiern Ostern am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlings ihres jeweiligen Kalenders. Da für den Julianischen Kalender der Frühling nicht am 20. oder 21. März, sondern 13 Tage später als im Gregorianischen Kalender beginnt und der orthodoxen Tradition zufolge die Osterwoche nie im März und nie vor dem jüdischen Pessachfest (dieses Jahr ab dem 12. April) gefeiert wird, fällt der Ostersonntag in beiden Kirchen nur selten auf den gleichen Tag.
Manchmal gibt es sogar einen Unterschied von mehreren Wochen, wie etwa im Vorjahr, als die orthodoxen Kirchen erst am 5. Mai Ostern feierten, Katholiken und Protestanten hingegen schon am 31. März.
Gibt es Versuche, weltweit ein einheitliches Oster-Datum zu finden?
Ja. Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte der weltweite Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) eine Osterbotschaft. "Könnte das nicht immer so sein, könnten wir nicht immer alle am selben Tag das Osterfest feiern, dass das Herzstück unseres Glaubens ist? Es wäre ein deutliches Zeichen für Versöhnung und ein konkreter Ausdruck der Einheit, für die Christus gebetet hat", schrieben Weltkirchenrat-Generalsekretär Jerry Pillay und ÖRK-Zentralausschuss-Vorsitzender Heinrich Bedford-Strohm.
Zum Weltkirchenrat gehören etwa 350 anglikanische, protestantische, orthodoxe und Alt-Katholische Kirchen und Gemeinschaften weltweit.
Auch die ökumenische Initiative "Pasqua together" setzt sich für ein gemeinsames Oster-Datum aller christlichen Kirchen ein. Im Vorjahr sprach
Sonderfall Ukraine?
Das von Russland angegriffene Land hat für die christlichen Feiertage eine ungewöhnliche Regelung getroffen: Während bei Weihnachten eine Angleichung an den Westen erfolgte und am 24. und 25. Dezember Christi Geburt gefeiert wird, bleibt es beim Osterfest bei der alten Berechnung nach dem Neujulianischen Kalender. Das heißt, dass die russisch-orthodoxe Kirche, die ukrainische-orthodoxe Kirche, die Orthodoxe Kirche der Ukraine und die griechisch-katholische Kirche weiterhin alle am gleichen Tag Ostern feiern.
Und worum genau geht es eigentlich an Ostern?
Ostern ist das höchste Fest der Christenheit. Laut Neuem Testament wurde Jesus, der Sohn Gottes, zu Tode verurteilt, gefoltert und gekreuzigt. Am dritten Tag jedoch soll er wieder von den Toten auferstanden sein. Er zeigte sich seinen Anhängerinnen und Anhängern. Das ist der Kern der christlichen Botschaft - der Gottessohn stirbt und steht wieder auf.
Wie wird gefeiert?
Um das Osterfest haben sich in vielen Ländern spezielle Bräuche und Rituale entwickelt. Wer nun diese Ostertage in Griechenland oder Zypern verbringt, muss mit einem Spektakel rechnen: Für orthodoxe Christen ist das Osterfest das wichtigste religiöse Fest - noch vor Weihnachten. Entsprechend groß wird es gefeiert, mit stundenlangen Messen und symbolträchtigen Ritualen. Am Karsamstag um Mitternacht verkünden die Priester die Auferstehung, begleitet von Feuerwerk und Freudenrufen. Am Ostersonntag wird mit der Familie gefeiert, es gibt Lammfleisch, Innereien und rot gefärbte Eier, die man aneinander stößt. Wessen Ei dabei heil bleibt, der wird nach dem Volksglauben "Glück und Freude" haben.
Für viele Katholikinnen und Katholiken weltweit gehört der Segen "Urbi et Orbi" zum Höhepunkt der Osterfeiertage - der Papst spendet ihn traditionell am Ostersonntag nach dem Gottesdienst auf dem Petersplatz in Rom und grüßt die Gläubigen in vielen verschiedenen Sprachen. Ob der gesundheitlich angeschlagene Franziskus in diesem Jahr selbst segnen kann, war zunächst offen. © Deutsche Presse-Agentur