Berlin - Es gehört zu den Ungerechtigkeiten dieser Welt, dass die Talente unter ihren Bewohnern nicht unbedingt gleichmäßig verteilt sind. So gibt es Menschen wie Joachim Meyerhoff. Als Schauspieler wird er ebenso gefeiert wie als Schriftsteller, gewinnt Theaterpreise, schreibt Bestseller. Ein solcher dürfte auch sein neues Buch "Man kann auch in die Höhe fallen" werden.

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2,8 Millionen verkaufte Bücher

In seinen autofiktionalen Romanen - von denen er seinem Verlag Kiepenheuer & Witsch zufolge 2,8 Millionen Exemplare verkauft hat - gelingt es Meyerhoff, leichtfüßig über schwere Themen zu schreiben. Auf der Bühne wie in seinen Büchern gilt der 57-Jährige als Meister der Tragikomik. "Man kann auch in die Höhe fallen" zeichnet sich wieder dadurch aus.

Es handelt von einer Zeit, in der der Autor als Mittfünfziger in einer Krise steckt und für zehn Wochen zu seiner Mutter aufs Land nach Schleswig-Holstein zieht. Dort will er sich einem neuen Schreibprojekt widmen, von Erlebnissen am Theater erzählen und vom Versuch, in Berlin heimisch zu werden.

Ein Mittfünfziger zieht zurück zu seiner Mutter

Darum geht es dann auch im Buch, das wie seine Vorgänger in Kapitel mit verschiedenen Anekdoten strukturiert ist. Gleichzeitig wird "Man kann auch in die Höhe fallen" zu einer Erzählung über seine Mutter. Die Passagen über die 86-Jährige sind die schönsten Teile des Romans, und sie machen Meyerhoffs sechsten Roman zu einem Lesevergnügen.

Susanne Meyerhoff erscheint im Roman als wahnwitzig abenteuerlustige Frau, die gerne nackt in der kalten Ostsee badet und sich dabei nicht an Feuerquallen stört. Die viel zu schnell Auto fährt und schon einmal spontan eine Lesung für ihren Sohn übernimmt, wenn diesem auf der Bühne die Worte fehlen.

Fotoprobe „Die Möwe“ in der Schaubühne
Meyerhoff arbeitet unter anderem an der Berliner Schaubühne, hier im Stück "Die Möwe" (Archivbild). © dpa / Soeren Stache/dpa

Allein lebt sie auf einem parkähnlichen Grundstück und hat sich trotz zahlreicher Schicksalsschläge ihren trockenen Humor bewahrt. Zu ihrem Sohn, dem es nach einem Schlaganfall und Umzug nicht gut geht, sagt sie nach dessen Ankunft: "Wenn man dich anguckt, wird man schlagartig unglücklich."

Das macht Meyerhoffs Bücher so besonders

Bekannt sind Meyerhoffs Romane für liebevolle und genau beobachtete Charakterisierungen seiner eigenwilligen Familienmitglieder. Einmal schaut der Sohn nach über 20 Minuten nach, was seine Mutter so lange in der Sauna macht. Er sieht sie dort nackt mit einem Schleifstein eine Sichel schärfen - weil das Dampfbad ihr sonst zu langweilig wird.

Meyerhoff war lange Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters und wechselte vor einigen Jahren an die Berliner Schaubühne. Inzwischen arbeitet er freischaffend. Es geht im Buch auch um frühere Theatererlebnisse. Die hätte es im Buch eigentlich gar nicht gebraucht, sie fallen etwas heraus. Fast möchte man diese Kapitel überblättern, um schnell mehr über die wunderbar faszinierende Protagonistin dieses Romans zu erfahren.  © Deutsche Presse-Agentur

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