Gemeinsam mit Bandkollegen nahm der Sänger und Dancing-Star-Moderator Klaus Eberhartinger das Ehrenzeichen der Republik Österreich im Bundeskanzleramt entgegen. Eine unterhaltsame Laudatio auf den "Rampeneber" hielt EAV-Gründer Thomas Spitzer – und zeigte sich nach seiner Herz-OP fit und munter.
"Hurra, hurra, die EAV ist wieder da", dürfte sich so mancher Teilnehmer im Bundeskanzleramt in Wien gedacht haben, während er im Stillen den Song "Nie wieder Kunst" vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 1994 mit folgenden Zeilen vervollständigte: "Hurra, hurra, das wird ein gutes Jahr".
Das ist es nämlich geworden - mindestens für EAV-Sänger Klaus Eberhartinger und EAV-Gründer und Songwriter Thomas Spitzer.
Ersterer bekam am Dienstagnachmittag das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik von Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) verliehen – und widmete die Hälfte davon sogleich seinem langjährigen Wegbegleiter, Freund und Bandkollegen Spitzer, für den 2017 gesundheitlich eine Herausforderung war. Der 64-Jährige musste sich im Mai einer Herz-Operation unterziehen.
Laudatio in EAV-Manier
Zur Verleihung war Spitzer, der 1977 mit Eik Breit, Nino Holm und Anders Stenmo die Erste Allgemeine Verunsicherung gründete, wieder fit. "Ein Herz und eine Kehle", seien er und
Immerhin seit knapp 40 Jahren kennen sich die beiden. Getroffen haben sie sich in Graz, über Spitzers Schwester, mit der Eberhartinger liiert war. Anno 1981 holte Spitzer den um drei Jahre älteren ehemaligen Medizin-Studenten mit viel Überredungskunst in die Band.
Eberhartinger wurde das Aushängeschild der EAV, Spitzer blieb das Mastermind hinter den satirisch-bissigen und gleichzeitig musikalisch abwechslungsreichen Songs. Ein "Rampeneber mit kritisch-wachem Geist" sei Eberhartinger, verkündete Spitzer in seiner Laudatio, die er vollständig in Versform hielt. Unter anderem mit Zeilen wie: "In ihm fand ich den Mentor, mit krausem Hippie-Haar. Er griff zu Marx und Engels, und ich griff zur Gitarr’. Trotz kleiner Unterschiede, verblieben wir bis heut’, ein Herz und eine Kehle, kurz, zwa zwied’re Eheleut’."
Beitrag zur musikalischen Identität Österreichs gewürdigt
Es war diese Art der Reime, die die EAV mit Songs wie "Ba-Ba-Banküberfall", "Go Karli Go", oder "Burli" berühmt machte. Dieser "Volksliedcharakter" wurde von Kulturminister Drozda gewürdigt, sowie der Beitrag Eberhartingers zur musikalischen Identität Österreichs: "Die EAV gehört nicht zu den Bands, die den Heimatbegriff instrumentalisieren. Das ist mir sympathisch", so Drozda.
Von Instrumentalisierung kann tatsächlich keine Rede sein. Immer wieder ließ die Band mit kritischen Songs aufhorchen, wobei die österreichische Politik selten gut weg kam. So wurde der Song "Valerie, Valera" – entstanden in der Ära Schwarz-Blau unter Wolfgang Schüssel (ÖVP) - vom ORF nicht gespielt. Unter anderem wegen Zeilen wie: "Jö, schau, jetzt bin ich Kanzler.", sagt der Wolfgang zur Mama. Hüpft vor Freude wie ein Tanzbär und kriecht dem Haider in den A..." Zudem enthält der Song originale Aussagen vom mittlerweile verstorbenen Rechtspopulisten Jörg Haider (FPÖ, BZÖ), die für Aufregung sorgten.
Neues EAV-Album noch nicht in Sicht
Auch in ihren jüngsten Produktion wie "Neue Helden braucht das Land" aus 2010 und "Werwolf-Attacke" aus 2015 bediente sich Spitzer aller gängigen Klischees. Besonders der Song "Lederhosen-Zombies" sorgte für einen Social Media-Shitstorm, fühlten sich viele Andreas Gabalier-Anhänger auf den rot-weiß-karierten Schlips getreten.
Wann man mit dem nächsten Album der Austro-Pop-Stars rechnen darf, das wird derzeit nicht kommentiert. Erst im Oktober 2016 kam "Was haben wir gelacht" auf den Markt.
Eine Art Best-of-Album, das die Band auf ihrer Website wie folgt beschreibt: "Die erste "Larifaritäten"-CD der EAV, welche größtenteils unbehandelte Kassetten-Funde, Studio-Fragmente und höchst amüsante (sic!) Zwischenstücke beinhalten wird."
Eberhartinger, der Tausendsassa
Es stellt sich ohnedies die Frage, wie viel freie Zeit das Showtalent derzeit hat. Regelmäßig ist der 1950 in Oberösterreich geborene als Moderator, Jurymitglied oder Ratespielteilnehmer ("Was gibt es Neues") zu sehen. 2008 moderierte er erstmals mit Mirjam Weichselbraun die ORF-Sendung "Dancing Stars", in der er 2007 als Tänzer mit gebrochener Rippe siegte.
2009 wurde er mit dem Film- und Fernsehpreis "Romy" in der Kategorie "Beliebtester Talk- und Showmaster" ausgezeichnet, 2012 gemeinsam mit Weichselbraun als "Beliebtester Showentertainer".
Außerdem schrieb der gebürtige Oberösterreicher das Buch "Sex, Lachs und Rock'n Roll" (2008, Ueberreuter) und ist als Schauspieler bekannt. Bei den Seefestspielen Mörbisch gab er 2008 den Sigismund in der Operette "Im weißen Rössl" und ließ 2012 die Gailtalerin in Wolfgang Ambros' Kultmusical "Der Watzmann ruft" auferstehen.
Welche Engagements demnächst anstehen ist noch offen. Dass er als Dancing Star-Moderator in der kommenden Staffel wieder jede Menge Sprüche reißen wird, dürfte aber gewiss sein. Und wer weiß, wenn man Thomas Spitzer glauben schenken will, wird der EAV-Frontmann vielleicht den nächsten Opernball unsicher machen.
Denn im vorletzten Vers seiner Laudatio heißt es: "Seit beinah 4 Dekaden, dienst du jetzt der EAV. Wenn nicht, stellst du die Waden, als Dancing-Star zur Schau. Du moderierst Konzerte, vielleicht bald den Opernball, Du bist beinah wie das Böse, immer und überall!"
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.